Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maclean
Vom Netzwerk:
hatte.
    Liebevoll ließ er seinen Blick über ihr Gesicht schweifen, verharrte schließlich auf ihrer Stirn, wo ihr selbst im Schlaf eine steile Sorgenfalte über der Nase stand. Nick wurde es ganz weh ums Herz. Alles seine Schuld. Er konnte nicht anders, er musste die Hand nach ihr ausstrecken, strich mit dem Finger darüber, wollte die Falte verschwinden lassen.
    Die sachte Berührung genügte, sie aus ihrem unruhigen Schlaf zu wecken. Mit einem tiefen Atemzug streckte sie sich und kehrte langsam ins Bewusstsein zurück. Ein flüchtiger Moment nur, von dem er kaum genug bekommen konnte.
    Eines Tages würde er sie wach küssen und noch Stunden mit ihr im Bett bleiben.
    Leider war es ihm nicht vergönnt, bei diesem Gedanken zu verweilen.
    Als sie ihn sah, wich ihre Benommenheit erst Erstaunen, dann Entrüstung. Empört setzte sie sich auf. „Was willst du denn hier?“ Sie schwang ihre Beine aus dem Bett, und Nick widerstand dem Impuls, galant zurückzuweichen. Wenn sie erst aufgestanden war, so sein untrügliches Gefühl, wäre er entschieden im Nachteil.
    Sie verstand sofort, was er vorhatte. Finster sah sie ihn an. „Lass mich aufstehen.“
    „Nein. Erst, wenn du mich angehört hast.“
    „Sie haben längst alles gesagt, Lord Nicholas.“
    Dass sie ihm auf einmal wieder so förmlich kam, ärgerte ihn. Irgendwie musste er sie überzeugen, ihn anzuhören, musste sie überzeugen, dass er ihrer würdig war. In schierer Verzweiflung sank er vor ihr auf die Knie, griff nach ihren Händen und hielt sie in den seinen.
    Sie versuchte sich loszureißen, doch er hielt sie fest, bis sie es schließlich aufgab.
    „Ich habe mich noch nicht bei dir entschuldigt.“ Er lächelte reumütig, doch sie schwieg eisern. „Würdest du mich besser kennen, wüsstest du, dass Entschuldigungen nicht zu meinen Stärken gehören.“
    „Dann wird es Zeit, es zu lernen“, erwiderte sie schlicht.
    „Ich wollte dich nie verletzen, Isabel. Hätte ich gewusst, was ich hier vorfinden, worauf ich mich einlassen würde, hätte ich Leightons Bitte niemals nachgegeben.“ Er hielt inne und senkte den Blick auf ihrer beider verschränkte Hände. „Nein, das ist gelogen. Hätte ich gewusst, dass ich dich hier finden würde, wäre ich schon vor Jahren gekommen.“
    Sprachlos sah sie ihn an, was er mit einem schiefen Grinsen quittierte. „Ich sehe, dir fehlen die Worte. Du musst wissen, Isabel, dass du für mich so etwas wie ein Wunder bist. Ich bin in meinem Leben schon vielen Frauen begegnet, überall auf der Welt. Doch ich habe noch keine gekannt, die so stark, so lebendig, so schön gewesen wäre wie du. Bitte glaub mir, dass ich niemals etwas tun würde, das dich verletzt.“
    „Aber du hast mich verletzt.“
    Die Worte, kaum mehr als ein von Schmerz erfülltes Flüstern, trieben ihn weiter. Er hob ihre Hände an seine Lippen, küsste sie in Ehrfurcht. „Ich weiß. Und ich würde es verstehen, wenn du mich dafür zutiefst verabscheust.“
    „Ich verabscheue dich nicht.“
    Da sah er zu ihr auf, suchte ihren Blick und fand, dass sie die Wahrheit sagte. „Das freut mich.“
    Wieder grub sich die steile Falte in ihre Stirn, und am liebsten wäre er aufgesprungen und hätte ihr alle Sorgen weggeküsst. „Ich verstehe aber nicht …“
    „Ein andermal“, unterbrach er sie. „Eines Tages werde ich dir alles erzählen.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Nick. Nicht ein andermal. Es ist Zeit, mir die Wahrheit zu sagen.“
    Er holte tief Luft. Im Grunde seines Herzens wusste er, dass sie recht hatte – dass er ihr alles erzählen, sich ihr offenbaren musste, um ihr Vertrauen überhaupt je wiedergewinnen zu können. Die Erkenntnis gab ihm Kraft. „Gut“, sagte er, „du sollst es hören.“
    Er stand auf und begann umherzugehen. „Meine Mutter hat uns verlassen, als ich zehn war. Sie war von einem Tag auf den andern verschwunden, wir hatten keine Ahnung, wohin. Fast war es, als hätte es sie nie gegeben.“ An der Tür blieb er stehen und drehte sich zu Isabel um. „Man sollte meinen, dass der Verlust der Mutter für ein Kind das Schlimmste überhaupt ist. Doch das war es nicht. Keineswegs. Das Schlimmste war, dass ich nicht wusste, was eigentlich geschehen war. Weshalb sie uns verlassen hatte. Das Schlimmste war der Gedanke, dass es … irgendwie an mir gelegen hatte.“
    Sie wollte etwas sagen, doch er sprach rasch weiter. Die Worte brachen nur so aus ihm hervor und er wusste nicht, ob er noch einmal würde beginnen können, wenn

Weitere Kostenlose Bücher