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Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maclean
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kannst noch immer nicht davon lassen, Frauen zur Seite zu springen, die sehr gut allein zurechtkämen.“
    Wortlos drückte Nick ihm die Zügel in die Hand und eilte, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf.
    „Was hast du vor?“, rief Rock ihm nach.
    Vor der breiten Eichentür drehte Nick sich um und lächelte zu seinem Freund hinab. „Das, was jeder wohlerzogene Gentleman in dieser Situation tun würde. Ich gedenke zu klopfen.“
    Rock verschränkte die Arme vor der Brust. „Da bin ich mal gespannt.“
    Nick hob den schweren Messingklopfer und ließ ihn mit lautem Knall gegen die Tür fallen. Er wüsste nicht, wann er zuletzt einen Türklopfer hatte betätigen müssen.
    Ehe er noch lange darüber nachsinnen konnte, tat sich auch schon die Tür auf. Im ersten Moment meinte Nick, sie wäre von ganz allein aufgegangen – bis er den Blick senkte und in ein paar braune Augen schaute, die ihm seltsam vertraut waren, nur dass sie diesmal einem kleinen Jungen gehörten, dessen Gesicht mit etwas verschmiert war, das verdächtig nach Erdbeermarmelade aussah.
    Nick war sich nicht sicher, wie er unter diesen Umständen weiter verfahren sollte, doch noch ehe er etwas sagen konnte, nahm das Kind die Sache selbst in die Hand.
    Die Tür wurde ebenso rasch zugeschlagen, wie sie geöffnet worden war.
    „DA IST EIN MANN AN DER TÜR!“
    Der Schrei hallte bis nach draußen. Nick drehte sich entgeistert nach Rock um, als wolle er sich vergewissern, diese wunderliche Episode nicht nur geträumt zu haben.
    Sein Freund schüttelte sich vor Lachen.
    „Du bist mir wirklich eine große Hilfe.“
    Noch immer lachend, hob Rock beschwichtigend die Hände. „Sobald du die Festung eingenommen hast, kannst du wieder mit mir rechnen.“
    Nick wandte sich erneut zur Tür, betrachtete sie nachdenklich und presste schließlich das Ohr dagegen. Rock brüllte vor Lachen, doch Nick bedeutete ihm zu schweigen, denn er meinte, aufgeregtes Getuschel zu hören, konnte jedoch kein Wort verstehen.
    Er trat einen Schritt zurück und wollte abermals klopfen, als jemand ihn anrief. „Mylord?“
    Verblüfft drehte er sich um und sah einen schlaksigen Jungen in wollenen Breeches, weißen Hemdsärmeln und einer schmutzig grünen Weste um die Ecke des Hauses biegen. Seine Kappe trug er tief in die Stirn gezogen. Noch ehe Nick sich wundern konnte, dass der Bursche die Kappe nicht absetzte, wie es sich gehörte, war er zu dem Schluss gelangt, dass auf Townsend Park wohl nichts so war, wie es sein sollte.
    „Wir kommen auf Einladung von Lady Isabel“, rief er dem Burschen zu.
    Am Fuß der Treppe blieb der Junge stehen. „Sollten Sie nicht erst morgen kommen?“
    Ohne auf dieses dreiste Gebaren einzugehen – wann war er je von einem Dienstboten infrage gestellt worden? –, erwiderte Nick: „Nun sind wir aber hier.“
    „Drinnen werden Sie sie nicht finden.“
    „Ist sie nicht zu Hause?“
    Der Junge wippte auf den Fersen und wägte seine Worte gründlich. „Zu Hause schon – aber nicht im Haus.“
    Allmählich riss Nick dann doch der Geduldsfaden. „Junge, ich habe keine Lust auf dumme Spielchen. Ist deine Herrin nun zu Hause oder nicht?“
    Da grinste der Bursche, wie es sich für einen Bediensteten schon gleich gar nicht schickte. „Sie ist zu Hause – aber nicht im Haus, sondern auf dem Haus.“ Er zeigte nach oben. „Sie ist auf dem Dach.“
    „Sie ist auf dem Dach“, wiederholte Nick. Gewiss hatte er sich verhört.
    „Ganz genau“, sagte der Bursche. „Soll ich sie rufen?“
    Die Frage war so seltsam, dass Nick ein paar Sekunden brauchte, ehe er ihren Sinn verstand.
    Ganz anders Rock. Selbst übers ganze Gesicht grinsend, meinte sein Freund: „Ja, bitte. Sei so gut und rufe sie.“
    Der Junge trat ein paar Schritte zurück, legte die Hände an den Mund und rief: „Lady Isabel! Sie haben Besuch!“
    Nun trat auch Nick vom Haus zurück, Rock folgte ihm mit den Pferden. Nick legte den Kopf in den Nacken und starrte am Haus hinauf. Einerseits war er gespannt, was wohl als Nächstes käme, andererseits wollte er nicht wahrhaben, dass die junge Dame, der er ein paar Stunden zuvor begegnet war, sich genötigt sähe, in drei Stock Höhe auf dem Dach ihres Familiensitzes herumzuklettern.
    Hoch oben schob sich ein Kopf über den Dachsims und spähte hinab.
    Wie es aussah, war Lady Isabel tatsächlich auf dem Dach.
    Gütiger Gott. Die Frau schien den Tod zu suchen.
    Als der Kopf gleich darauf wieder verschwunden war, fragte Nick

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