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Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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versorgt wurde, befand sich nämlich gar nicht in Zylindern, und Wilkes hätte einige sehr kalte und unangenehme Überraschungen erlebt, wenn er versucht hätte, die Tanks mit dem flüssigen Sauerstoff zu entleeren. Die Besatzung hätte bei der routinemäßigen Überprüfung der Instrumente den Schaden ohnehin noch vor dem Start bemerkt, und selbst ohne Sauerstoffreserve wäre die Luftzufuhr für viele Stunden durch die Klimaanlage aufrechterhalten worden. Es wäre genügend Zeit gewesen, den Kurs zu wechseln und umzukehren, was sich in einem solchen Notfall innerhalb kürzester Frist berechnen und bewerkstelligen ließe.
    Außerdem musste Wilkes erst einmal an Bord des Schiffes gelangen. Er zweifelte nicht daran, dass ihm dies gelingen werde, da die hinaufführende Leiter nachtsüber in Stellung blieb und er sich jede Einzelheit so genau eingeprägt hatte, dass er sie selbst im Finstern hätte erklettern können. Bei der Besichtigung des Schiffes hatte er sich unter die Zuschauer gemischt und keine Anzeichen dafür feststellen können, dass jene seltsame, nach innen aufgehende Tür verschließbar sei.
    Er wartete in einem leeren Hangar am Feldrand, bis der schmale Mond untergegangen war. Es war sehr kalt, und er war nicht danach angezogen, da es in Pennsylvania Sommer gewesen war. Aber er war derart erfüllt von seiner Mission, dass es ihm die nötige Entschlossenheit verlieh, und als die Scheinwerfer endlich ausgingen, schlich er im Schutz der Dunkelheit über die verlassen daliegende Betonfläche und näherte sich den schwarzen, unter den Sternen ausgebreiteten Tragflächen.
    Er kroch unter der Absperrung hindurch. Ein paar Minuten später berührten seine tastenden Hände etwas Metallisches, und alsbald stand er am Fuß der Leiter und lauschte in die Nacht hinaus. Es war völlig still. Am Horizont zeichneten sich die wenigen Lichter ab, die noch um diese Zeit in Luna City brannten. Ein paar hundert Meter entfernt konnte er gerade noch die Umrisse von Gebäuden und Hangars ausmachen, aber sie waren dunkel und verlassen. Er setzte seinen Fuß auf die Leiter und kletterte hoch.
    Auf der ersten Plattform, etwa sechs Meter über dem Erdboden, blieb er erneut stehen und lauschte. Wieder regte und rührte sich nichts. Die Stablampe und das Handwerkszeug, das er vorsichtshalber mitgebracht hatte, lagen ihm schwer in den Taschen. Er war ein wenig stolz auf seine Voraussicht und beglückwünschte sich zu der Reibungslosigkeit, mit der er seinen Plan ausgeführt hatte.
    Auf der obersten Plattform holte er mit der einen Hand seine Stablampe heraus, und einen Augenblick später fühlte er die Wände des Raumschiffes kühl und glatt unter seinen Fingern.
     
    *
     
    Der Bau der »Prometheus« hatte Millionen von englischen Pfunden und noch mehr Millionen Dollars verschlungen. Die Wissenschaftler, die derartige Summen von den Regierungen und den großen Industrieunternehmen erhalten hatten, waren alles andere als Narren. Jeder denkende Mensch hätte sich sagen können, dass sie das Ergebnis ihrer Bemühungen und ihrer Arbeit nachts nicht ungesichert und unbewacht lassen würden. Aber Jefferson Wilkes war eben kein denkender Mensch.
    Schon vor vielen Jahren hatte die Plankommission die Möglichkeit von Sabotage durch religiöse Fanatiker ins Auge gefasst, und die Akten im Interplanetarium enthielten ganze Stöße von Drohbriefen, die diese Leute in ihrer Unlogik geschrieben hatten. Alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen waren daraufhin getroffen worden – und zwar von Experten, von denen einige während des Krieges jahrelang für die Achsenmächte oder die Alliierten Sabotage getrieben hatten.
    Der Mann in dem Betonbunker am Rande des geteerten und geschotterten Platzes, der diesmal Nachtwache hatte, hieß Achmet Singh und war ein Student der Rechte, der sich während seiner Ferien auf eine Weise, die ihm behagte, etwas Geld verdienen wollte. Er hatte täglich nur acht Stunden Dienst und behielt genügend Zeit für seine Studien übrig. Als Jefferson Wilkes die erste Absperrung erreicht hatte, lag Achmet Singh in tiefem Schlummer – wie es, überraschenderweise, auch gar nicht anders von ihm erwartet wurde. Aber schon fünf Sekunden später war er hellwach.
    Singh drückte auf den Knopf, durch den die Alarmvorrichtung abgeschaltet wurde, und sprang mit einem Satz an das Schaltbrett, wobei er fließend in drei Sprachen und vier Religionen fluchte. Das war schon das zweite Mal, dass sich etwas Derartiges während seiner Wache

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