Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auferstanden: Thriller (German Edition)

Auferstanden: Thriller (German Edition)

Titel: Auferstanden: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
Vom Netzwerk:
sich über die Stille. Es war fast so, als würden sie nach einer langen Reise ein schönes Hotel betreten, die Reisetaschen auf den Boden stellen und sich aufs Bett fallen lassen. Sie lasen die Zeitung, liefen in Unterwäsche umher, ohne sich darum zu scheren, und sprachen stundenlang miteinander. Dann schwiegen sie eine ganze Weile und genossen die Zweisamkeit. Jack wollte mit Mia über bestimmte Dinge sprechen, die das Leben und die Zukunft betrafen. Doch in dem neu erwachten Gefühl der ersten Verliebtheit kam er zu dem Schluss, dass diese Dinge warten und dass er einige Geheimnisse noch ein paar Tage für sich behalten konnte.
    Mia machte Kartoffelpüree mit Knoblauch und grünen Bohnen, während Jack die Steaks anbriet. Sie liebten sich auf der Couch wie Jugendliche, die sturmfreie Bude hatten, sahen sich Filme an und verloren sich im Augenblick. Um acht Uhr stapelten sie einen Haufen Kissen und Steppdecken auf dem Boden des Wintergartens auf und schliefen eng umschlungen ein.
    Dieses waren neben der Erinnerung an die Geschehnisse der vergangenen Nacht die einzigen vollständigen Erinnerungen, die er hatte. Jack schaute noch einmal auf den blauen Teddybären, beugte sich hinunter und hob den braunen auf. Er wusste, wohin er sie bringen würde.
    Frank fuhr auf dem Merritt Parkway Richtung Norden. Das Licht des frühen Morgens erhellte den Innenraum des Jeeps.
    Jack wählte die Nummer auf seinem Handy. Seine Mutter stand immer früh auf, daher hatte er kein schlechtes Gewissen, sie um diese Zeit anzurufen. Er musste wissen, dass es seinen Töchtern gut ging und dass sie in Sicherheit waren. Das Telefon klingelte.
    Er hatte seiner Mutter ein Handy geschenkt und ihr gezeigt, wie es funktionierte. Jack bestand darauf, dass sie es sicherheitshalber immer bei sich trug, aber er wusste, dass es ganz hinten in einer Schublade lag. Mittlerweile war bestimmt der Akku leer und das Handy in Vergessenheit geraten.
    Das Telefon klingelte nun schon zum vierten Mal. Keine Reaktion. Jack fluchte, weil seine Mutter keinen Anrufbeantworter hatte und nicht mit der Zeit Schritt hielt.
    Beim sechsten Klingeln geriet Jack in Panik, und Frank trat aufs Gas.

8. Kapitel
    FREITAG, 7.45 UHR
    Jack stürmte durch die Seitentür seines Elternhauses, rannte durch die Diele des kleinen Anwesens in Neuengland und hastete die Stufen empor. Er riss die Tür am Ende des Korridors auf und spähte in den dunklen Raum.
    Die Vorhänge waren zugezogen, und es drang kein Tageslicht in sein ehemaliges Zimmer. Als Jack es betrat, immer darauf achtend, nicht über herumliegendes Spielzeug zu stolpern, mussten seine Augen sich zuerst an die Dunkelheit gewöhnen. Schließlich erkannte er schemenhaft Umrisse und Formen und atmete erleichtert auf. Hope und Sara lagen in seinem alten Doppelbett und schliefen tief und fest. Er musste zwei Mal hinschauen, bis er die kleinen Mädchen zwischen den Decken und Kissen entdeckte. Jack lächelte, als er sah, dass Hopes rechte Hand auf ihrer Wange lag. Ihre Kusshand beschützte sie, wie ihre Mutter es ihr versprochen hatte.
    Jack stieg die Treppe hinunter und suchte seine Mutter. Da er annahm, dass sie den Hund ausführte, trat er vors Haus und atmete die frische Seeluft ein.
    Das weiße, mit Schindeln gedeckte Haus stand auf einem Grundstück von achttausend Quadratmetern. Dieses wurde an drei Seiten von einem sechzehn Hektar großen Naturschutzgebiet begrenzt. Auf der vierten Seite lag hinter Dünen, auf denen Strandhafer wuchs, der Atlantische Ozean. Wie immer, wenn Jack sich in seinem Elternhaus aufhielt und das Donnern der Wellen hörte, spürte er eine innere Ruhe.
    Als er an diesem frühen Morgen auf den Dünen stand und auf den Ozean blickte, war er einen kurzen Augenblick lang erleichtert. Er genoss die friedliche Stille und hoffte, dass sie ihm half, sich zu konzentrieren und die Lücken in seinem Gedächtnis zu füllen. Denn er wusste, dass sie die Antworten bargen, die er brauchte, um Mia zu finden.
    Jack schaute zu Trudeau Island hinüber, der kleinen Insel, die zwei Meilen vor der Küste Connecticuts lag und sich in Privatbesitz befand. Dort hatte Marguerite Trudeau in den Dreißigern ihre ausschweifenden Partys für New Yorks High Society gegeben. Jack und seine Freunde waren in unzähligen Sommernächten mit Doug Reibergs Boot ans Südufer der Insel gefahren und hatten es dort festgemacht. Dann ließen sie es am Lagerfeuer mit Bier, Musik und netten Mädchen richtig krachen.
    Der südliche Teil der Insel

Weitere Kostenlose Bücher