Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen
möchte.“
Wahrscheinlich hatte er einfach nur Mitleid mit ihr.
Lara warf Isabel einen genervten Blick zu. „Isabel, ich bin mir sicher, dass es genau das heißt.“
„Nein. Es heißt nur, dass ich heiraten sollte. Aber nicht notwendigerweise ihn.“
„Isabel, jetzt stell dich nicht dümmer, als du bist. Seine Bemerkung zielt eindeutig auf eine Heirat mit ihm ab.“
„Das kannst du doch gar nicht wissen.“
Niemand kann das wissen .
„Doch, kann ich! Und ich sage dir auch, wieso: Weil wir hier seit zwei Jahren keinen heiratsfähigen Mann zu Gesicht bekommen haben! Wen solltest du denn sonst heiraten außer ihn? Und …“, fügte sie hinzu, „mir ist nicht entgangen, wie er dich anschaut. Oder wie ihr getanzt habt. Er will dich.“
„Gut möglich, dass er mich will “, sagte Isabel gereizt, „aber ich wage zu bezweifeln, dass er mich heiraten will.“
Lara stützte die Ellenbogen auf und sah ihre Cousine eindringlich an. Sie klang fast gekränkt. „Warum denn nicht? Du bist doch die ideale Kandidatin für Lord Nicholas! Böse Zungen könnten gar sagen, dass du unter deinem Stand heiratest, wenn du dich mit dem zweiten Sohn eines Marquess begnügst.“
Das fand Isabel dann doch zum Lachen. „Wäre ich nicht die Tochter des Lotterlords, könnte man das wohl meinen. So muss man sagen, dass Lord Nicholas eine weitaus bessere Partie machen könnte als mich.“
„Unsinn!“, rief Lara aufgebracht. „Du bist schön, klug, amüsant, tatkräftig …“, zählte sie an den Fingern einer Hand auf. „Jeder Gentleman kann sich glücklich schätzen, dich zu bekommen.“
Isabel lächelte trocken. „Ich danke dir, Cousine.“
Lara runzelte die Stirn. „Das ist kein Kompliment, sondern eine Tatsache. Dir sollte klar sein, dass ein Mann wie er nicht mal erwägen würde, dich zu heiraten, wenn er an der Vorstellung keinen Gefallen fände.“
Danke, Cousine .
Schweigend legte Isabel den Kopf an den Rand der Wanne und schloss die Augen.
Gestern noch hätte allein die Vorstellung, dass Lord Nicholas an ihr Gefallen finden könnte, sie nervös gemacht. Sie hätte alles getan, um seine Gesellschaft zu meiden, damit er nur ja keinen guten Eindruck von ihr bekäme und keine tieferen Gefühle für sie entwickelte. Nun jedoch gefiel ihr die Vorstellung nicht, dass seine Gefühle ihr gegenüber ambivalenter Natur sein könnten.
Wie war es nur möglich, dass sie zarte Gefühle für diesen Mann zu hegen begann? Wie hatte er es angestellt, dass er ihr nach nur zwei Tagen nicht mehr aus dem Sinn wollte? Und dass sie allen Ernstes erwog, ihm zu vertrauen? Was wusste Sie denn schon über ihn?
Nichts. Nur, welche Empfindungen er in ihr weckte .
Sie seufzte. Es wollte ihr nicht gefallen, wie sie für ihn empfand. Es gefiel ihr nicht, wie seine Worte ihr Herz rasen ließen, dass sein verruchtes Lächeln ihre Haut zum Erglühen brachte, sein offener, ehrlicher Blick sie verführte, ihm alles zu erzählen und ihn in ihre Welt zu lassen. Ihm ihre Vergangenheit zu offenbaren und all ihre Geheimnisse.
Und nun sprach er von Heirat. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass Isabel diese Möglichkeit überhaupt in Betracht zog, denn ihr schien, dass seine Vorstellung von der Ehe nichts gemein hatte mit dem, was sie in der Vergangenheit hatte beobachten können – Fallen, Machtspielchen, Überlebenskämpfe.
Mit Nick verheiratet zu sein, würde nichts dergleichen beinhalten.
Auf einmal war es gar keine so schlechte Idee mehr zu heiraten.
Nur leider …
„Er hat mir keinen Antrag gemacht.“
Lara verdrehte die Augen. „Natürlich hat er.“
„Nein. Er hat die Worte nicht ausgesprochen.“
„Welche Worte?“
Isabel starrte in die Wanne, sah ihren Körper im Wasser verschwinden, auf dessen Oberfläche flackernder Kerzenschein wie Sternenlicht tanzte – und sie an den Abend im Ballsaal erinnerte, an ihren Walzer … und das Eingeständnis ihrer Gefühle. „Er hat nicht gesagt: ‚Heirate mich, Isabel.‘“
„Wortklauberei“, winkte Lara ab.
„Trotzdem.“
„Oh je“, seufzte Lara, beugte sich vor und musterte Isabel mit ganz neuem Interesse.
Isabel wandte sich um. „Was ist?“
„Jetzt verstehe ich …“
„Was verstehst du?“
„Du bist verliebt!“
Isabel ließ sich tiefer in die Wanne sinken. „Bin ich nicht.“
„Doch, bist du!“, rief Lara triumphierend. „Du bist in Lord Nicholas verliebt!“
„Lara, ich kenne ihn seit gerade mal drei Tagen.“
„Na und? Nach gestern Abend – dem
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