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Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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sprachen. Dirk ging ihnen aus dem Wege, wo er nur konnte; er wusste, wie sehr sie ihm sein Hinüberwechseln in das Lager der Wissenschaftler verübelten.
    Von Maxton und Collins bekam er genauso wenig zu sehen, da sich die technische Abteilung in einem Zustand organisierter Auflösung befand. Offenbar war man zu der Feststellung gelangt, dass es nichts gab, was man in Australien unter Umständen vielleicht nicht doch gebrauchen könnte. In dem allgemeinen Chaos schien nur Sir Robert Derwent seinen Gleichmut bewahrt zu haben, und Dirk war etwas erstaunt, als er eines Morgens zu ihm gerufen wurde. Es traf sich, dass die Aufforderung ihn an einem von den wenigen Tagen erreichte, da er im Büro anwesend war. Seit er ihm am Tage seiner Ankunft kurz vorgestellt worden war, war dies die erste Begegnung Dirks mit dem Generaldirektor.
    Er musste an all die Geschichten denken, die er über Sir Robert gehört hatte, und trat etwas befangen bei ihm ein. Der Generaldirektor bemerkte und begriff sein Misstrauen anscheinend, denn als er seinem Besucher die Hand schüttelte und ihm einen Platz anbot, funkelten seine Augen belustigt.
    Das Zimmer war nicht größer als viele andere Büros, die Dirk in Southbank gesehen hatte, nur dass die Ecklage eine unvergleichliche Aussicht freigab. Man konnte fast den gesamten Themsekai von Charing Cross bis London Bridge überblicken.
    Sir Robert verlor keine Zeit mit einleitenden Worten und kam sofort zur Sache.
    »Professor Maxton hat mir von Ihrer Arbeit erzählt«, sagte er. »Ich nehme an, dass Sie uns bereits alle fein säuberlich aufgespießt haben, damit die Nachwelt unsere Leichen sezieren kann.«
    »Ich hoffe doch sehr, Sir Robert«, lächelte Dirk, »dass das Endresultat nicht ganz so statisch ausfallen wird, wie Sie andeuteten. Mir geht es nämlich in erster Linie nicht so sehr um die Aufzeichnung von Tatsachen als vielmehr von Einflüssen und Motiven.«
    Der Generaldirektor trommelte nachdenklich auf seinem Schreibtisch und bemerkte dann ruhig:
    »Und welche Motive liegen Ihrer Ansicht nach unserer Arbeit zugrunde?«
    Die Frage brachte Dirk durch ihre Direktheit ein wenig außer Fassung.
    »Sie sind sehr ineinander verschachtelt«, begann er seine Verteidigung. »Einstweilen würde ich sagen, dass sie in zwei Klassen zerfallen – materielle und geistige.«
    »Es dürfte schwerfallen«, sagte der Generaldirektor nachsichtig, »sich eine dritte Kategorie vorzustellen.«
    Dirk lächelte verlegen.
    »Ich habe mich vielleicht etwas zu allgemein ausgedrückt«, sagte er. »Worauf ich hinauswill, ist dies: Die Männer, die sich zuerst ernsthaft mit dem Gedanken des interplanetarischen Verkehrs befassten, waren Visionäre, die einem Traumbild nachjagten. Dass sie dabei gleichzeitig auch Techniker waren, spielt keine Rolle – im Grunde waren es Künstler, die durch ihre Wissenschaft etwas Neues schufen. Auch wenn sie sich keinen wie immer gearteten praktischen Nutzen von Weltraumflügen versprochen hätten, so hätten sie trotzdem an der Verwirklichung ihrer Idee weitergearbeitet.
    Ihrem Tun lag ein geistiges Motiv zugrunde, wie ich es genannt habe. ›Intellektuell‹ wäre vielleicht noch ein besserer Ausdruck dafür. Man kann es nicht weiter analysieren, weil es weiter nichts darstellt als die Verkörperung eines tief in der menschlichen Natur ruhenden Grundtriebes – der Neugierde nämlich. Auf der materiellen Seite steht dem die Vision großer neuer Industrien und technischer Prozesse gegenüber sowie das Verlangen der führenden Rundfunkgesellschaften nach zwei oder drei Weltraumstationen als Ersatz für ihre Myriaden-Oberflächensender. Das ist gewissermaßen die später hinzugekommene Wall-Street-Seite des Bildes.«
    »Und welches Motiv ist Ihrer Ansicht nach hier vorherrschend?«
    Sir Robert ließ nicht locker, aber jetzt fühlte Dirk sich bereits völlig sicher.
    »Ehe ich nach Southbank kam«, sagte er, »hielt ich die Leute im Interplanetarium – soweit ich überhaupt an sie dachte – für eine Gruppe von Technikern, die wissenschaftliche Dividenden scheffeln wollten. Nach außen hat man stets so getan, als wäre man das wirklich, und viele Leute sind auf diese Täuschung hereingefallen. Jetzt weiß ich, dass das höchstens auf einige untergeordnete Abteilungen innerhalb der Organisation zutrifft – aber nicht für die Spitze.«
    Dirk spannte seinen Bogen und zielte nach dem fernen, unsichtbaren und im Dunkeln liegenden Ziel weit da draußen.
    »Ich glaube, dass das

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