Aufbruch zu den Sternen - Roman
Rasierapparat leicht ungehalten ab.
»Man hat einen Sabotageanschlag auf das Schiff verübt.«
»Was?«
»Es hat sich gegen ein Uhr nachts zugetragen. Die Detektoren haben einen Mann entdeckt, der an Bord der ›Alpha‹ zu gelangen versuchte. Als der Posten ihn anrief, hat sich der verdammte Narr verkrochen – ausgerechnet in ›Betas‹ Exhaustor!«
Es vergingen ein paar Sekunden, ehe Dirk das soeben Gehörte in seinem vollen Umfang begriff. Dann erinnerte er sich, was Collins ihm gesagt hatte, als er durch das Teleskop in jene tödliche Öffnung geblickt hatte.
»Und was ist aus ihm geworden?«, erkundigte sich Dirk tonlos.
»Man hat ihn durch die Lautsprecher angerufen, aber er hat keine Notiz davon genommen. Und so musste man ihn mit dem Roboter herausholen. Er lebte noch, war aber so ›heiß‹, dass man sich ihm nicht mehr nähern konnte. Wenige Minuten darauf starb er. Nach Meinung der Ärzte hat er wahrscheinlich kaum gemerkt, was ihm zugestoßen ist – dazu war die Dosis, die er abbekommen hat, zu groß.«
Dirk verspürte eine leichte Übelkeit und ließ sich auf sein Bett sinken.
»Hat er irgendwelchen Schaden angerichtet?«, fragte er endlich.
»Das glauben wir nicht. Bis ins Innere des Schiffes ist er nicht gekommen, und der Düse konnte er nichts anhaben. Man befürchtete, dass er vielleicht eine Bombe hinterlassen haben könnte, aber das war glücklicherweise nicht der Fall.«
»Er muss verrückt gewesen sein. Weiß man denn, wer er war?«
»Wahrscheinlich irgendein religiöser Fanatiker. Sie sind in ganzen Scharen hinter uns her. Der Inhalt seiner Taschen bringt die Polizei vielleicht auf die richtige Spur. Man hofft es wenigstens.«
Nach einer bedrückenden Pause sagte Dirk:
»Nicht gerade das beste Omen für die ›Prometheus‹, wie?«
McAndrews zuckte die Achseln.
»Ich glaube nicht, dass hier jemand abergläubisch ist. Wollen Sie mitkommen und sich das Auftanken ansehen? Es ist für zwei Uhr angesetzt. Ich kann Sie in meinem Wagen mitnehmen.«
Dirk war nicht sehr begeistert von dem Vorschlag.
»Nett von Ihnen«, sagte er, »aber ich habe noch eine ganze Menge zu tun. Viel zu sehen gibt es ja wohl ohnehin nicht dabei. Und falls sich bei der Übernahme von den paar hundert Tonnen Treibstoff wirklich etwas Aufregendes ereignen sollte, möchte ich lieber nicht in der Nähe sein.«
McAndrews schien ein wenig ungehalten zu sein, aber das war nicht zu ändern. Im Augenblick verspürte Dirk nicht das geringste Verlangen danach, sich der »Prometheus« je wieder zu nähern. Natürlich war das Dummheit; denn schließlich konnte man dem großen Schiff keinen Vorwurf daraus machen, dass es sich gegen seine Feinde zu schützen versuchte.
Während des ganzen restlichen Tages konnte Dirk das Dröhnen der Hubschrauber vernehmen, die in ununterbrochener Folge aus den großen australischen Städten eintrafen, während von Zeit zu Zeit ein transkontinentales Düsenflugzeug auf dem Flugplatz landete. Wo all diese Leute übernachten wollten, konnte er sich nicht vorstellen. In den zentral geheizten Hütten war es nicht allzu warm, und die Reporter, die das Pech hatten, in Zelten untergebracht zu sein, hatten haarsträubende Geschichten über die dort herrschenden Zustände erzählt, von denen manche sogar fast der Wahrheit entsprachen.
Am Spätnachmittag traf er Collins und Maxton in der Kantine und erfuhr, dass das Auftanken ohne Zwischenfälle vonstatten gegangen war.
»Damit ist unsere Arbeit erst einmal beendet, und wir können uns pensionieren lassen«, wie Collins sagte.
»Apropos«, bemerkte Maxton, »haben Sie nicht neulich abends erklärt, dass Sie den Mond noch nie durch ein Teleskop betrachtet hätten? Wir gehen gleich anschließend ins Observatorium. Wollen Sie nicht mitkommen?«
»Ich möchte schon gern – nur erzählen Sie mir nicht, dass Sie auch noch keinen Blick hindurchgeworfen hätten!«
Maxton grinste.
»Das wäre ein ›ziemlich armseliges Geständnis‹, wie Ray es ausdrücken würde. Ich persönlich kenne mich auf dem Mond ziemlich genau aus, aber ich bezweifle, dass mehr als die Hälfte aller Leute im Interplanetarium je ein Teleskop benützt haben. Der Generaldirektor ist das beste Beispiel dafür. Er hat zehn Jahre astronomische Forschungsarbeit geleistet, ehe er je ein Observatorium betreten hat.«
»Verraten Sie niemand, dass ich Ihnen das gesagt habe«, erklärte Collins ernsthaft, »aber ich habe gefunden, dass es zweierlei Arten von Astronomen gibt. Die
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