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Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Michael verabschiedeten. Er schien immer noch ein wenig benommen, als sie ihm die Hand schüttelten und aufbrachen.
    »Ich hoffe, die irische Frage ist damit für eine Weile erledigt«, sagte Matthews, indem sie aus dem Gebäude in den Schatten des Victoria Tower hinaustraten. »Wie hat Ihnen der alte Knabe gefallen?«
    »Großartiger Bursche. Ich würde sonst etwas geben, wenn ich mitanhören könnte, wie er seinen Wählern Ihre Gedankengänge auseinandersetzt.«
    »Ja«, erwiderte Matthews, »das dürfte ganz amüsant sein.«
    Sie gingen ein paar Schritte zu Fuß, am Haupteingang vorbei und auf die Brücke zu. Plötzlich sagte Matthews unvermittelt:
    »Was halten Sie eigentlich von dem Ganzen?«
    Dirk wich aus.
    »Rein logisch betrachtet gebe ich Ihnen recht«, sagte er. »Aber irgendwie kann ich mich nicht so dafür erwärmen, wie Sie es zu tun scheinen. Vielleicht später einmal – ich weiß nicht.«
    Er ließ seine Blicke über das großstädtische Leben und Treiben schweifen, das ihn umgab. Die Stadt schien so alterslos und ewig zu sein wie die Berge; was die Zukunft auch bringen mochte, sie würde bestimmt nie vergehen! Und dennoch hatte Matthews recht gehabt, und er, Dirk, hätte sich eigentlich als Erster zu der These bekennen müssen, dass es für die Zivilisation keinen Stillstand geben konnte. Einst war der Boden unter seinen Füßen von Mammuts zertrampelt worden, die aus den Dickichten am Flussufer hervorgebrochen waren. Sie, und nicht die Affenmenschen, die sie aus ihren Höhlen beobachteten, waren Herren des Landes gewesen. Aber endlich war auch für diese Affen die Stunde gekommen; die Wälder und Sümpfe hatten ihren Maschinen weichen müssen. Dirk wusste jetzt, dass die eigentliche Entwicklung überhaupt erst anfing. Selbst in diesem Augenblick bereiteten die Götter und die Zeit auf fernen Welten unter fremden Sonnen für die Menschheit die Baustellen künftiger Städte vor.

IX
     
    Sir Robert Derwent, M.A., Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften und Generaldirektor des Interplanetariums, war ein ziemlich zäh und widerstandsfähig aussehender Mann, der die Leute unweigerlich an den verstorbenen Winston Churchill erinnerte. Die Ähnlichkeit wurde nur dadurch etwas beeinträchtigt, dass er Pfeife rauchte, von denen er, wie gerüchteweise verlautete, zwei Arten besaß – für den »normalen« Gebrauch und für den »Notfall«. Das »Notfall«-Modell war immer fertig gestopft, so dass es sofort in Aktion gesetzt werden konnte, wenn unwillkommene Besucher auftauchten. Wie man wissen wollte, bestand die Geheimmischung, die für diesen Zweck verwendet wurde, zum größten Teil aus geschwefelten Teeblättern.
    Sir Robert war eine so ausgeprägte Persönlichkeit, dass sich ein ganzer Kranz von Legenden um ihn gebildet hatte. Viele davon waren von seinen Mitarbeitern in die Welt gesetzt worden, die für ihren Chef durchs Feuer gegangen wären – was sie auch häufig tun mussten, da seine Ausdrucksweise nicht gerade die war, die man normalerweise von einem früheren Königlichen Astronomen hätte erwarten können. Er hatte weder vor Personen noch vor Titeln Respekt, und einige seiner Antworten an berühmte, aber nicht besonders intelligente Fragesteller waren historisch geworden. Selbst Mitglieder der Königlichen Familie hatten seinen ätzenden Witz zu spüren bekommen. Doch trotz dieses zur Schau getragenen bissigen Wesens war er im Grunde seines Herzens ein gütiger und empfindsamer Mensch. Viele Leute vermuteten das, aber nur wenige waren je imstande gewesen, einen zufriedenstellenden Beweis dafür zu erbringen.
    Sir Robert war sechzig Jahre alt und bereits dreifacher Großvater, sah jedoch aus wie ein gut gepflegter Fünfundvierziger. Wie sein historischer Doppelgänger schrieb er diese Tatsache einer absichtlichen Vernachlässigung der elementarsten Gesundheitsregeln und stetigem Nikotinkonsum zu. Ein geistreicher Reporter hatte einmal das treffende Wort für ihn gefunden: »Ein wissenschaftlicher Francis Drake – einer der astronomischen Forscher des zweiten Elisabethanischen Zeitalters.«
    Es war nichts besonders Elisabethanisches um den Generaldirektor, als er, von Rauchschwaden umgeben, dasaß und die tägliche Post durchsah. Er sortierte seine Korrespondenz in einem erstaunlichen Tempo und stapelte die Briefe, sobald er mit ihnen fertig war, in kleinen Häufchen auf. Von Zeit zu Zeit warf er ein Blatt direkt in den Papierkorb, aus dem es seine Mitarbeiter vorsichtig wieder

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