AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen
haben
Verschulung des Studiums, Standardisierung der Stundenpläne
billigeren Assistenten die Lehre übertragen
Professuren einsparen
nur Kompetenzen vermitteln, die unmittelbar für die Bachelor-Prüfung verlangt werden
Standardisierung des Lehrstoffs, damit jeder jedes Fach einfach nach dem vorgeschriebenen Skript lehren kann und Lehrkräfte austauschbare Human Resources werden
Bereitstellen aller Vorlesungen als Videos im Internet, sodass Live-Vorlesungen mittelfristig eingespart werden können
Verlagerung des Studiums von der Universität zum Selbststudium für die Prüfung hin (Der Kunde erbringt die Dienstleistung selbst, weil er es nun besser kann als der Servicegeber: »Lies lieber das Skript, die Vorlesung ist sehr schlecht – lohnt sich nicht.«)
Welche Kompetenzen werden für das Zentralabitur verlangt? Die Schüler glauben, es zähle nur die Fachkompetenz. In Wirklichkeit kommt es auch darauf an, in den mündlichen Prüfungen über das Fach interessiert und kompetent reden zu können, es werden dafür auch Mini-Präsentationen verlangt. Aber in der Hauptsache bleibt der feste Eindruck, dass in der Prüfung außer der Fachkompetenz nichts verlangt wird.
In der Universität werden die für Professoren arbeitsintensiven mündlichen Prüfungen mehr und mehr abgeschafft. Die Prüfung ist bestanden, wenn alle vorgeschriebenen Übungs- und Seminarscheine vorgelegt werden können oder der Nachweis über genügend viele Credit Points erbracht wird. Es geht nun auch nicht mehr darum, das ganze Wissen aus allen Vorlesungen zu einem gesamten Wissen, also zu wirklicher Fachkompetenz zu verbinden und zu integrieren – nein, man muss das Wissen Point für Point einzeln hamstern und sich bescheinigen lassen.
Der Lehrstoff der Universitäten wird so in Lehrquanten eingeteilt, dass die Reihenfolge, in der die Credit Points erworben werden, weitgehend frei gestaltet werden kann. Dadurch ist es möglich, die Universitäten zwischendurch beliebig zu wechseln (wenigstens von der Idee oder Theorie her). Ein Dekan einer Fakultät für Mathematik sagte: »Mathematik kann nun in fast beliebiger Reihenfolge studiert werden, nichts baut auf etwas anderem auf.« Das erschütterte mich zutiefst. Ich dachte, man wird vom Anfänger langsam zum Meister?! Ich dachte, die späteren Vorlesungen zeigen immer tiefere Ebenen des Verstehens? Nein, das Studium ist eine Sammlung von Lehrquanten geworden. Die Industrialisierung des Betriebs verlangt das.
Deutschland geht also den Weg der Standardisierung des Bildungswesens, es arbeitet nicht an dessen Aufwertung. Selbst wenn Milliarden ins System gepumpt werden, dienen sie der Investition in weitere Industrialisierungen, nicht zur Verbesserung der Vermittlung von Kompetenzen für die Studenten.
Ein effizientes Bildungssystem bekommt mit der Zeit einen engen Tunnelblick auf die schriftlichen Prüfungen. Die aber prüfen Wissensstände ab, was sonst könnten schriftliche Prüfungen tun? Mündliche Prüfungen können Kompetenzen feststellen! Diese Prüfungen aber werden abgeschafft. Deshalb werden in Prüfungen keine Kompetenzen mehr festgestellt, sondern nur Wissensstände und Kenntnisse. Alles läuft also schnurgerade darauf hinaus, dass sich die Bildungssysteme und auch die Schüler und Studenten nur noch um die Kenntnisse und Wissensstände bemühen, sonst um nichts weiter. Schlimmer noch: Da die Vorlesungen an der Universität modular aufgebaut sind und sich nicht aufeinander beziehen, können Studenten nach dem Erwerb des Scheins oder der Credit Points das Gelernte gleich wieder vergessen. Das Wissen kann mit dem Punkterwerb im Gehirn abgehakt werden. Die Zeit fehlt einfach, dass der Student einer ist, der den wertvollen Inhalt des dort überlieferten oder zugänglichen Geistes in eine persönlich verfügbare Form verwandelt hat. Um Bildung geht es gar nicht mehr! Und schon gar nicht um den Versuch, im Fach die Meisterschaft anzustreben.
Der Aufbau anderer Schlüsselkompetenzen wird nicht mehr betrachtet. Es findet keinerlei Vorbereitung auf den späteren Beruf im Premiumsektor des Wissens statt. Studenten lernen keine Präsentationstechniken, keine Rhetorik, kein gutes Auftreten, kein Verkaufen, keinen Konzeptentwurf, keine echte Zusammenarbeit in Projekten. Es kann sein, dass ab und zu einmal an einem Beispiel darauf eingegangen wird, aber es kann keine Rede davon sein, dass Studenten über Beispiele hinaus wirklich systematisch selbst Erfahrungen sammeln, sich trainieren und die
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