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Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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dagegen. Was er nicht begriff, war ein Standpunkt völliger Gleichgültigkeit. Diese Jünglinge (er selber war nur fünf Jahre älter), die ihren Lebensunterhalt im Interplanetarium verdienten, schienen für das Projekt nicht das geringste Interesse zu haben. Sie entwarfen ihre Pläne und stellten ihre Kalkulationen ungefähr mit derselben Begeisterung an, als fertigten sie Zeichnungen für Waschmaschinen an und nicht für Weltraumschiffe. Wenn es jedoch galt, ihre Einstellung zu rechtfertigen, legten sie Anzeichen von Lebhaftigkeit und Beredsamkeit an den Tag.
    »Sie machen einen großen Fehler, Doc«, sagte der Ältere, Sam, eines Nachmittags. »Sie nehmen das Leben viel zu ernst. Es lohnt sich nicht. Wirkt sich nachteilig auf die Arterien und dergleichen aus.«
    »Wenn sich nicht ein paar Leute den Kopf ein bisschen zerbrechen würden«, erwiderte Dirk, »gäbe es für Faulpelze wie Sie und Bert überhaupt keine Arbeit.«
    »Was denn?«, sagte Bert. »Ich finde, diese Leute sollten uns dankbar sein. Wenn es Kerle wie mich und Sam nicht gäbe, hätten sie nichts, worüber sie sich den Kopf zerbrechen müssten und würden vor lauter Langeweile umkommen. Die meisten tun das sowieso.«
    Sam verlagerte seine Zigarette. (Sie baumelte in einem derart unwahrscheinlichen Winkel von seiner Unterlippe, dass man meinen konnte, er gebrauche Klebstoff.)
    »Sie führen dauernd die Vergangenheit an, die tot und abgetan ist, oder die Zukunft, die wir nicht mehr erleben werden. Wie wär's, wenn Sie den ganzen Kram einmal beiseite ließen und sich zur Abwechslung einmal amüsierten?«
    »Das tue ich ja«, sagte Dirk. »Ihr könnt euch natürlich nicht vorstellen, dass es Leute gibt, denen die Arbeit Freude macht.«
    »Einbildung«, erklärte Bert. »Wir waren von Anfang an klug genug, es gar nicht erst zu dieser Selbsttäuschung kommen zu lassen.«
    »Wenn ihr weiterhin so viel Energie darauf verwendet«, sagte Dirk bewundernd, »Entschuldigungsgründe dafür zu finden, wie man sich vor der Arbeit drückt, werdet ihr noch eine neue Philosophie entwickeln. Die Philosophie der Nichtsnutzigkeit.«
    »Haben Sie das Wort eben erst geprägt?«
    »Nein«, gab Dirk zu.
    »Das dachte ich mir. Klang es doch, als hätten Sie es nur für eine derartige Gelegenheit aufgespart.«
    »Gibt es überhaupt nichts, was Sie mitunter neugierig macht?«, fragte Dirk. »Das möchte ich gern wissen.«
    »Kaum, solange ich weiß, wo mein nächstes Gehalt herkommt.«
    Sie zogen ihn natürlich nur auf und wussten, dass er es wusste. Dirk lachte und fuhr fort:
    »Mir scheint, Public Relations hat da eine hübsche kleine Oase der Trägheit direkt auf seiner Türschwelle übersehen. Ich glaube nicht, dass ihr auch nur einen Pfifferling darum gebt, ob die ›Prometheus‹ den Mond erreicht oder nicht!«
    »Das würde ich nicht sagen«, protestierte Sam. »Ich habe einen Fünfer auf sie gesetzt.«
    Noch ehe Dirk eine passende Erwiderung einfiel, wurde die Tür aufgerissen, und Matthews erschien. Sam und Bert, vollkommen aufeinander eingespielt, waren sofort in ihre Zeichnungen vertieft. Matthews hatte es offensichtlich eilig.
    »Wollen Sie einen Tee trinken, der Sie nichts kostet?«, sagte er.
    »Kommt ganz darauf an. Wo?«
    »Im Unterhaus. Sie sagten neulich, dass Sie noch nie dort gewesen wären.«
    »Das klingt verlockend. Worum handelt es sich denn?«
    »Packen Sie Ihre Sachen zusammen, ich erzähle es Ihnen unterwegs.« Im Taxi wurde Matthews mitteilsamer.
    »So was kommt häufiger vor«, sagte er. »Mac hätte eigentlich mitkommen sollen, aber er musste nach New York und wird erst in einigen Tagen wieder zurück sein. Und da habe ich an Sie gedacht. In die Besucherliste können Sie sich als einen unserer Rechtsberater eintragen.«
    »Sehr aufmerksam von Ihnen«, sagte Dirk dankbar. »Wem gilt denn unser Besuch?«
    »Einem lieben alten Knaben namens Sir Michael Flannigan. Er ist ein irischer Tory – ein hundertprozentiger. Einige seiner Wähler sind gegen diese neumodischen Weltraumschiffe – sie haben sich wahrscheinlich noch gar nicht mit den Gebrüdern Wright abgefunden. Wir müssen also hin und ihm erklären, was das Ganze auf sich hat.«
    »Sie werden seine Zweifel schon zu beschwichtigen wissen«, sagte Dirk, als sie an County Hall vorbeifuhren und nach der Westminster-Brücke einbogen.
    »Ich hoffe und habe, glaub ich, die richtige Masche, derartige Dinge einzurenken.«
    Sie fuhren unter dem Schatten von Big Ben hindurch und noch etwa neunzig Meter an

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