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Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maclean
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für sich sorgen! Und für ihren Bruder. Und die Mädchen.
    „Glauben Sie vielleicht, ich wüsste nicht, in welcher misslichen Lage wir uns befinden? Welches Risiko wir eingehen? Ich wäre doch wohl einen anderen Weg gegangen, wenn ich die Wahl gehabt hätte, meinen Sie nicht?“ Tränen des Zorns liefen ihr über die Wangen. „Ich habe Sie nie um Hilfe gebeten, Lord Nicholas. Und schon gar nicht darum, von Ihnen beschützt zu werden.“
    Seine blauen Augen funkelten. „Ich weiß, Isabel. Es würde Ihnen nicht einmal im Traum einfallen, mich um Hilfe zu bitten. Sie haben Angst, Ihre Schwäche zu zeigen.“
    „Ist Ihnen schon mal der Gedanke gekommen, dass ich Sie deshalb nicht um Hilfe bitte, weil es in aller Regel Männer sind, vor denen wir beschützt werden müssen?“
    Sogleich bereute sie ihre Worte.
    Das hatte er nicht verdient. Er war keiner dieser Männer, das wusste sie wohl.
    Sie wusste aber auch, dass er auf seine Art noch viel gefährlicher war .
    „Es tut mir leid“, sagte sie zerknirscht.
    Lange sah er sie an, ehe er sprach. „Es war nicht schwer, hinter Ihr Geheimnis zu kommen, aber wer sind diese Frauen? Warum sind sie hier?“
    „Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, dass ich Ihnen das verraten würde?“
    „Haben sie sich eines Verbrechens schuldig gemacht?“
    „In Ihren Augen vermutlich schon.“ Sie tat ihm unrecht, aber sie konnte nicht anders. Etwas milder fügte sie hinzu: „Die meisten brauchten einfach nur eine Zuflucht.“
    „Isabel, Sie können ins Gefängnis kommen, wenn Sie Frauen verstecken, die davongelaufen sind.“
    Sie schwieg.
    „Die Skulpturen. Ihre Sorge um das Anwesen. Es geht nicht nur um James. Sie brauchen auch Geld für den Unterhalt der Frauen.“
    „Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich das Geld noch für andere Dinge brauche.“
    „Nein, Sie haben mir nur einen beträchtlichen Teil der Wahrheit vorenthalten.“
    „Eine Wahrheit, die Sie überhaupt nicht zu kümmern braucht.“
    „Wie es aussieht, kümmert es mich doch.“
    „Ich habe Sie nicht darum gebeten.“
    Wortlos wandte er sich zum Fenster und blickte hinaus auf die nasse, sturmgepeitschte Landschaft. Isabel sah nur die versehrte Hälfte seines Gesichts, seine Narbe stach im grauen Morgenlicht blass hervor, schien mit jedem Moment, da er schwieg, gar noch blasser zu werden. So vergingen die Minuten, bis Isabel es kaum noch aushalten konnte. „Sie können mir vertrauen“, meinte er schließlich.
    Vertrauen . Welch wunderbares Wort.
    Was war nur an diesem Mann, an seiner Ausstrahlung, die von Stärke und Anstand zugleich sprach, seiner Art, sie voller Geduld, Aufrichtigkeit und Verheißung anzusehen, dass sie sich so sehr wünschte, ihm glauben zu können? Dass sie ihm ihr Vertrauen schenken wollte und sich wünschte, die Mädchen, ihr Haus – alles  – in seine Hände legen und sich von ihm helfen lassen zu wollen?
    Aber nein, das durfte sie nicht.
    Sie wusste, wohin das führen konnte.
    Natürlich glaubte er, ihr helfen zu können. Er würde sich gern als ihr Beschützer aufspielen. Wahrscheinlich befriedigte allein die Vorstellung seinen männlichen Stolz. Doch sie wusste, was passierte, wenn Männer, die starke Arme hatten und gern schöne Worte machten, ihrer Verantwortung überdrüssig wurden. Sie wusste, wie es den Frauen solcher Männer erging. Sie hatte erlebt, wie ihr Vater ihre Mutter verlassen hatte – nichts war ihrer Mutter geblieben außer einem heruntergewirtschafteten Anwesen und einem gebrochenen Herzen.
    Falls Sie sich jetzt auf ihn stützte, wäre sie verloren, wenn er sie verließ.
    „Sie haben mich zu sich gebeten, Isabel. Jetzt will ich auch wissen, woran ich bin.“
    Nein, sie konnte es nicht.
    Es war zu riskant, ihm zu vertrauen. Auch wenn sie es sich noch so sehr wünschte, wenn seine Stärke und seine Zuversicht – und seine Küsse – sie noch so sehr in Versuchung führten.
    Dieser Mann war gefährlicher als ein Dutzend vom Schlag ihres Vaters.
    Stumm schüttelte sie den Kopf.
    „Sie wollen es mir also nicht sagen.“
    „Nein“, entgegnete sie entschieden.
    „Sie vertrauen mir nicht.“
    Ich würde es ja gern!
    „Ich kann es nicht.“
    In seinen Augen blitzte etwas auf – etwas Gefährliches, gewiss –, und Isabel wünschte, sie hätte den Mund gehalten.
    Er trat zu ihr, sprach mit leiser, tiefer Stimme. „Dann finde ich es eben selbst heraus. Ich bin gut darin, der Wahrheit auf die Spur zu kommen.“
    Daran zweifelte sie nicht. Doch das

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