Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen
kaum merklichem Innehalten strich er abermals über ihre Wange, umfing dann mit warmer, fester Hand ihren Nacken, zog sie an sich und küsste sie auf ihre noch immer lächelnden Lippen. Es wurde ein sehr inniger, bedächtiger Kuss, der sie mit tiefer Freude erfüllte. Als sie in seinen Mund seufzte, löste er sich von ihr, begann kleine, zarte Küsse auf ihre Wange zu tupfen, ihre Nasenspitze, ihre Stirn. Dann zog er sich ganz zurück und sah sie an.
„Du hast also geglaubt, dass du bei mir Chancen hättest“, neckte er sie.
Lachend schüttelte sie den Kopf. „Nein. Die Mädchen dachten das. Sie lagen mir ständig damit in den Ohren, dass ich die Lektionen aus dem Journal lernen und auf dich anwenden solle.“ Sie lächelte verschmitzt. „Nur leider war ich nie sehr gut darin, mich an die Anweisungen zu halten.“
„Und?“ Er lachte leise. „Was hattest du stattdessen vor?“
„Ich dachte, dass mir mit deiner Antikenkenntnis besser gedient wäre.“
„Nur besser?“, gab er sich bestürzt. „Ich bin der Beste.“
Sie musterte ihn prüfend. „Hmmm … ja, könnte sein.“
Er lachte schallend. „Du kleines Biest.“
Und schon war er vom Fenster verschwunden. Sie lehnte sich hinaus, um zu schauen, wo er denn nun hinwollte – und sah ihn durch einen halb verfallen Torbogen in die alte Ruine treten. Das Herz begann ihr höher zu schlagen, als sie ihn gemächlich auf sich zukommen sah. Doch sie wollte sich nichts anmerken lassen, schwang sich betont lässig auf den Fenstersims und wartete dort auf ihn. Doch mit jedem Schritt, den er näher kam, wuchs ihre Erregung. Wie gebannt sah sie ihm entgegen, fand seine blauen Augen unverwandt auf sich gerichtet.
Das dumme Journal hatte recht gehabt. Er war wirklich ein Prachtexemplar.
Und er war ihr Ehemann.
Der Gedanke erschütterte sie bis ins Mark.
Er blieb nicht etwa in schicklicher Distanz stehen, sondern kam so nah er nur konnte, bis seine Beine ihre Röcke streiften und seine hohe Gestalt die Sonne vor ihrem Gesicht verschluckte. Sacht strich er ihr mit den Fingern über die Wange, hinterließ eine feurige Spur auf ihrer Haut. Sein Blick schweifte über ihr Gesicht, und er sah sie auf eine Art an, die sie nicht benennen konnte.
„Woran denkst du?“
Normalerweise würde sie eine solche Frage nicht stellen … aber nun waren sie hier, an diesem verzauberten Ort, an dem die Zeit stillzustehen und die Welt weit fort zu sein schien. Auch ihre Zukunft, auf falschen Gründen erbaut, schien weit fort. Heute, hier und jetzt, waren sie einfach nur Mann und Frau.
Sein Blick fand den ihren, und ihr Puls raste, als sie die Leidenschaft darin sah. Mit angehaltenem Atem wartete sie auf seine Antwort.
„Ich dachte gerade, dass du die großartigste Frau bist, die ich je gekannt habe.“
Ihr fehlten die Worte, doch er fuhr auch schon fort, die Hände um ihr Gesicht gelegt. „Du bist so stark und schön und klug und so voller Leidenschaft … ich vergehe vor Sehnsucht, wenn ich in deiner Nähe bin.“ Er legte seine Stirn an ihre und flüsterte: „Ich weiß nicht, wie es geschehen konnte, aber ich scheine mich ziemlich unsterblich in dich verliebt zu haben.“
Konnte das wahr sein?
Er liebte sie.
Die Worte hallten in ihr wider, machten jeden anderen Gedanken unmöglich.
Und dann küsste er sie. Womit sich jeder weitere Gedanke erübrigte.
Sein Liebesgeständnis hatte etwas Wildes, Ursprüngliches in ihm geweckt. Ohne seine Lippen von ihr zu nehmen, hob er sie vom Fenstersims und trug sie zu einem kleinen Flecken weichen, grünen Grases, das im Schutz der alten Ruine wuchs. Dort standen sie eine Weile, erkundeten einander mit Lippen und Händen, und mit jeder Geste, mit jeder Berührung spürte er, welchen Unterschied es zu den anderen Malen machte … nun, da sie seine Frau war.
Seine Frau, die er heiß und innig liebte.
Als sie seinen Frack aufzuknöpfen begann, dann seine Weste, riss Nick sich von ihrem Mund los und rang keuchend nach Atem. Im Nu hatte er sich des Rocks und der Weste entledigt, und als sie sich abermals voller Leidenschaft küssten, zerrte Isabel ihm das Hemd aus der Hose und schob ihre Hände darunter. Ihre Berührungen waren ihm süße Qual, und wieder riss er sich von ihr los, zog sich das Hemd über den Kopf und ließ es im Wind davonflattern.
Voller Verlangen streckte er die Arme nach ihr aus, wollte sie wieder küssen, doch sie wich mit tänzelnden Schritten zurück und betrachtete lächelnd seine nackte Brust. „Nein“,
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