Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen
…“
„Wunderbar.“
Isabel lächelte. „Genau.“
„Wir sind vielleicht welche“, sagte Lara grinsend.
„Jahrelang haben wir keinen Mann zu Gesicht bekommen, und dann stürzen wir uns gleich auf die Erstbesten, die unseres Weges kommen.“
„Nicht die Erstbesten. Du hast Mr Asperton vergessen.“
Isabel dachte an den hageren Mann mit den fischigen Lippen und schüttelte sich. „Zugegeben, es fiel mir nicht leicht, aber ich konnte der Versuchung gerade noch widerstehen.“
Lara drehte sich auf den Bauch und stützte das Kinn auf die Hände. „Und … wirst du Lord Nicholas’ Werben nachgeben?“
Isabel stieg aus der Wanne und hüllte sich in ein langes Leinentuch, dann setzte sie sich neben Lara aufs Bett.
Und sann über die Frage nach. Er war die Antwort auf all ihre Probleme – die attraktive, intelligente, amüsante, liebenswerte, vertrauenswürdige Antwort auf all ihre Probleme. Lange brauchte sie nicht nachzudenken. „Ja. Wenn er mir einen Antrag macht, werde ich ihn annehmen. Es wird zu unserer aller Bestem sein.“
Kaum hatte sie es gesagt, wusste sie auch schon, dass es gelogen war. Auch wenn sie gern glauben wollte, es einzig zum Wohle von Minvera House zu tun, so wusste sie im Grunde ihres Herzens doch, dass sie es für sich tat – allen Risiken, allen Gefahren zum Trotz, die es mit sich brachte, sich an diesen Mann zu binden, den sie so leicht lieben könnte.
Und weil sie ihn lieben könnte, könnte sie seinetwegen ebenso leicht …
Nein. Sie würde nicht dieselben Fehler machen wie ihre Mutter .
Und Nick war nicht wie ihr Vater. Er war ehrlich, freundlich, aufrichtig, gut. Er schien zu den wenigen Männern zu gehören, die zu ihrem Wort standen und ihre Versprechen hielten.
Was doch alles gleich viel einfacher machte.
Wenn sie ihn heiratete, musste sie nur dafür sorgen, dass es zu ihren Bedingungen geschah. Ja, sie würde ihn mögen, ihn schätzen, ihn ehren. Ganz gewiss wüsste sie seine Gesellschaft zu schätzen, seinen Geist und seine herrlich betörenden Berührungen, denn betörend waren sie. So sehr, dass es sie um Sinn und Verstand brachte.
Aber sie würde ihn nicht lieben.
Lächelnd sah sie Lara an. „Vielleicht wäre es ja gar nicht so schlimm.“
In Yorkshire hörte der Regen stets so plötzlich auf, wie er begann. Kein allmähliches Nachlassen, kein feiner, feuchter Nebel, der einen Übergang geschaffen hätte von prasselnden Regentropfen zu luftigen Schönwetterwölkchen. Das Wetter schlug so jäh um, als hätte man eine Kerze ausgeblasen. Eben noch waren Regen und Wind ums Haus gepeitscht, dann plötzlich … Stille.
Nachdem der Regen drei Tage lang stetig an die Scheiben geschlagen hatte, war die Stille ohrenbetäubend.
Nick sah von seinen Karten auf und begegnete Rocks Blick.
„Endlich.“
Nick grinste. „Zieht es dich ‚Zum gepökelten Schwein‘?“
„Bloß nicht“, sagte sein Freund. „Ich mag dich nur nicht mehr in diesem verschossenen Rock sehen.“ Er legte ab, und als Nick merkte, dass er verlieren würde, warf er sein Blatt auf den Tisch. Rock strich seinen Gewinn ein. „Nach all den Jahren sollte man meinen, dass du es irgendwann leid wärst, gegen mich zu verlieren.“
Nick lehnte sich zurück und nahm einen Schluck Cognac. Sinnend sah er den Freund an, dann verkündete er: „Ich werde sie heiraten.“
Rock begann die Karten neu zu mischen. „Was du nicht sagst.“
„Sie braucht mich.“
„Ob das ein guter Grund ist, sie zu heiraten, Nick? Du handelst dir zudem ein ganzes Haus entlaufener Frauen ein.“
Nick musterte den Riesen. „So viele sind es gar nicht. Und ich glaube nicht, dass sie sich etwas zuschulden hat kommen lassen. Oder siehst du das anders?“
„Nein, tue ich nicht.“
„Was ist es dann?“
„Ich dachte, die Ehe wäre nichts für dich.“
Nick wusste, was sein Freund meinte. Dutzende, wenn nicht gar Hunderte Male hatte er das im Laufe der Jahre zu Rock gesagt – und zwar aus tiefster Überzeugung, denn er hatte noch nie erlebt, dass eine Ehe gelungen oder gar glücklich verlaufen wäre. Auch war er nie einer Frau begegnet, die ihn hätte glauben lassen, dass ihm mit ihr die Ausnahme von der Regel gelingen würde. Er musste sich nicht an eine Frau binden, musste keine gute Partie machen; er brauchte weder die vorteilhaften Beziehungen noch das Vermögen, mit dem die Töchter des Adels aufwarten konnten. Das hatte er alles.
Aber gegen eine Gefährtin hätte er nichts einzuwenden.
Eine Frau, mit der
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