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Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Interplanetarium noch heute von Sehern, man kann auch sagen von Dichtern, geleitet wird, die zufällig auch Wissenschaftler sind. Manchmal merkt man ihnen die Verkleidung sogar an.«
    Für eine Weile herrschte Stille. Dann sagte Sir Robert mit gedämpfter Stimme, durch die ein leises Lachen klang:
    »Das ist ein Vorwurf, den man uns schon oft gemacht hat. Wir haben diese Tatsache selber nie geleugnet. Jemand hat einmal gesagt, dass alle menschliche Betätigung im Grunde Spiel wäre. Für uns liegt nichts Beschämendes darin, dass wir mit Raumschiffen spielen wollen.«
    »Und im Verlauf dieses Spiels«, sagte Dirk, »werden Sie die Welt und vielleicht das ganze Universum verändern.«
    Er sah Sir Robert plötzlich aus ganz neuer Sicht. Der entschlossene Bulldoggenkopf mit seiner hochgewölbten und breiten Stirn trat zurück, und er musste an Newton denken, der von sich gesagt hatte, er wäre nichts weiter als ein kleines Kind, das bunte Kiesel am Meeresufer des Wissens aufläse.
    Sir Robert Derwent war, wie alle großen Wissenschaftler, ein solches Kind. Dirk war überzeugt, dass er, im Endeffekt, den Weltraum nur deshalb durchquert haben würden um den Wechsel von Tag und Nacht auf der Erde von den glitzernden Mondgipfeln zu beobachten oder um die Saturnringe in all ihrer unvorstellbaren Herrlichkeit zu sehen.

XVIII
     
    Das Wissen, dass dies sein letzter Tag in London war, erfüllte Dirk mit einem Gefühl schuldigen Bedauerns. Bedauerns, weil er so gut wie nichts von der Stadt gesehen hatte, und Schuld, weil er sich sagen musste, dass dies zum Teil an ihm selber lag. Natürlich stimmte es, dass er entsetzlich viel zu tun gehabt hatte, aber wenn er auf die vergangenen paar Wochen zurückschaute, war es kaum zu begreifen, dass er nur zweimal im Britischen Museum und überhaupt nicht in der St.-Pauls-Kathedrale gewesen war. Er wusste nicht, wann er wieder nach London kommen würde, da er direkt nach Amerika zurückzukehren gedachte.
    Es war ein schöner, aber ziemlich kühler Tag, und es bestand die Möglichkeit, dass es, wie üblich, später regnen könnte. Zu Hause wartete weiter keine Arbeit auf ihn, denn all seine Papiere waren bereits gepackt und unterwegs. Von den Leuten im Interplanetarium, die er nicht wiedersehen würde, hatte er sich bereits verabschiedet; und die meisten anderen würde er morgen früh auf dem Londoner Flughafen treffen. Matthews, der ihn ziemlich ins Herz geschlossen zu haben schien, hatte fast geweint, und sogar Sam und Bert, mit denen er oft genug aneinandergeraten war, hatten auf eine kleine Abschiedsfeier im Büro bestanden. Als er Southbank das letzte Mal verließ, kam es ihm schmerzlich zum Bewusstsein, dass damit auch eine der glücklichsten Perioden seines Lebens zu Ende ging. Es war eine glückliche Zeit gewesen, weil sie erfüllt gewesen war, weil er sich bis an die Grenze seiner Fähigkeiten hatte einsetzen müssen – und vor allem, weil er unter Männern gelebt hatte, deren Leben einen Zweck hatte, von dem sie wussten, dass er größer war als sie selbst.
    Nun hatte er plötzlich einen freien Tag vor sich, mit dem er nichts Rechtes anzufangen wusste. Theoretisch war ein solcher Fall unmöglich; gleichwohl schien er eingetreten zu sein.
    Er trat auf den ruhigen Platz und fragte sich, ob er nicht lieber seinen Regenmantel hätte mitnehmen sollen. Bis zu der Botschaft waren es nur wenige hundert Meter zu gehen. Er hatte dort noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen und war unbesonnen genug, seinen Weg abkürzen zu wollen. Die Folge war, dass er sich in dem Labyrinth von Nebenstraßen und Sackgassen gründlich verlief, das für London charakteristisch ist und die Stadt zu einer nie versiegenden Quelle verärgerten Entzückens macht. Nur der glückliche Umstand, dass er von ferne einen flüchtigen Anblick des Roosevelt-Memorials erhaschte, gab ihm seine Orientierung wieder.
    Ein paar Bekannte in der Botschaft nahmen ihn mit zum Lunch in den von ihnen bevorzugten Klub, und so vergingen die frühen Nachmittagsstunden. Danach blieb er sich selbst überlassen. Er konnte hingehen, wo er wollte, und die Orte aufsuchen, die nicht gesehen zu haben, ihm sonst vielleicht ewig leidtun würde. Er war jedoch innerlich so unentschlossen und unruhig, dass er nur ziellos durch die Straßen schlenderte. Die Sonne hatte sich endlich einen Brückenkopf erobert, und der Nachmittag war warm und lud zur Entspannung ein. Es war angenehm, sich durch abseitige Straßen und Gassen treiben zu lassen und an

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