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Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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geschlossener Bahn um die Erde bewegen, aber sie wird eine Ellipse beschreiben. Und wenn die Geschwindigkeit noch weiter zunimmt, wird die Ellipse immer länger werden, und die Rakete dringt weit in den Weltraum vor. Aber sie kommt immer wieder zurück.
    Verleihen wir der Rakete jedoch eine Anfangsgeschwindigkeit von 11,2 Kilometern in der Sekunde, so wird aus der Ellipse eine Parabel – so –, und die Rakete ist für immer entkommen. Die Schwerkraft der Erde kann sie nie wieder einfangen; sie bewegt sich jetzt wie ein kleiner, von Menschenhand geschaffener Meteor durch den Raum. Wenn der Mond die richtige Position hätte, würde sie wie die ›Orphan Annie‹ in ihn hineinrasen.«
    Das sollten Weltraumschiffe natürlich tunlichst vermeiden. Es folgte eine ausführliche Erläuterung sämtlicher Stadien einer hypothetischen Mondfahrt. Der Kommentator erklärte, wie viel Treibstoff mitgeführt werden müsste, um eine sichere Landung zu gewährleisten, und wie viel mehr der Rückflug erforderte. Er ging flüchtig auf die Navigationsprobleme im Weltraum ein und zeigte, welche Sicherheitsmaßnahmen sich für die Besatzung treffen ließen. Er schloss mit den Worten:
    »Mit chemisch angetriebenen Raketen ist bereits viel erreicht worden, aber um den Weltraum zu durchqueren und nicht nur kurze Ausflüge dorthin zu machen, müssen wir die unbegrenzten Kräfte der Atomenergie in Anspruch nehmen. Mit Atomkraft angetriebene Raketen befinden sich gegenwärtig noch in ihrem Kindheitsstadium; sie sind gefährlich und unberechenbar. Aber in wenigen Jahren werden wir sie bis zur Vollendung verbessert haben, und die Menschheit wird ihre ersten großen Schritte auf dem Wege ins All machen.«
    Die Stimme war lauter geworden, von einer pulsierenden Musik untermalt. Dann schien Dirk plötzlich bewegungslos in den Raum gebannt, einige hundert Meter über dem Erdboden. Er konnte nur gerade ein paar verstreute Gebäude ausmachen und merkte erst jetzt, dass er sich in einer soeben abgeschossenen Rakete befand. Dann kehrte sein Zeitsinn zurück; mit zunehmender Beschleunigung trat die Wüste zurück. Eine niedrige Hügelkette kam in Sicht und wurde augenblicklich bis zur Flachheit verkürzt. Das Bild rotierte langsam, und plötzlich schnitt eine Seeküste quer über sein Blickfeld. Unbarmherzig verjüngte sich der Maßstab, und Dirk merkte mit plötzlichem Schrecken, dass er die gesamte Südküste Australiens überblickte.
    Die Rakete stand nicht mehr unter Beschleunigung, sondern strebte von der Erde mit einer Schnelligkeit fort, die nicht weit unter Fluchtgeschwindigkeit lag. Die Zwillingsinseln Neuseelands kamen in Sicht – und dann erschien am Rande der Bildfläche ein weißer Saum, den Dirk zuerst für eine Wolkenformation hielt.
    Etwas schien nach seiner Kehle zu greifen, als er merkte, dass er auf die ewigen Eismauern der Antarktis hinunterblickte. Er musste an die Discovery denken, die, keine halbe Meile entfernt, vertäut lag. Sein Blick umfasste in einem einzigen Moment die gesamte Landfläche, in die Scott und seine Leute sich vor noch nicht ganz einem Menschenalter hineingekämpft hatten und wo sie ums Leben gekommen waren.
    Und dann bäumte sich der Rand der Welt vor ihm auf. Die wundervoll leistungsfähige Kreiselgerätstabilisation setzte langsam aus, und die Kamera wanderte in den Weltraum hinaus. Für längere Zeit schien es nichts als Finsternis und Nacht zu geben; dann traf die Kamera plötzlich und unvermittelt auf die Sonne, und die Leinwand barst vor Licht.
    Als die Erde wieder sichtbar wurde, konnte er die gesamte Hemisphäre erkennen, die unter ihm ausgebreitet lag. Das Bild erstarrte noch einmal, die Musik verebbte, so dass er Zeit fand, die Kontinente und Meere auf dieser entlegenen und fremden Welt dort unten auszumachen.
    Minutenlang hing diese ferne Kugel vor seinen Augen; dann löste sie sich langsam auf. Die Lektion war vorüber, aber er würde sie so bald nicht vergessen.

VIII
     
    Im Ganzen stand Dirk mit den beiden jungen Zeichnern, die das Büro mit ihm teilten, auf freundschaftlichem Fuße. Sie waren sich nicht ganz klar darüber, was für eine Stellung er eigentlich einnahm (er übrigens auch nicht), und so behandelten sie ihn mit einer seltsamen Mischung aus Ehrerbietung und Vertraulichkeit. In einer Hinsicht jedoch ärgerte er sich immer wieder über sie.
    Ihm schien es, als gäbe es nur zwei Haltungen, die man dem interplanetarischen Verkehr gegenüber einnehmen könne. Man war entweder dafür oder

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