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Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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entsetzt von der Stille und der Leere des unendlichen Raumes. Jetzt weiß ich, dass ich mich geirrt habe.
    Ich habe den alten Fehler begangen und mich an die Vergangenheit geklammert. Heute bin ich mit Männern zusammen gewesen, die genauso natürlich in Millionen von Kilometern denken wie ich in Tausenden. Es gab eine Zeit, für die eine Entfernung von tausend Kilometern etwas Unfassbares war; heute legen wir diese Entfernung zwischen zwei Mahlzeiten zurück. Und jetzt steht uns wieder ein solcher Maßstabwechsel bevor – und zwar so bald und so schnell schon, dass es keinen Präzedenzfall dafür gibt.
    Die Planeten, das begreife ich jetzt, sind nicht weiter von uns entfernt, als wir ihnen im Geiste zubilligen. Die ›Prometheus‹ wird den Mond in hundert Stunden erreichen und ständig Sprechverbindung mit der Erde haben, und die Augen der gesamten Welt werden auf sie gerichtet sein. Wie der interplanetarische Verkehr doch fast zu einer Belanglosigkeit zusammengeschrumpft, verglichen mit den Wochen und Monaten und den Jahren der großen Reisen in der Vergangenheit!
    Alles ist relativ, und die Zeit wird bestimmt kommen, da wir mit unserem Geist das gesamte Sonnensystem so wie jetzt die Erde umspannen. Und wenn die Wissenschaftler dann den Blick nachdenklich auf die Sterne richten, wird es auch wieder Leute geben, die in den Ruf ausbrechen: ›Wir wollen keinen interstellaren Verkehr! Die neun Planeten genügten unseren Großvätern und sollten auch uns genügen!‹«
    Dirk legte die Feder lächelnd aus der Hand und ließ seine Gedanken schweifen. Ob der Mensch je diese ungeheuerliche Herausforderung annehmen und seine Schiffe in den Golf zwischen den Sternen schicken würde? Er entsann sich eines Satzes, den er einmal gelesen hatte: »Interplanetarische Entfernungen sind eine Million Mal größer, als wir sie aus dem täglichen Leben gewöhnt sind, interstellare Entfernungen jedoch noch einmal das Millionenfache davon.« Seine Gedanken versagten bei dieser Vorstellung, und er klammerte sich an die Redensart: »Alles ist relativ.« In ein paar tausend Jahren hatte der Mensch den Weg von den ersten primitiven Booten bis zum Raumschiff zurückgelegt. Welche Möglichkeiten würde er in den Äonen, die vor ihm lagen, noch ausschöpfen?

XVI
     
    Die fünf Männer, die im Brennpunkt des Weltinteresses standen, betrachteten sich keineswegs als waghalsige Abenteurer, im Begriff, ihr Leben für ein riskantes wissenschaftliches Experiment aufs Spiel zu setzen; nichts lag ihnen ferner. Sie waren insgesamt praktische und nüchterne Techniker, die nicht die Absicht hatten, sich auf irgendein Risiko einzulassen – zum Mindesten nicht, soweit es ihr eigenes Leben betraf. Natürlich war ein Risiko dabei, aber auch wenn man den 8-Uhr-10-Zug in die City nahm, ging man ein Risiko ein.
    Jeder hatte auf seine Weise auf die Publizität der vergangenen Woche reagiert. Sie hatten damit gerechnet und waren darauf vorbereitet gewesen. Hassell und Leduc hatten schon früher im Lichte der Öffentlichkeit gestanden, wussten die damit verbundenen Vorteile zu genießen und den lästigen Begleiterscheinungen aus dem Wege zu gehen. Die anderen drei vom Ruhm plötzlich überfallenen Besatzungsmitglieder, neigten dazu, sich aus gegenseitigem Schutzbedürfnis immer enger aneinander anzuschließen und zusammenzuhocken, was genau das Verkehrte war, da sie auf diese Art zur leichten Beute für Reporter wurden.
    Für Clinton und Taine war das Interviewtwerden noch etwas derart Neues, dass sie Gefallen daran fanden, ihr kanadischer Kollege Jimmy Richards jedoch hasste es. Anfangs versuchte er, höflich zu bleiben, aber dann packte ihn ein solcher Ekel vor den ewig gleichlautenden Fragen, dass seine Antworten immer kürzer und gröber ausfielen. Einer besonders anmaßenden Reporterin gegenüber vergaß er sogar einmal seine gute Kinderstube. Nach einem Bericht verlief das Interview etwa so:
    »Guten Morgen, Mr. Richards. Ich komme von der West Kensington Clarion und möchte Sie bitten, mir ein paar Fragen zu beantworten.«
    Richards (gelangweilt, aber noch einigermaßen umgänglich): »Gut. Ich muss aber meine Frau in ein paar Minuten treffen.«
    »Sind Sie schon lange verheiratet?«
    »Etwa zwölf Jahre.«
    »Oh! Haben Sie Kinder?«
    »Zwei. Beides Mädchen, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Ist Ihre Frau einverstanden damit, dass Sie diesen Flug unternehmen?«
    »Das möchte ich ihr nur geraten haben.«
    (Pause. Während welcher die Reporterin, die

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