AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen
sagen ihnen: »Dieser hier ist befördert.« Oder: »Das ist euer neuer Chef.« Dann blicken wir in die Augen der Menschen. Sind die grau? Gibt es Gemurmel? Unwillen? Oder akzeptierendes Augenleuchten?
Nichts ist kulturell so wertvoll wie Vorbilder.
Dazu können wir natürlich immer noch Goethe und Planck zählen, aber im Grunde brauchen wir Vorbilder einer Art, wie sie morgen die Großen sein werden.
Wir müssen nicht nur geeignete menschliche Vorbilder auf die Bühne stellen, sondern auch stärker Leitbilder in der Sache entwickeln. Wie wollen wir später leben? Der Weg in die quartäre Gesellschaft gelingt nicht mit Appellen. Er beginnt mit einem festen gemeinsamen konkreten Entschluss, nicht mit täglich neuen Vorschlägen besonders vor Wahlen.
Ich erinnere mich noch immer nach langen Jahren an die Forderung des damaligen Verkehrsministers Georg Leber, der in den 60er-Jahren forderte, dass kein Deutscher mehr als zwanzig Kilometer von einer Autobahnausfahrt wohnen sollte. Man sprach vom »Leber-Plan«.
Der war wirklich konkret . Denn eine solche Forderung bedeutet, dass echt etwas getan werden muss.
1961 erklärte US -Präsident John F. Kennedy vor dem Kongress: »I believe that this nation should commit itself to achieving the goal, before this decade is out, of landing a man on the Moon and returning him safely to the Earth. No single space project in this period will be more impressive to mankind, or more important in the long-range exploration of space; and none will be so difficult or expensive to accomplish (…).« Wir kennen das, kurzgefasst auf Deutsch, so: »In zehn Jahren sind wir auf dem Mond.«
Das ist auch konkret. In der Folge arbeiteten um die 400000 Menschen zehn Jahre lang daran und schafften es.
Ich habe diese Leitbilder einmal für einen politischen Programmentwurf als extrem gute Beispiele hingestellt und gefordert, dass wir einen ähnlichen Entwurf wagen könnten: »In fünf Jahren ist jedes Haus mit doppelt so schnellem Internet verbunden als man vernünftigerweise braucht – und dieses Verhältnis behalten wir für die weiteren zehn Jahre bei. Dazu beschließen wir ein Gesetz mit echten Terminen. Dann wird es in Deutschland einen Aufschwung in der Nutzung geben und Firmen werden Anwendungen entwickeln, die bei niedrigen Bandbreiten nicht laufen würden. So gewinnen wir einen Vorsprung vor anderen Ländern.« Die Sitzungsteilnehmer befürworteten diesen Vorschlag euphorisch und gaben eine Empfehlung an ein Ministerium ab.
Daraufhin kam nach einigen Wochen die Idee für eine Art Wettbewerb zurück: Etliche Fachexpertengruppen sollten Vorschläge für Deutschlands Visionen abgeben. Die besten Vorschläge kämen auf Plakate. Es lagen schon ein paar Gedanken als Beispiel dabei.
Ich war so ärgerlich darüber, dass ich mich nicht mehr erinnere, wie sie lauteten. Schwach sarkastisch ausgedrückt lauteten sie: »Deutschland ist Innovation« und »Deutschland nach vorn«. Können Sie meinen Zorn verstehen? Man versteht allgemein gar nicht mehr, was ein konkretes Leitbild ist. Man verwechselt ein Leitbild mit einem Werbebanner, Slogan & Logo.
In 20 Kilometern auf die Autobahn, in zehn Jahren auf den Mond, jetzt sofort 1 Gbit/sec Internet in jedes Haus, das sind konkrete Ansagen, kein Traum, kein Wahlkampf, keine Stimmungsmache. Bei Leitbildern, wie ich sie verstehe, ist klar, dass nun angepackt, investiert und gearbeitet wird.
Ich will nicht so etwas wie: »Deutschland ruft euch zu: Ingenieur studieren ist Zukunft«. Warum verzichten wir nicht konkret auf die Studiengebühren für die benötigten Studienabschlüsse? Warum gibt es nicht noch kleine Stipendien dazu?
Wäre es je zur Prosperität der 60er/70er-Jahre gekommen, wenn wir »Autobahn hat Vorfahrt« oder »Deutschland wird großspurig« auf Plakate gedruckt hätten, anstatt Autobahnen zu bauen?
Das Denken nur einmal auf einmal verändern
Dasselbe gilt für Visionen. Was soll eine Vision wie »Wir werden Nummer 1« oder »Wir sind für Weltfrieden«?
Eine schöne Erklärung zu Visionen ist die in solchen Zusammenhängen fast standardmäßig zitierte von Antoine de Saint-Exupéry (die in keinem seiner Bücher zu finden ist, ihm aber zugeschrieben wird):
Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.
Bei Leitbildern und Visionen
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