Aufbruch zu den Sternen - Roman
Chefingenieur bemerkt hatte, dass sie durch Zigarettenknappheit früher zum Landen gezwungen werden sollten.
Alsbald stiegen winzige Gasblasen entlang der Kontaktfläche zwischen »Beta« und dem Brennstoffbehälter empor. Die Explosivbolzen, die beide miteinander verbanden, waren gelöst worden, und der große Tank begann langsam, nur etwa einen Meter in der Minute, von dem Schiff abzutreiben.
Im Rumpf der »Beta« öffnete sich eine Luftschleusentür, und zwei Männer in unförmigen Schutzanzügen kamen herausgeschwebt. Mit kurzen Gasstößen aus kleinen Zylindern steuerten sie auf den treibenden Brennstoffbehälter zu und nahmen eine sorgfältige Überprüfung vor. Einer von ihnen öffnete eine kleine Klappe und las die dort befindlichen Instrumente ab, während der andere den Rumpf mit einem beweglichen Leckdetektor absuchte.
Im Verlauf der nächsten Stunde ereignete sich nichts weiter, nur dass die Hilfssteuerdüsen der »Beta« gelegentlich dunstige Schwaden ausstießen. Der Pilot wendete, und zwar so, dass sie in die entgegengesetzte Richtung ihrer Umlaufbewegung zeigte. Er ließ sich zu diesem Manöver offensichtlich viel Zeit. Zwischen der »Beta« und dem Brennstofftank, den sie von der Erde heraufgebracht hatte, lag jetzt bereits eine Entfernung von fast hundert Metern. Es war schwer, sich bewusst zu machen, dass die beiden Körper, während sie sich langsam voneinander trennten, die Erde beinah umkreist hatten.
Die beiden Schutzkleidung tragenden Techniker hatten ihre Arbeit beendet. Langsam kamen sie zu dem wartenden Schiff zurück, und die Luftschleusentür schloss sich hinter ihnen. Wieder trat eine längere Pause ein, da der Pilot den richtigen Augenblick zum Bremsen abwartete.
Mit einem Mal schoss aus den hinteren Düsen der »Beta« ein Strahl von unerträglicher Weißglut hervor. Die glühenden Gase schienen einen kompakten Lichtstrahl zu bilden. Seit die Motoren arbeiteten, hatten auch die Männer auf dem Schiff wieder ihr normales Gewicht. Alle fünf Sekunden verlor die »Beta« etwa hundertsechzig Stundenkilometer ihrer Geschwindigkeit. Sie brach aus ihrer Umlaufbahn und würde alsbald auf die Erde hinunterstoßen.
Die unerträgliche Flamme der Atomraketen flackerte und verlosch. Noch einmal stießen die kleinen Steuerungsdüsen Dunst aus. Jetzt hatte es der Pilot plötzlich sehr eilig, das Schiff wieder auf seine Achse herumzuschwingen. Draußen im Weltraum war eine Richtung so gut wie die andere – aber da das Schiff in wenigen Minuten in die Atmosphäre eindringen würde, musste es in Richtung seiner Bewegung zeigen.
Dieser Augenblick des ersten Kontakts war stets mit einer gewissen Spannung verbunden. Den Männern im Schiff teilte er sich dadurch mit, dass sich ihre Sitzgurte leicht, aber stetig strafften. Sie wurden von Minute zu Minute straffer, und alsbald drangen kaum hörbare Laute durch die isolierten Schiffswände. Man tauschte Höhe für Geschwindigkeit ein – Geschwindigkeit, die man nur gegen Luftwiderstand verlieren konnte. War das Umtauschverhältnis zu hoch, so bestand die Gefahr, dass die kurzen gedrungenen Tragflächen zerbarsten, dass der Rumpf einfach wegschmelzen und das Schiff in meteorische Teilchen zersplittern und abstürzen würde.
Die Flügel fraßen sich jetzt wieder in die dünne Luft, die mit mehreren tausend Stundenkilometern an ihnen vorüberströmte. Obwohl die Steuerungsflächen noch immer nutzlos waren, so würde das Schiff doch schon bald widerwillig ihrem Befehl gehorchen. Selbst ohne die Motoren einzuschalten, konnte sich der Pilot fast jeden beliebigen Landungsplatz auf Erden aussuchen. Das Schiff glich einem mit Überschallgeschwindigkeit dahingleitenden Segelflugzeug und hatte dank seiner Schnelligkeit eine erdumspannende Reichweite.
Ganz langsam stieß das Schiff durch die Stratosphäre hinab und verlor von Minute zu Minute an Geschwindigkeit. Bei etwas über eintausendsiebenhundert Stundenkilometern wurden die Luftschaufeln der Stoßdüsen geöffnet, und die Atombrenner begannen tödlich zu glühen. Schwaden verbrannter Luft wurden ausgestoßen, und das Schiff zog einen Schweif hinter sich her, der die bekannte rotbraune Färbung von Salpeteroxyden aufwies. Es hatte die Atmosphäre als tragendes Element unter sich und konnte sich aus eigener Kraft heimwärts wenden.
Damit war der letzte Test vorüber. Fast fünfhundert Kilometer hoch, wo Tag und Nacht alle vierzig Minuten wechselten, zog der erste Brennstofftank seine ewige Bahn. Schon in
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