Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
hätte es nicht getan –, und dachte nach. Sich zu trennen war eine gute und zugleich schlechte Idee – sie könnte von hier aus alles beobachten und wenn sie sich trennten, könnten sie nicht zusammen in eine Falle geraten. Sie konnte sehen, was er da drinnen machte, während sie hier Wache schob... „Geh.“ Und sie hätte vielleicht die Gelegenheit, da rüber zu huschen und ein paar Pfeile aus dem Hirnbrei zu fischen.
Sie schaute zu, wie Quent durch das Fenster hineinkletterte, die Pistole in seiner Hand leuchtete kurz metallisch auf, bevor er in den Schatten verschwand. Während sie da neben dem Gebäude stand, schaute sie sich um und lauschte und witterte nach Ganga. Nichts.
„Nichts“, rief Quent leise von der anderen Seite der Mauer.
Zoë nickte und ging – mit ihrem Pfeil immer noch schussbereit – die paar Meter auf das Schlachtfeld der Ganga-Überreste zu. Sie schaute kurz zum Fenster zurück, sah wie Quent dort herumging und bückte sich, um einen Pfeil rauszupulen.
Als sie ihn rausgezogen und das letzte bisschen Pampe dran weggeschleudert hatte, schaute sie zufällig an einem alten Auto zu ihrer Rechten vorbei ... und sah ihn. Er stand gerade mal einen langen Pfeilschuss von ihr entfernt. Sein silbriges Haar, wie Mondlicht, streng aus dem Gesicht gekämmt, das sie bis in ihre Träume verfolgte. Sein schlanker, fast skelettartiger Körper.
Er bemerkte sie zunächst nicht; sie war versteckt, hinter dem völlig verrostetem Fahrzeug. Er schaute jemand anderen an – kleiner, zierlicher und mit einem Kristallleuchten auf seiner Brust. Jetzt hörte Zoë die leisen Geräusche von Fleisch und Knochen gegen Fleisch und Knochen, unterlegt von angestrengtem, leisem Grunzen, als die beiden Männer da gegeneinander kämpften.
Das Herz hämmerte ihr, Zoë schaute zu dem Fenster, hinter dem Quent immer noch hin und her ging, und sie versuchte ihn auf sich aufmerksam zu machen. Sie könnte einen Pfeil da hineinfeuern, aber das wäre Verschwendung. Stattdessen griff sie sich einen Stein und warf ihn zu dem offenen Fenster, dann lenkte sie ihren Blick wieder nach vorne. Der kleinere Mann – der aus der Elite – schien mit Raul Marck zu kämpfen.
Wo war der dritte Kerl?
Aber ihr Kampf oder ihre Auseinandersetzung schien ein ausgezeichneter Grund sich ihnen zu nähern. Um eine bessere Schussmöglichkeit auf den Mann zu haben, der Zoë ihr ganzes Leben gestohlen hatte. In gebückter Haltung schlich sie sich näher ran, leise und immer schön unten, und beobachtete, wie der Elite mit etwas Glitzerndem ausholte und Zoës verdammtes Zielobjekt aufschlitzte.
Wag das ja nicht! Der gehört Scheiße nochmal mir!
Sie legte an ... er war ein bisschen zu weit weg. Dieser Schuss musste sitzen.
Der Arm von dem Elite-Typen machte eine rasche Bewegung und Zoë sah, wie Raul kurz nach hinten stolperte, aber dann seinen Gegner wieder angriff.
Hinter ihr bewegte sich etwas, ein Schatten kam ihr in den Rand ihres Gesichtsfeldes und fast wäre sie in Ohnmacht gefallen, bevor sie merkte, dass es Quent war. Er musste ihr Zeichen begriffen haben und war hier draußen zu ihr gestoßen.
Er war immer noch ein paar Meter von ihr weg und ließ sich in den Schatten nieder. Zoë beachtete ihn nicht. Du würdest ihn einfach kaltblütig erschießen?
Scheiße, ja.
Sie rückte ein klein wenig vor, legte den Pfeil an die richtige Stelle, hielt den Atem an und hoffte, dass Raul von seinem eigenen Kampf zu abgelenkt war, um zu merken, wie sie sich an ihn ranschlich. Der Pfeil passte genau in die Kerbe.
Sie war nahe genug dran ... sie konnte das Blut erkennen, das Raul über den Arm lief, und genau in dem Moment, als sie den Bogen anhob, einen tiefen Atemzug tat, stach der kleinere Mann noch einmal nach Raul. Als er rückwärts stolperte, schrie Zoës Nemesis laut auf, während der kleinere Mann in die Dunkelheit verschwand.
Zoë schaute zu Quent, aber er war jetzt noch tiefer in den Schatten und sie konnte ihn da nicht mehr erkennen. Sie sah wieder zu ihrem Zielobjekt hin, das jetzt näher gekommen war. Jetzt war er so nah, dass sie seinen Hemdkragen erkennen konnte, die hochgekrempelten Manschetten von seinem Hemd und den dunklen Fleck, der sich über das Hemd ausbreitete.
Nahe genug, um einen guten Schuss zu setzen.
Sie spannte den Bogen, spannte ihn bis hinter ihr Ohr, ganz ruhig ... Augen klar und kalt.
Willst du nicht wissen, warum?
Es ist egal. Er hat mir alles
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