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Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ereignete. Damals hatte ein umherstreunender Hund, der einem Angehörigen des Stabes gehörte, den Alarm ausgelöst. Wahrscheinlich war es diesmal wieder etwas Ähnliches.
    Er schaltete den Bildreflektor ein und wartete ungeduldig, bis die Röhren warm geworden waren. Dann richtete er den Projektor und suchte die Gegend um das Schiff aufmerksam nach verdächtigen Anzeichen ab.
    Für Achmet Singh stellte es sich so dar, als wäre ein violetter Scheinwerferkegel auf das Untergestell der Rakete gerichtet. Durch den Scheinwerferstrahl, von dessen Gegenwart er nicht das Geringste ahnte, schlich sich ein Mensch vorsichtig an die »Prometheus« heran. Man konnte sich des Lachens kaum erwehren, wenn man sah, wie er sich blindlings vorwärtstastete, während rings um ihn alles in Licht gebadet war. Achmet Singh verfolgte ihn mit dem Strahl des infraroten Projektors bis zur Leiter. Dann trat die sekundäre Alarmvorrichtung in Aktion, und Achmet Singh schaltete sie ab. Erst wollte er die Absichten ergründen, die der mitternächtliche Herumstreicher verfolgte, und dann erst eingreifen.
    Als Jefferson Wilkes kurz auf der ersten Plattform stehenblieb, machte Achmet Singh eine ausgezeichnete Aufnahme von ihm, die von jedem Gericht als unwiderleglicher Beweis anerkannt werden würde. Er wartete, bis Wilkes die Luftschleuse erreicht hatte; dann beschloss er zu handeln.
    Der Lichtkegel, der Wilkes gleichsam an die Wände des Raumschiffes festnagelte, blendete ihn genauso wie die Dunkelheit, durch die er sich getastet hatte. Für einen Moment war er so erschrocken, dass er kein Glied zu rühren vermochte. Aus der Nacht, die ihn umgab, erhob sich eine gewaltige Stimme und schrie ihm zu:
    »Was machen Sie dort? Kommen Sie sofort herunter!«
    Automatisch begann er den Abstieg. Er hatte bereits die untere Plattform erreicht, ehe das Gefühl der Lähmung von ihm wich und er sich verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit umzusehen begann. Indem er die Hand schützend über die Augen legte, vermochte er etwas von seiner Umgebung zu erkennen; der tödliche Scheinwerferring um die »Prometheus« war nur etwa hundert Meter breit; dahinter begann die Dunkelheit, und dort lag vielleicht Rettung.
    Wieder wurde er von der Stimme angerufen, die von irgendwo jenseits des erleuchteten Geländes zu kommen schien.
    »Beeilen Sie sich! Hier entlang – wir haben Sie unter Beobachtung!«
    Das »wir« war reine Erfindung seitens Singhs, obwohl es stimmte, dass Verstärkung in Gestalt von zwei in ihrer Ruhe gestörten und verschlafenen Polizeibeamten unterwegs war.
    Jefferson Wilkes beendete seinen langsamen Abstieg und stand, zitternd vor Erregung, unten auf dem Beton. Um sich zu beruhigen, lehnte er sich gegen die Leiter und verharrte für eine halbe Minute völlig regungslos. Dann schoss er plötzlich, wie Achmet Singh vorausgesehen hatte, in kurzen Sätzen vorwärts um das Schiff herum und verschwand. Es war ganz klar, dass er versuchen würde, die Wüste zu erreichen, wo man ihn mit Leichtigkeit aufstöbern konnte, aber es würde Zeitersparnis bedeuten, wenn es gelang, ihn so weit einzuschüchtern, dass er wieder umkehrte. Der Wachtposten drückte einen anderen Lautsprecherhebel herunter.
    Als dieselbe Stimme aus der Dunkelheit ihn plötzlich aus jener Richtung anrief, in der er zu entkommen gehofft hatte, brach der verängstigte kleine Mann innerlich völlig zusammen. In panikartigem Schrecken rannte er wie ein gehetztes Tier zu dem Schiff zurück und versuchte, sich im Schatten zu verbergen. Aber selbst jetzt trieb ihn der Impuls, der ihn um die halbe Welt gejagt hatte, blindlings weiter, obwohl er sich seiner Beweggründe und Handlungen kaum bewusst war. Sich im Schatten haltend, kroch er unten am Schiff entlang.
    Der Hohlschacht dicht über seinem Kopfe schien ebenfalls ins Innere der Maschine zu führen – zum Mindesten konnte er sich darin verbergen und warten, bis sich eine Fluchtgelegenheit bot. Unter normalen Umständen wäre es ihm nie gelungen, sich an den glatten Wänden hochzuziehen, aber Furcht und Besessenheit verliehen ihm die Kraft dazu. Achmet Singh, der in einer Entfernung von hundert Metern auf seinen Fernsehschirm blickte, verfärbte sich plötzlich. Er nahm das Mikrophon und sprach schnell und eindringlich hinein.
    Jefferson Wilkes hörte nichts davon; er bemerkte auch kaum, dass die gewaltige Stimme aus der Nacht jetzt nicht mehr im Befehlston zu ihm sprach, sondern etwas Beschwörendes hatte. Für ihn war das ohne Bedeutung; er

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