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Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Häusern vorüberzukommen, die älter als die Vereinigten Staaten waren – und dennoch Aufschriften wie diese trugen: »Grosvenor-Radio und Hochfrequenz-Gesellschaft« oder »Provincial-Airways, Ltd.«
    Am Spätnachmittag gelangte Dirk auf ein Gelände, von dem er annahm, dass es Hyde Park sein müsse. Eine ganze Stunde lang lief er unter den Bäumen im Kreise, hielt sich jedoch immer in der Nähe der Durchfahrtsstraßen auf. Der Anblick des Albert-Memorials war so unglaublich, dass es ihn für ein paar Minuten förmlich lähmte, doch endlich riss er sich los und schlug die Richtung nach Marble Arch ein.
    Er hatte lange nicht mehr an die Reden und Redner gedacht, für die diese Gegend berühmt war, und es machte ihm Spaß, von einer Menschenansammlung zur anderen zu wandern und den Rednern und ihren Kritikern zuzuhören. Was, so fragte er sich, hatte die Leute nur auf die Idee gebracht, dass die Briten zurückhaltend und jeder Schaustellung abgeneigt wären?
    Er blieb für eine Weile stehen, gebannt von einem Rededuell zwischen zwei Männern, von denen der eine behauptete und der andere leugnete, dass Karl Marx eine bestimmte Bemerkung gemacht habe. Dirk erfuhr nie, was diese Bemerkung besagen sollte, und er vermutete, dass die Disputanten es selber längst vergessen hatten. Von Zeit zu Zeit wurden aus der Menge, die amüsiert zuhörte, Zwischenrufe laut; das Thema selber schien nicht weiter zu interessieren, man wollte nur die Diskussion in Gang halten.
    Der nächste Redner versuchte mit Hinzuziehung von Bibelstellen zu beweisen, dass der Jüngste Tag dicht bevorstehe. Er erinnerte Dirk an jene apokalyptischen Propheten des um das Heil der Welt bangenden Jahres 999; und er zweifelte nicht daran, dass ihre Nachfolger auch noch zehn Jahrhunderte später gegen Ende des Jahres 1999 den Tag des Zornes voraussagen würden. In mancherlei Hinsicht änderte sich die menschliche Natur kaum: Die Propheten würden immer da sein, und es würden sich immer Leute finden, die ihnen glaubten.
    Er ging weiter zu der nächsten Gruppe. Eine kleine, aber aufmerksame Zuhörerschaft war dort um einen älteren, weißhaarigen Mann versammelt, der einen erstaunlich wohlinformierten Vortrag über Philosophie hielt. Nicht alle Sprecher, stellte Dirk fest, waren verschrobene Querköpfe. Dieser Vortragende hätte ein pensionierter Lehrer sein können, der so überzeugt von dem Gedanken der Erwachsenenbildung war, dass er nicht umhin konnte, seine Ansichten in aller Öffentlichkeit kundzutun.
    Er sprach über das Leben im Allgemeinen, seinen Ursprung und sein Ziel. Seine Gedanken, genau wie die seiner Zuhörer, waren zweifellos von jenem geflügelten Blitz beeinflusst, der auf der anderen Seite der Welt in der Wüste lag, denn alsbald begann er über den astronomischen Schauplatz zu reden, auf dem sich das seltsame Drama des Lebens jetzt abspielte.
    Er entwarf ein lebendiges Bild von der Sonne und den kreisenden Planeten und führte seine Zuhörer in Gedanken von Welt zu Welt. Er hatte eine ausdrucksvolle Sprechweise, und das Allgemeinbild, das er entwarf, schien durchaus zu stimmen, obwohl Dirk sich nicht ganz sicher war, dass er sich auf anerkannte wissenschaftliche Ergebnisse beschränkte.
    Den winzigen Merkur, der unter seiner riesigen Sonne glänzte, beschrieb er als eine Welt aus brennendem Fels, die von trägen Ozeanen aus geschmolzenem Metall umspült würde. Die Venus, der Schwesterplanet der Erde, wäre unserem Anblick für immer durch jene rollenden Wolkenschichten entzogen, die sich in all den Jahrhunderten, seit der Mensch seinen Blick darauf gerichtet hielt, nicht ein einziges Mal geteilt hätten. Unter dieser Hülle wären vielleicht Meere und Wälder und fremdartige Lebewesen verborgen. Oder vielleicht läge auch nichts weiter darunter als öde Wildnis, über die sengend heiße Winde strichen.
    Er sprach vom Mars; und man konnte förmlich sehen, wie eine Welle erhöhter Aufmerksamkeit durch seine Zuhörerschaft lief. Vierzig Millionen Meilen außerhalb der Sonne hätte die Natur ihren zweiten Treffer erzielt. Dort gäbe es wiederum Leben; wir wären imstande, die wechselnden Farben zu sehen, die auf unserer eigenen Welt von den einander folgenden Jahreszeiten zeugten. Obwohl der Mars wasserarm sei und eine stratosphärisch dünne Atmosphäre habe, wäre es durchaus möglich, dass pflanzliches und tierisches Leben dort existieren könnten. Für das Vorhandensein intelligenten Lebens sei jedoch noch kein endgültiger Beweis

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