Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
hochgezogenen Lefze anschaute. Sie hatte die Pistole auf ihn gerichtet und ihr Finger lag am Abzug. Sie könnte es jetzt beenden und Quent wäre in Sicherheit.
Ian schaute zu ihr hoch. Seine Augen kalt und ausdruckslos. Herausfordernd. Tu es.
Sie konnte nicht. Der Griff fühlte sich rutschig an in ihren Händen. Die Pistole schwer. Viel zu schwer.
Er hielt ihren Blick fest, während er mit einer schnellen Bewegung aufstand und sich die Jeans abklopfte, als wäre er eben nicht fast zerfleischt worden. Sie nahm an, dass jemand, der nicht nur blond war, sondern auch direkt mit den Ganga zusammenarbeitete, schon öfter in so einer Lage gewesen war. „Und sobald ich hier wegspaziere, jagst du mir eine Kugel in den Kopf.“ Er sagte es fast wie eine Herausforderung. Oder eine Bitte.
„Ist es das, was du willst?“ Zoë erinnerte sich, dass sie sich auch so gefühlt hatte. Und dass sich dieses Gefühl wieder zu ihr schlich – spät nachts, wenn sie nichts anderes hatte, als ihre Grübeleien, während sie darauf wartete, dass die Ganga auftauchten. Einsame, einsame Tage und Nächte.
Er richtete sich auf und einen kurzen Moment lang dachte sie, sie würde da Trostlosigkeit in seinen gemeißelten Gesichtszügen erkennen. Oder vielleicht war es auch nur eine Art von Hinnehmen des Unabänderlichen. Aber die Welt war dunkel und nur Himmelskörper spendeten hier Licht und sie konnte sich bei keinem der beiden sicher sein.
„Du hast die Pistole. Ich kann dich nicht davon abhalten.“ Ian drehte sich um und ging langsam in die Dunkelheit hinein, wobei er ihr ganz unverfroren seinen Rücken darbot, als er da so wegstolzierte.
Sie schaute zu, wie er wegging. Die Pistole hing nutzlos an ihrer Seite herunter. Dann ergriff sie die Gelegenheit, als er ihr noch den Rücken zuwandte, selber leise in die Schatten hinein zu verschwinden, damit er nicht sehen würde, wo sie hinging. Ihr Zuhause war ziemlich gut versteckt, aber Ian war clever genug es zu finden, sollte er ihr folgen.
6. Januar 2011
9:00 abends
Ein neues Jahr hat begonnen und ich glaube, man kann durchaus sagen, wir haben uns so gut es uns möglich ist, an diese Welt und ihre Gefahren angepasst.
Die Kreaturen haben aufgehört jede Nacht wiederzukehren. Aber wir haben gelernt im Haus zu bleiben und die Türen zu verriegeln, wenn wir ihr fernes Stöhnen hören.
Ich nehme an, es ist töricht von mir, ihnen nicht einen Namen zu geben, denn wir wissen alle, was sie sind, obwohl niemand es ausgesprochen hat.
Zombies. Die lebenden Toten. In meiner Vorstellung gibt es keinen Zweifel daran: als die Welt sich veränderte, sind diese organischen Monster aus all den Opfern der Ereignisse erschaffen worden. All jene Leichname, von denen die Straßen übersät und die Gebäude voll waren, verschwanden auf einmal. Und auch wenn Devi anderer Meinung ist, ich glaube man hat sie wieder zum – wie würde man das nennen? – zum Nicht-Leben erweckt.
Garth Macomb, einer unserer Nachbarn, wurde von den Kreaturen angegriffen, kurz nachdem sie anfingen zu erscheinen, bevor wir wussten, was für eine Gefahr sie darstellten. Wir konnten nichts tun, als sie ihn hochhoben und einer von ihnen Garth über seine Schulter warf und ihn fortschleppte.
Devi und James wollten die Zombies verfolgen, aber ich habe ihnen Einhalt geboten. Kugeln scheinen nichts auszurichten, ebenso wenig Pfeile. Feuer macht ihnen Angst, aber tötet sie nicht.
Ich weiß nicht, ob es mir bei dem Gedanken nicht grausen sollte, unser Kind in diese neue Welt hineinzubringen, aber ich werde es dennoch tun. Ich denke, er oder sie wird Anfang Mai kommen; ich muss eingestehen, dass mir in den letzten paar Monaten das Zeitgefühl etwas abhanden gekommen ist.
Devi ist genauso entzückt wie ich, aber hinter seinen Augen lauert auch ein bisschen Sorge. Aber ein Baby ist ein Zeichen dafür, dass das Leben weitergeht.
– aus dem Tagebuch von Mangala Kapoor –
ZWÖLF
Zoë ist in der Lage, auf sich selbst aufzupassen
Im Laufe der Nacht musste Quent sich immer wieder daran erinnern. Er und Marley waren, wie Zoë angeordnet hatte, durch den geheimen Ausgang aus der Schmiede entkommen und waren so leise wie möglich in dem dunklen Humvee davongefahren.
Sie tut das schon seit Jahren.
Trotzdem, dort wegzufahren, sie zurückzulassen, um Marley – und seine Chance, Fielding zu finden – zu retten, war das Schwerste, was er je getan hatte. Er hätte
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