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Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maclean
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über die Lippen, als könne sie kaum glauben, was eben geschehen war.
    „Isabel!“
    Als James das zweite Mal nach ihr rief, kehrte die Wirklichkeit mit einem Schlag zurück. Isabel war sich wieder bewusst, wo sie war, mit wem – und was sie getan hatte. Am liebsten wäre sie zurück aufs Dach geflüchtet. Und nie mehr hereingekommen. Sie würde draußen auf dem Dach leben. Zumindest für eine Weile.
    Bis Lord Nicholas fort war.
    Doch sie blieb, wo sie war, sah ihn mit großen Augen an und flüsterte: „Das ist mein Bruder!“
    „Darauf bin ich auch schon gekommen“, erwiderte er trocken. „Meinen Sie nicht, Sie sollten ihm antworten?“
    Natürlich, er hatte recht. „James!“, rief sie und eilte zur Dachstiege. „Ich bin hier oben!“
    „Izzy! Kate sucht nach dir!“
    Isabel schreckte zusammen. Unter gar keinen Umständen durfte Lord Nicholas erfahren, dass ihr Stallmeister eine Stallmeisterin war! Hatte er es gehört? Sie sah sich nach ihm um, war sich allzu bewusst, was zwischen ihnen geschehen war, und all der Geheimnisse, die sie vor ihm bewahren musste.
    Alles war soeben noch viel komplizierter geworden.
    Sie wusste beim besten Willen nicht, was sie sagen, wie sie eine solche Begegnung beenden sollte, und so sagte sie das Erstbeste, was ihr in den Sinn kam – das Einzige, was in Anbetracht der Situation gesagt werden konnte. „Sie müssen gehen.“
    „Und wie soll ich das anstellen? Soll ich übers Dach verschwinden?“
    Sie holte tief Luft und mühte sich um jene unerschütterliche Ruhe, auf die so stolz war. „Natürlich nicht. Sie dürfen die Vordertür benutzen.“
    „Wie großzügig von Ihnen“, meinte er. Sie beschloss, den leisen Spott zu überhören, und wollte nach unten gehen. Kaum hatte sie den ersten Schritt getan, als seine Worte sie innehalten ließen. „So können Sie sich nicht zeigen.“
    „Meine Bediensteten haben mich schon oft in Männerkleidern gesehen.“
    „Ich meinte auch nicht, was Sie anhaben, Isabel.“
    Fragend sah sie sich um und begegnete seinem funkelnd blauen Blick, der so viel sah. Zu viel. „Sondern?“
    „Wie Sie aussehen.“
    Mit fahriger Geste strich sie sich übers Haar. „Warum? Wie sehe ich denn aus?“
    „Als wären Sie gerade ausgiebig geküsst worden.“
    Isabel wurde rot. Heiß und heftig schoss ihr das Blut in die Wangen. Sie drückte sich die Hand an die Stirn und rang um Fassung, ehe sie in ihrem kühlsten Ton sagte: „Sie müssen gehen. Sofort.“
    Damit eilte sie nach unten, um sich neuen Herausforderungen zu stellen, die gewiss schon ihrer harrten.
    „Was soll das heißen, sie kommen nicht weg?“
    Kate lehnte an einer der Pferdeboxen in den weitgehend verwaisten Stallungen von Townsend Park und war dabei, ihr langes triefnasses Haar auszuwringen. „Genau das, was ich gesagt habe. Sie kommen hier nicht weg. Der Regen hat die Straße überflutet. Und einen anderen Weg ins Dorf gibt es nicht.“
    „Aber sie haben gar keine andere Wahl! Sie können nicht hierbleiben!“
    Bei Isabels schrillem Ton runzelte Kate irritiert die Stirn. „Was soll ich denn tun, Isabel? Für das Wetter kann ich nichts.“
    „Wir halten die Mädchen einfach versteckt“, meinte Jane, patent wie immer.
    Gereizt wandte Isabel sich ab, presste die Hände an die Schläfen und holte tief Luft.
    Mit ernster Miene drehte sie sich wieder zu den versammelten Frauen um. „Lord Nicholas ist nicht dumm. Er wird merken, dass auf Townsend Park etwas nicht stimmt. Ebenso sein Freund. Sie werden mitbekommen, dass keine Männer im Haus sind.“
    „Und keine Dienstboten“, fügte Gwen hinzu. „Die meisten von uns haben sie noch gar nicht zu Gesicht bekommen. Ich würde vorschlagen, wir machen einfach so weiter und hoffen das Beste!“ Sie grinste zuversichtlich, was Isabel vermutlich beruhigen sollte, jedoch genau den gegenteiligen Effekt hatte.
    „Seit Jahren tue ich mein Möglichstes, um euch Schutz zu bieten und Minerva House aufrechtzuerhalten, und jetzt, wo alles auf dem Spiel steht, rätst du mir, einfach das Beste zu hoffen?“ Als Gwen erfreut nickte, wurde Isabel noch argwöhnischer. „Was gibt es da zu grinsen?“
    Gwen wollte gerade etwas erwidern, als Kate einen heftigen Hustenanfall bekam. Im Nu machte Gwen den Mund wieder zu und sah kopfschüttelnd beiseite. Jane begann versonnen eines der beiden Pferde zu streicheln, Lara musterte ihre Glacéhandschuhe, Kate die Dachsparren.
    Hier stimmt doch etwas nicht .
    Isabel sah die Frauen der Reihe nach an. „Was

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