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AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

Titel: AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Dueck
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Diese Prognosen werden noch viel weiter nach oben revidiert werden, besonders wenn Deutschland nicht nur wartet, bis Ingenieure neue Aufträge bekommen, sondern sich aktiv entschließt, konsequent in die quartäre Zeit nach der Dienstleistungsgesellschaft zu investieren und in diese Richtung zu gehen.
    Warum bilden wir jetzt nicht aus? Warum schaffen wir nicht die Grundlage für spätere hohe Einkommen? MINT -Akademiker sind allesamt Gutverdiener. Warum warten wir? Worauf warten wir? Den vermeintlichen Grund kennen wir auch alle: Er liegt in der Jammer-Psyche der Deutschen, sagt man.
    Das stimmt schon für einen guten Teil, denke ich, aber die wahren Ursachen liegen tiefer.
    Die neue Zeit verlangt von uns selbst, dass wir eine langfristigere Verantwortung für unser gesamtes Leben übernehmen. Nicht mehr und nicht weniger. Das sind wir nicht gewohnt.
    Schlagwörter wie Lebenslanges Lernen ( LLL ) helfen nicht weiter. Sie verharmlosen das Problem. Wenn es nur Lernen wäre – da könnten wir die Arbeitslosen einfach in Qualifikationskurse schicken. Das tun wir ja auch, und es hilft nichts.
    Wir brauchen einen ganzen Kulturwandel unserer gesamten Gemeinschaft. Den will ich Ihnen in seinem ganzen Ausmaß hier sichtbar machen. Deutschland war vor einigen Jahrzehnten ein Agrarland und ist heute in der Dienstleistungsgesellschaft angekommen. Das war ein turbulenter Weg. Und dieser Weg geht weiter.

 
    Die Verantwortung, aus sich selbst
etwas zu machen
     
    Vor langer Zeit habe ich einmal von einem Langzeitexperiment gelesen. Ich kann die Quelle leider nicht mehr nennen. Die Wissenschaftler haben ein Experiment mit kleinen Kindern durchgeführt – in einem Alter, in dem sie das Experiment überhaupt einigermaßen verstehen. Etwa fünfundzwanzig Jahre später wurden sie nach ihren aktuellen Lebensumständen gefragt. Haben sie nun einen gut bezahlten Beruf? Das hing dann erstaunlich stark vom Ergebnis des Experiments ab.
    Eine Erzieherin spielt mit einem vierjährigen Kind. Sie zeigt ihm schließlich auf einem Tisch eine abgeschlossene Glaskäseglocke, unter der ein leckeres Bonbon eingeschlossen liegt. »Möchtest du das Bonbon?« Das Kind nickt. Da legt die Erzieherin ein zweites Bonbon der gleichen Art auf den Tisch, ganz offen neben die Glocke. Sie sagt: »Pass auf, ich gehe jetzt kurz auf die Toilette. Ich bin gleich wieder zurück. Du kannst dieses Bonbon hier essen, wenn und wann du willst. Aber wenn du damit wartest, bis ich wiederkomme, bekommst du von mir das andere Bonbon unter der Glocke zusätzlich, verstanden?«
    Ein guter Teil der Kinder aß das frei zugängliche Bonbon sofort, viele warteten, bis sie beide bekamen. Ich weiß leider die Prozentsätze nicht mehr. Die sind auch nicht wichtig. Nach einem Vierteljahrhundert stellte sich heraus, dass die nun Erwachsenen so viel Erfolg hatten, wie sie damals Bonbons bekamen. Kinder, die warten konnten, waren später im Schnitt viel erfolgreicher.
    Ich habe dieses Beispiel schon einmal in einem früheren Buch genannt. Leser schrieben, sie hätten sich vor lauter Angst nicht getraut, das mit ihren eigenen Kindern auszuprobieren. Dabei ist das nicht die Frage! Sie müssten lieber nachdenken, ob Sie Ihre Kinder zur Verantwortung erziehen oder nicht. Oder zum Nachdenken, Abwägen, Urteilen oder – wie Psychologen auch sagen – zur Fähigkeit kurzfristigen Triebverzichts.
    Diese Fähigkeit, für etwas Größeres zu sparen, war schon immer Grundlage von Wirtschaftsblüten. Sie wird aber in einer Wissensgesellschaft viel wichtiger. Das heutige Berufsleben verläuft nicht mehr vom siebzehnten oder fünfundzwanzigsten Lebensjahr an in geregelten Bahnen. Es fällt in die Zeit des Wandels zur neuen Gesellschaft.
    Das müssen wir verstehen, akzeptieren und in den Konsequenzen umsetzen. Wir tun es aber nicht, weil wir immer noch nicht wirklich zum Umdenken gezwungen sind. Im Augenblick erholt sich die Welt offenbar ganz gut von der Finanzkrise, nicht wahr? Es wird alles nicht so schlimm werden, denken wir. Das Leben geht weiter, sagen wir uns. Aber Sie vergessen bitte nicht, dass die Dienstleistungen sich mehr und mehr automatisieren lassen? Das geht bis zur letzten Konsequenz weiter. Es gibt keine Verschnaufpause und schon gar keine Umkehr.
    Neben den Leuten, die »Wir müssen gar nicht!« sagen, gibt es offenbar noch mehr, die nicht glauben, dass wir es könnten. Es können nicht alle studieren, höre ich immer und immer wieder mit Empörung in der Stimme. Statistiken sagen

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