AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen
liefern. Dazu ist es notwendig, sich für die Umwelt mit all ihren Abläufen und verschiedenen Interessen ständig zu interessieren und zu jedem Zeitpunkt gut genug zu verstehen.
Viele Kandidaten der Castingshows interessieren sich nicht, verstehen nicht und tun eben nicht, was man von einem Superstar erwarten kann: Er muss gut sein oder mindestens ab jetzt hart an sich arbeiten, um bis zur Entscheidung gut zu werden. Er muss zu jeder Zeit ein realistisches Gefühl haben, wie weit er auf dem Weg ist. Er sollte fein hinhören, wenn ihm Kritiker sagen, was sie erwarten.
Die Kandidaten eines Castings waren ja noch nie Sänger oder Model. Sie müssen sich in die ganz neue Situation einfinden und möglichst schnell im neuen Umfeld souverän werden. Sie müssen an sich selbst arbeiten, sich in die Welt der Kritiker einfügen und das Publikum begeistern.
So ist das am Arbeitsplatz auch. Mitarbeiter müssen erstens ihre Fähigkeiten aufbauen, zweitens den Erwartungen des Arbeitgebers entsprechen und drittens die Kunden beglücken. Das erfordert eine gute Balance im Arbeitsleben. Die ist oft nicht gegeben. Viele Mitarbeiter bemühen sich zu lange um Kunden und werden folglich vom Arbeitgeber getadelt, zu langsam zu arbeiten. Noch mehr von ihnen hetzen fast ausschließlich allen Forderungen des Chefs hinterher und vergrätzen lieber sehr viele Kunden als den einen Chef. Und noch viel mehr lernen gar nicht mehr weiter und bilden ihre Talente nicht aus. Sie hetzen bei der Arbeit wie wild, strampeln im Hamsterrad und bleiben in ihren Fähigkeiten auf der Stelle stehen. Und jetzt kommt hinzu, dass die Zeiten sich ändern und damit die nötigen Fähigkeiten und Arbeitsmethoden. Neue Arbeiten kommen und gehen, andere verlieren an Bedeutung oder verschwinden ganz. Das Management setzt andere Prioritäten, Kunden verlangen alles anders als früher. Dieser Wandel muss immer neu verstanden werden. Mitarbeiter und Manager müssen die neuen Erwartungen der Märkte und Kunden verstehen und ihnen entsprechen.
Wie bei den Castingkandidaten ist dieses Einstellen auf neue Erwartungen eine Haltungssache. Manche tun es, manche nicht. Das große Problem ist, ob man sich überhaupt auf den Wandel einstellen will und es auch tut. Das Problem ist nicht so sehr, ob man es kann.
Man muss studieren wollen! Das ist der größte Teil des Weges. Glauben Sie nicht? »Ich kenne keinen, der morgens hierher kommt und lernen will!«, klagte der Schüler. Was wäre, wenn sie alle kämen und lernen wollten?
Was für den Einzelnen gilt, kann ebenso für ganze Unternehmen, ganze Wirtschaftsbranchen und vielleicht für ganz Deutschland beobachtet werden: Man entwickelt sich nicht selbst weiter, tritt auf der Stelle, obwohl sich die Erwartungen von außen geändert haben.
Das Ende der Dienstleistungsgesellschaft bedeutet eine große Veränderung: Die Erwartungen wandeln sich, die an das ganze Land, an alle Unternehmen und Institutionen – nicht nur an den Einzelnen gestellt werden. Wir müssen uns für die neuen Erwartungen interessieren, die unsere Zeit zu Recht an uns stellt. Wir müssen sie zu verstehen versuchen und erfüllen. Ignoranz wäre das Ende.
Hierzu im Folgenden einige Beispiele:
Arbeit in der Bank
Früher waren der Pastor, der Arzt und der Lehrer die einzigen Intellektuellen im Dorf und bildeten eine Art Elite neben den »reichen« Bauern. Ich erinnere mich an einen empörten Aufschrei eines Bauern in unserem Dorf, als man im Zentrum der 457 Seelen von Groß Himstedt eine Telefonzelle aufstellte. »Ich muss Raiffeisen anrufen und Viehfutter bestellen. Deshalb habe ich ein Telefon. Warum aber zum Teufel müssen normale Menschen telefonieren?« Ich weiß nicht, ob Sie das noch kennen: Man schrieb früher Briefe, wenn man etwas wollte. Ein Telefongespräch war sündhaft teuer und galt als Luxus wie ein längeres Handy-Gespräch heute nach Vietnam. »Fasse Dich kurz!«, stand überall. Die Volksbank neben der Telefonzelle war eine ehrwürdige Institution. Dort arbeiteten fein ausgebildete, sehr vertrauenswürdige Mitarbeiter, die nur mit mittlerer Reife eingestellt wurden. Die mittlere Reife war sehr exklusiv, diese hatten damals nur wenige. Diese hohe Bildung war in der Bank nötig, um Sparbücher und Konten zu führen, Geld zu wechseln und selten einmal einen Kredit zu gewähren – in der Regel für einen neuen Bau oder für Landmaschinen. Wir gingen als Kunde hin, um Überweisungen zu tätigen und uns die Kontoumsätze vom Bankangestellten
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