AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen
dabei ja um die Rettung in der Finanzkrise. Aber es ist typisch für Deutschland, das Vergangene über die Zeit des Todes hinaus zu retten.
Es mag sinnvoll sein, Konjunkturdellen durch Rettungsaktionen aufzufangen, damit die Arbeitsplätze erhalten bleiben. Aber die Arbeitsplätze in der primären Wirtschaft (Bergbau, Landwirtschaft), die in der sekundären Wirtschaft (Massenproduktion) und in der tertiären Welt der Dienstleistungen (Banken, Versicherungen, Reisebüros, Verwaltungen aller Art) werden wegen des Eintritts in den quartären Sektor auf jeden Fall verloren gehen. Punkt. Lassen Sie uns einfach den Realitäten in die Augen schauen. Lassen Sie uns die Zukunft aufbauen und der Vergangenheit Ade sagen.
Subventionen erhalten Altes und ermutigen dabei, Modernisierungen weiter aufzuschieben oder wieder einmal zu unterlassen. Subventionierte Unternehmen verbleiben in Deutschland und verlagern keine Produktion ins Ausland; das mag gut erscheinen, zementiert aber Verluste auf ewige Zeit, wenn in Deutschland nicht zu Weltmarktkosten produziert werden kann. Subventionen schützen vor dem Wettbewerb, das ist zuerst gut, aber sie ermutigen nicht, beherzt am Wettbewerb teilzunehmen – man wird bequem gehalten. Subvention ermöglicht die Weiterproduktion von Produkten, die kein Kunde mehr zum normalen unsubventionierten Preis kaufen würde. Etc. etc.
Aber: Subventionen retten für eine Weile Unternehmer, Unternehmen und Arbeitsplätze – alle sind zufrieden und bringen vor allem Wählerstimmen und gute Presse.
Fehler Nummer 3: Hybris im Hype
Wir wissen es alle: Hochmut kommt vor dem Fall. Leider erkennen wir Hochmut in uns selbst so schlecht. Die Reiche dieser Welt zerbrechen hauptsächlich an Überschätzung. Oder, wenn wir es einmal umdrehen und von der anderen Seite her sehen, an Unterschätzung des Neuen, des Feinds oder des Wettbewerbs. Das Neue ist seltsam (Gründung von Yahoo) oder wir glauben nicht, dass wir es wollen (Internetbanking). Die Qualität des Neuen ist am Anfang elend (erste Digitalbilder) oder es lässt sich schwer damit arbeiten (Batterien der Laptops und Digicams sind immer gleich leer). Deshalb wird das Neue sehr oft verachtet.
Ich will Ihnen einen immer wieder zu beobachtenden Mechanismus aufzeigen, wie das Neue kommt, verachtet wird und wie es anschließend das noch hochmütig lachende Alte einfach beerdigt.
Die Gartner Group ist weltbekannt für ihre Analysen der Neuheiten in der Informations- und Kommunikationstechnik. Das Börsenkürzel für Gartner an der New Yorker Börse ist deshalb auch schlicht » IT «. Gartner gibt regelmäßig für alle neuen Technologien an, wie weit sie schon auf der Hype Curve sind. Die zeige ich Ihnen in der folgenden Abbildung. Alles ist in Englisch – ich habe die Kurve noch nie wirklich in Deutsch gesehen –, die Kurve lernt jeder in der IT Tätige wie mit der Muttermilch kennen, und zwar genau wie nachstehend.
Die Gartner-Hype-Kurve
Die Kurve betrachtet den Hype (»Medienrummel«, to hype up bedeutet auch »sich einen Schuss Rauschgift setzen«) über die Zeit. Am Anfang hat jemand eine neue technologische Idee (»Technology Trigger«). Am Markt kommt Gemurmel auf, ob sich da nicht ein ganz großes Geschäft am Horizont abzeichne. Da steigt sofort die Aufmerksamkeit der Presse, der Hype steigt rasant an. Alle überschlagen sich vor Begeisterung. Das liegt oft an den Presseleuten, die sehr froh sind, endlich einmal über etwas Neues schreiben zu können. Sie stürzen sich auf das Neue und treiben den Hype nach oben. Dadurch werden die Leser und Hörer ganz neugierig – alle wollen mehr darüber wissen! Nun schreiben sich die Redakteure und Blogger die Finger wund. Der Hype erreicht eine Spitze: »The Peak of inflated Expectation«, die Spitze einer aufgeblasenen Erwartung.
Jetzt wollen die Leser aber einmal das Neue wirklich sehen. Ist es wirklich so toll? Das neue Navi? Das neue iPhone? Die ersten Leute probieren es aus und mäkeln herum. Das Navi merkt im Fußgängermodus nicht, dass ich mich im Zentrum der Stadt umdrehe, sagt immer noch »geradeaus« und ich bin verwirrt. Das GPS findet den Satelliten erst nach 10 Minuten, das ist aber gerade die Zeitspanne, in der ich mich nicht auskenne, wenn ich aus dem fremden Innenstadtparkhaus zurück nach Hause fahre. Das neue Handy hat eine schlechte Antenne für das Internet. »Ah«, sagen wir, »die Idee ist nicht schlecht, aber es passt nicht zu uns und lässt sich schlecht verwenden. Wir
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