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Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maclean
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er jetzt aufhörte. „Ich war wie besessen davon, den Grund zu erfahren, weshalb sie uns verlassen hatte. Binnen weniger Tage hatte mein Vater all ihre Sachen aus dem Haus geschafft, aber ich suchte unermüdlich weiter nach Spuren, nach einem Hinweis, der mich auf die richtige Fährte führen würde. Schließlich fand ich ein Tagebuch und darin all ihre Pläne, die sie für die Zukunft geschmiedet hatte. Auf den Kontinent wollte sie reisen, erst zu Freunden nach Paris, dann weiter nach Italien. Sie nannte es ihr Abenteuer .“ Er lachte kurz auf. „Ehe und Kinder, eine Marchioness zu sein, waren für meine Mutter anscheinend nicht aufregend genug.
    Ich habe nie jemandem von dem Tagebuch erzählt“, fuhr er fort. „Weder meinem Bruder noch meinem Vater, ihm vor allem nicht. Aber ich habe es wie einen Schatz gehütet – jahrelang, bis ich mit der Schule fertig war. Da war mein Vater tot, Gabriel Marquess, und ich … ich war nichts.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich bin auf den Kontinent gereist.“
    „Um deine Mutter zu suchen“, flüsterte sie.
    Er nickte. „Es herrschte Krieg, und jede Spur meiner Mutter hatte sich längst verloren. Aber ich war jung und voller Tatendrang und auch nicht der Dümmste, weshalb mich ein hochrangiger Vertreter des Kriegsministeriums, dem ich in meiner obsessiven Suche aufgefallen war, unter seine Fittiche nahm und zum Fährtenleser ausbilden ließ.“
    Sie beobachtete ihn schweigend. Er spürte ihre Neugier; sie brannte darauf, ihm Fragen zu stellen. Er schwieg, bis sie nicht länger an sich halten konnte. „Worauf hat man dich angesetzt? Wen hast du aufgespürt?“
    „Wen immer sie gerade suchten“, meinte er achselzuckend. „Es war mir ziemlich egal, was ich tat, wichtiger war mir, dass ich reisen konnte. Meine Arbeit war nur Mittel zum Zweck. Ich kam in der Welt herum, und die paar Tage Arbeit im Jahr, an denen die Krone meiner Dienste bedurfte, wurden mir gut entlohnt.“
    „Hast du …“ Sie zögerte. „Hast du jemals einem Menschen etwas zuleide getan?“
    Was sollte er darauf erwidern? Er wollte sie nicht belügen. Auch sich selbst wollte er nicht belügen. Als er ihr schließlich antwortete, sah er beiseite. „Nicht vorsätzlich, nein. Meine Arbeit war erledigt, wenn die betreffende Person gefunden war. Was danach geschah, ging mich nichts an.“
    „Das heißt, du weißt es nicht. Es könnte diesen Menschen sehr wohl etwas geschehen sein.“
    Er sah sie an. „Ja, das ist möglich.“
    Sie drängte weiter. „Auch dir hätte etwas zustoßen können.“
    „Ja.“
    Für eine ganze Weile ruhte ihr Blick auf ihm, dann stand sie auf und kam zu ihm herüber. Wie sie ihn ansah, ihn zur Rede stellte, machte Nick einmal mehr bewusst, wie stark sie war, wie unerschrocken. „Warum hast du damit aufgehört?“
    Er schwieg einen langen Augenblick. Die Antwort war ihr wichtig, das spürte er. Er wollte, dass sie ihn verstand, dass sie es begriff, wenn er die Wahrheit sagte.
    „Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil ich langsam zu gut darin wurde, weil es mir zu sehr gefiel. Oder weil mir die Menschen, die ich aufspüren sollte, nicht mehr wichtig waren. Und weil es mich nicht kümmerte, was mit denen geschah, die ich gefunden hatte.“ Er erwiderte ihren Blick, wünschte, sich ihr verständlich zu machen. „Vielleicht auch, weil ich ihnen ebenso gleichgültig war.“
    Sie schwieg. Er machte einen Schritt auf sie zu, wollte ihr nahe sein, bei dem, was er sagen musste. „Ich hätte diesen Auftrag niemals annehmen sollen … aber Leighton ist ein alter Freund; ich konnte ihm die Bitte nicht abschlagen. Ich schwöre dir, Isabel, dass ich weder dir noch Georgiana, noch James oder irgendeinem der Mädchen etwas Böses wollte. Hätte ich gewusst, was ich anrichten würde … wäre ich nie gekommen.“
    Er neigte den Kopf, bis seine Stirn fast die ihre berührte. „Nichts wünsche ich mir mehr, als dass du glücklich bist. Dass du dich des Lebens freust. Bitte, gib mir noch eine Chance.“
    Sie schloss die Augen, lauschte seinen Worten, die kaum mehr als ein Flüstern waren. Er konnte ihr jede Regung am Gesicht ablesen. Mit angehaltenem Atem wartete er, hoffte, dass er sie mit seinen Worten hatte gewinnen können.
    Ein leises Lächeln huschte über ihre Lippen und war so rasch wieder verschwunden, dass er fast geglaubt hätte, es sich nur eingebildet zu haben, würde er sie nicht so aufmerksam beobachten. Sie öffnete die Augen, die golden schimmerten im flackernden

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