Aufbruch zu den Sternen - Roman
der Seite des großen gotischen Gebäudes entlang. Der Eingang, vor dem sie hielten, war ein unauffälliger Bogengang, der in eine geräumige Halle führte, wo man von dem Verkehrsgewirr draußen auf dem Platze kaum noch etwas ahnte. Die Halle war kühl und ruhig, und Dirk fühlte sich von einem Gefühl jahrhundertealter Traditionen überwältigt. Nachdem sie ein paar Stufen hinaufgegangen waren, gelangten sie in ein großes Zimmer, von dem Korridore strahlenförmig nach verschiedenen Richtungen ausgingen. Einige Leute standen oder liefen auf und ab, während andere in erwartungsvoller Haltung auf den Holzbänken saßen. Zur Rechten befand sich die Anmeldung, und neben dem Pult stand ein stämmiger Polizist in voller Uniform.
Matthews trat an das Pult, füllte ein Formular aus und reichte es dem Wachtmeister. Für eine Weile geschah überhaupt nichts. Dann erschien ein uniformierter Beamter; er rief ein paar völlig unverständliche Worte aus und ließ sich die Formulare von dem Wachtmeister geben. Danach verschwand er in einem der Korridore.
»Was hat er bloß gesagt?« In der plötzlich eingetretenen Stille klang Dirks Stimme fast aufreizend laut.
»Er sagte, dass Mr. Jones, Lady Carruthers und noch jemand, dessen Namen ich nicht mitgekriegt habe, augenblicklich nicht im Hause wären.«
Die Mitteilung musste jedoch allgemein verstanden worden sein, da Gruppen von erbosten Wählern – um ihre Beute geprellt – den Raum zu verlassen begannen.
»Jetzt müssen wir warten«, sagte Matthews. »Lange dürfte es indes nicht dauern, da wir vorgemerkt sind.«
In den nächsten zehn Minuten wurden von Zeit zu Zeit andere Namen aufgerufen, und mitunter erschienen Abgeordnete, um ihre Gäste in Empfang zu nehmen. Manchmal machte ihn Matthews auf irgendeine Berühmtheit aufmerksam, von der Dirk noch nie etwas gehört hatte. Er suchte diese Tatsache jedoch sorgfältig zu verbergen.
Alsbald fiel ihm auf, dass der Wachtmeister einen jungen, hochgewachsenen Mann an sie verwies, der seinen Vorstellungen von einem älteren irischen Baronet in keiner Weise entsprach. Der junge Mann kam zu ihnen herüber.
»Guten Tag«, sagte er. »Mein Name ist Fox. Sir Michael ist noch für einige Minuten in Anspruch genommen; ich soll mich inzwischen um Sie kümmern. Vielleicht würden Sie der Debatte gern so lange zuhören, bis Sir Michael frei ist?«
»Recht gern«, erwiderte Matthews etwas zu herzlich. Dirk vermutete, dass das etwas nicht besonders Neues für ihn war, aber ihn freute die Gelegenheit, das Parlament einmal in Tätigkeit zu erleben.
Sie folgten ihrem Führer über lange Korridore und durch unzählige Bogengänge. Endlich überantwortete er sie einem uralten Aufseher, der aussah, als wäre er Augenzeuge bei der Unterzeichnung der Magna Charta gewesen.
»Er wird Ihnen einen anständigen Platz besorgen«, versprach Mr. Fox. »Sir Michael wird Sie in ein paar Minuten abholen kommen.«
Sie bedankten sich und folgten dem Aufseher eine Wendeltreppe hinauf.
»Wer war denn das?«, erkundigte sich Dirk.
»Robert Fox – Labour M.P. für Taunton«, klärte Matthews ihn auf. »Das ist das Schöne hier – man hilft sich gegenseitig. Parteizugehörigkeit spielt längst nicht die Rolle, wie man als Außenstehender annehmen könnte.« Er wandte sich an den Aufseher.
»Was steht denn im Augenblick zur Debatte?«
»Die zweite Lesung der Gesetzesvorlage zur Kontrolle alkoholfreier Getränke«, erwiderte dieser mit Grabesstimme.
»Um Gottes willen!«, sagte Matthews. »Wollen wir hoffen, dass es nur ein paar Minuten dauert!«
Von den Bänken auf der Galerie hatten sie einen guten Überblick über den Saal. Das Ganze war Dirk von vielen Aufnahmen her vertraut, aber er hatte es sich immer als Szene lebhafter Auseinandersetzungen vorgestellt mit Abgeordneten, die sich von ihren Sitzen erhoben und »Zur Geschäftsordnung!« oder »Schändlich!« und »Schluss!« riefen und anderen parlamentarischen Lärm. Stattdessen erblickte er etwa dreißig gelangweilte Herren, die sich auf ihren Sitzen räkelten, während ein zweitrangiger Minister eine nicht gerade fesselnde Preis- und Profitliste vorlas. Während er hinunterschaute, kamen zwei Abgeordnete gleichzeitig zu dem Entschluss, dass sie genug hätten, und verließen ohne Rücksicht auf den Sprecher den Saal – ohne Zweifel, wie Dirk vermutete, auf der Suche nach Getränken, die nicht besonders alkoholfrei waren.
Er verfolgte die Vorgänge unten nicht weiter und ließ seine Blicke durch
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