Aufbruch zu den Sternen - Roman
nicht stenographieren kann, merkt, dass dies in diesem Falle kein Hindernis sein dürfte.)
»Ich stellte mir das so vor, dass Sie schon immer den Drang in sich verspürt haben, nach den Sternen zu fliegen, um – um die Fahne der Menschheit dort zu hissen?«
»Ganz und gar nicht. Bis vor ein paar Jahren hab ich daran überhaupt nicht gedacht.«
»Wieso sind Sie dann für diesen Flug ausersehen worden?«
»Weil ich der zweitbeste Atomingenieur in der Welt bin.«
»Und wer ist der beste?«
»Professor Maxton, dessen Leben viel zu wertvoll ist, um es aufs Spiel zu setzen.«
»Sind Sie denn gar nicht nervös.«
»Freilich. Ich habe fürchterliche Angst vor Spinnen und vor Plutoniumstücken, die in Reichweite liegen, und vor nächtlichen Geräuschen.«
»Ich meine – macht der Gedanke an die Fahrt Sie nicht nervös?«
»Ich habe entsetzlich Schiss. Sehen Sie nur, wie ich zittre.« (Macht es ihr vor. Geringfügige Schäden an Möbelstücken.)
»Was erwarten Sie auf dem Mond vorzufinden?«
»Außer Lavamassen kaum etwas.«
(Der gehetzte Blick der Reporterin verrät, dass sie bereit ist, aufzugeben.)
»Sind Sie der Ansicht, dass es irgendwelches Leben auf dem Mond gibt?«
»Höchstwahrscheinlich. Schon gleich bei der Landung wird vermutlich jemand gegen die Tür klopfen, und eine Stimme wird sagen: ›Ich komme von der Mondwoche und möchte Sie bitten, mir ein paar Fragen zu beantworten.‹«
Selbstverständlich verliefen längst nicht alle Interviews in dieser unverschämten Form, und Richards beteuerte immer wieder, wie man gerechterweise hinzufügen muss, dass das Ganze von Leduc erfunden worden sei. Die meisten Reporter, die im Interplanetarium auftauchten, waren akademisch vorgebildete Techniker, die zum Journalismus übergegangen waren. Ihnen fiel eine etwas undankbare Aufgabe zu, da sie von den Zeitungsleuten als unerwünschte Eindringlinge betrachtet und von den Wissenschaftlern als Überläufer und Abtrünnige angesehen wurden.
In dem ganzen Programm hatte kein Punkt so viel öffentliches Interesse erregt wie die Tatsache, dass zwei Besatzungsmitgliedern das Schicksal bevorstand, auf Erden zurückbleiben zu müssen. Eine Zeitlang machte man sich einen förmlichen Sport daraus, die zehn Möglichkeiten miteinander zu kombinieren, und sogar die Wettbüros fingen an, Interesse dafür zu zeigen. Da sowohl Hassell wie Leduc Raketenpiloten waren, wurde allgemein angenommen, dass die Wahl nur auf einen von beiden fallen werde. Derartige Vermutungen konnten aber leicht nachteilige Wirkung auf die Männer selbst haben, und so sah sich der Generaldirektor veranlasst, nachdrücklich auf die Haltlosigkeit solcher Argumente hinzuweisen. Jeder einzelne Mann sei so gründlich ausgebildet, dass unter allen Umständen eine brauchbare Besatzung zusammenkommen müsse, wer auch dabei sei. Ohne sich darauf festzulegen, deutete er an, dass die endgültige Entscheidung vielleicht durch das Los getroffen werden müsse. Daran glaubte jedoch kein Mensch, am allerwenigsten die fünf zur Auswahl stehenden Männer selber.
Dass Hassell Vaterschaftssorgen hatte, war jetzt allgemein bekannt geworden – nicht gerade zum Nutzen der Sache. Zuerst war er nur leicht beunruhigt gewesen und hatte seine Befürchtungen lange zu unterdrücken vermocht. Aber als eine Woche nach der anderen verging, wurde seine Besorgnis immer größer, bis er zuletzt in seiner Leistungsfähigkeit nachließ. Als er das merkte, war er noch bekümmerter darüber, und so griff eins ins andere und drückte ihn immer tiefer nieder.
Da er nicht um sich selber, sondern um einen geliebten Menschen bangte, und da seine Furcht logisch begründet war, konnten die Psychologen nur wenig dagegen unternehmen. Sie konnten einem Mann von seinem Temperament und Charakter nicht nahelegen, von der Expedition zurückzutreten. Sie konnten ihn nur beobachten; und Hassell wusste nur allzu genau, dass er unter Beobachtung stand.
XVII
In den Tagen vor dem großen Aufbruch war Dirk nur selten einmal in Southbank. Es war unmöglich, dort zu arbeiten; die Australienfahrer packten und brachten ihre Angelegenheiten in Ordnung, und die anderen, die zurückbleiben mussten, schienen in sehr unkameradschaftlicher Stimmung zu sein. Der ununterdrückbare Matthews war eines der Opfer; McAndrews ließ ihn, mit allen Vollmachten ausgestattet, zurück. Das war eine sehr vernünftige Lösung, nur hatten sich die beiden Männer darüber leider so verfeindet, dass sie nicht mehr miteinander
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