Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
„Alles in Ordnung bei dir?“, fragte Quent, als er zu ihr rüber kam. „Was hast du denn da im Gesicht?“ „Zombiehirn“, sagte sie und benutzte das untere Ende von ihrem Trägerhemdchen, um sich den letzten Tropfen der funkelnden Drecksbrühe von der Wange zu wischen. Dann zog sie ihn am Hemd, zerrte ihn hinter den Müllcontainer auf den Boden dort, und zeigte mit dem Finger. „In dem Gebäude. Ich habe drei Leute gesehen – einer von ihnen ist ein Fremder. Ich habe den Kristall leuchten sehen.“
„Raul Marck auch?“
„Das hoffe ich, Teufel nochmal“, sagte sie. „Sie wissen sicher, dass wir hier sind. Dass wir die Ganga geschlagen haben.“
„Wette, die haben uns kommen hören und uns dann die da auf den Hals gehetzt. Sie sind wahrscheinlich schon über alle Berge.“
Zoë nickte. Sie war zum gleichen Schluss gekommen. Sie öffnete den Mund, um was zu sagen, und merkte dann, dass er sie gerade anschaute. In dem trüben Licht – aus solcher Nähe – konnte sie die Hitze in seinen Augen erkennen. Die gleiche Gier, bei der ihr der Magen immer irgendwohin wegsackte und die ihre weiblichen Körperteile zum Prickeln brachte. Der Atem stockte ihr und sie wusste, ihre Stimme kam jetzt etwas belegt heraus. „Was?“
„Dir zuzuschauen – wie schnell und geschmeidig und cool und verdammt gut du bist – da vergesse ich glatt, wie stinksauer ich auf dich bin – dafür, dass du dich heute Morgen rausgeschlichen hast. Ich möchte dir sämtliche Kleider vom Leib reißen und wild mit dir schnakseln, Süße. Auf der Stelle.“
Schnakseln? Was auch immer das war, es klang gut in ihren Ohren. Sie lächelte, war nicht imstande, die Lust und das Vergnügen in seinen Worten wegzuschieben. „Jederzeit, Blondie.“
Seine sexy Lippen zuckten und es drängte sie davon zu kosten. „Ich würde dich ja gerne küssen, wenn du nicht gerade Zombiehirn im Gesicht hättest.“
„Das bringt der Job so mit sich“, sagte sie. Und sie stand auf, zog ihn auch hoch, um hinter dem Müllcontainer nach vorn zu spähen. „Siehst du sie?“ Durch das Fenster sah sie noch einen schwachen Lichtschein, aber keine Umrisse von sich bewegenden Gestalten.
„Nichts. Lass uns hingehen und uns das mal genauer anschauen.“ Er ging voran und sie ließ ihn vorangehen, als sie aus dem Schatten des wuchtigen Metallcontainers herausschlichen, hin zu dem Auto, hinter das er sich gekauert hatte. Sie stellte fest, dass er mittlerweile das Metallrohr gegen etwas Besseres eingetauscht hatte. In seiner behandschuhten Hand hielt er etwas Kleineres. Eine Pistole.
„Wo hast du die denn her?“, flüsterte sie. „Funktioniert die?“ Funktionierende Waffen waren so rar wie fahrbare Untersätze und gehörten dann meistens auch den Fremden. Zoë hatte im Laufe der Jahre ein paar verrostete Gewehre und Pistolen gefunden, aber nur eine davon hatte funktioniert – und bis sie herausgefunden hatte, wie das ging, hatte sie alle Kugeln verfeuert. Und konnte keine weiteren finden.
„Aus meiner Tasche. Natürlich funktioniert die.“
„Warum zum Teufel hast du die dann nicht gegen die Ganga eingesetzt?“
„Ich sehe dich so gern in Aktion. Außerdem“, fügte er hinzu, ganz nah an ihrem Ohr, „ist die nützlicher bei einer anderen Art von Bedrohung.“
Genau.
Sie waren über die Straße geschlichen, wobei Zoë einen Blick auf die Ansammlung toter Ganga warf, denen immer noch ihre Pfeile in den Schädeln steckte. Sie hatte jetzt keine Zeit, die wieder aufzulesen, aber es waren nur noch drei im Köcher. Und das war eine Menge Arbeit, die da draußen jetzt verstreut herumlag, fett in Gangahirnen vergraben.
Sie und Quent näherten sich dem kaputten Fenster. Die Welt war still, aber die Haare an Zoës Nacken stellten sich leise auf und sie spürte ... etwas. Sie waren hier irgendwo ... der Fremde. Raul Marck. Es musste er sein. Sie hoffte, es war er.
Neben ihr wurde auch Quent unruhig und sie wusste, dass er es auch spürte. Warm und kräftig bewegte er seinen Arm, als er sich umdrehte, um hinter sie zu schauen.
Nichts. Keiner von ihnen sah etwas. Keine ungewöhnlichen Geräusche. Und sogar das Gefühl, dass da jemand wartete und sie beobachtete, ließ nach.
„Ich gehe da rein“, sagte Quent und machte eine Geste zum Fenster. „Kommst du mit? Oder möchtest du Wache schieben?“
Zoë war überrascht, dass er überhaupt daran gedacht hatte, sie um ihre Meinung zu fragen – sie
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