Auferstanden: Thriller (German Edition)
die Aktivitäten im Fluss, sichtlich bemüht, seine Gefühle im Zaum zu halten. Er hatte gewusst, was er sehen würde und dass es das Beste war, Pat zu Hause zu lassen. Ihr entsetzlicher Kummer setzte ihr auch so schon genug zu.
Warren legte eine Hand auf Norris’ Schulter. Er hatte ihn angerufen und ihm mitgeteilt, was geschehen war, weil er es seinem Freund ersparen wollte, es aus der Zeitung oder von einem fröhlichen Reporter aus dem Fernsehen zu erfahren.
Ein Mann näherte sich den beiden. Warren trat mit ihm ein wenig zur Seite, sodass Norris nichts von ihrer Unterhaltung hören konnte.
»Sie haben den Wagen gefunden.«
»Aber keine Leichen?«, fragte Warren.
»Nein, Sir«, erwiderte ein junger, tüchtiger Mann ohne Umschweife. »Das Taucherteam sagt, dass sie aufgrund der starken Strömung ein sehr großes Gebiet absuchen müssen und dass es zwölf Stunden oder länger dauern kann.«
»Was wissen wir über die Kugel?«
»Noch wissen wir gar nichts. Alle versuchen herauszufinden, was sich hier abgespielt haben könnte.«
»Woher wissen wir, dass sie im Wagen saßen?«
»Der Airbag auf der Fahrerseite hat sich jedenfalls entfaltet. Sie entfalten sich nicht, wenn der Sitz frei ist.«
»Glaubt jemand, es handelt sich um einen Anschlag? Genauso sieht es nämlich aus, und wenn das der Fall ist … Die beiden waren sehr beliebt, und alle haben sie geschätzt, Sheldon.«
»Ich weiß, Sir«, sagte Sheldon und nickte.
»Wie groß ist die Chance, dass sie überlebt haben, wenn sie in dem Wagen saßen?«
Sheldon schaute Warren in die Augen und schüttelte den Kopf.
Warren warf Norris einen Blick zu. Dieser starrte auf die Taucher im Fluss. »Veranlassen Sie, dass alles getan wird, was in unserer Macht steht.«
»Ja, Sir.«
»Da wäre noch etwas, Sheldon. Ich habe mit Mia über eine Beweismittel-Kassette gesprochen, die vermisst wird, eine bürokratische Schlamperei. Wir müssen sicherstellen, dass sie wirklich nur irgendwo steht, wo sie nicht hingehört, und dass nichts Schlimmeres dahintersteckt. Finden Sie heraus, an welchen Fällen sie gearbeitet hat. Setzen Sie sich mit Keelers Büro in Verbindung, und informieren Sie sich, womit er zu tun hatte. Rufen Sie den stellvertretenden Direktor Tierney an. Ich will, dass er sich persönlich um den Fall kümmert. Wenn es sich um Mord handelt, will ich, dass die Scheißkerle geschnappt werden.«
Warren kehrte zu Norris zurück und schaute auf die reißenden Fluten des Flusses. Kurz darauf wandten die beiden Männer sich ab und gingen davon, als würden sie eine Beerdigung verlassen. Alle folgten ihnen mit den Blicken. Die Zeitungsreporter hielten sich respektvoll zurück und senkten ihre Mikrofone. Warren hielt seinem Freund die Tür auf und stieg hinter ihm ein, woraufhin der Wagen davonfuhr.
7. Kapitel
FREITAG, 7.15 UHR
»Wenn dieser Typ es vorgezogen hat, von einer Brücke vor einen Sattelschlepper zu springen, und wenn das seine einzige Alternative war …«, sagte Frank und verstummte mitten im Satz, denn Jack wusste ebenfalls, was das zu bedeuten hatte.
»Ich weiß«, sagte Jack mehr zu sich selbst als zu Frank. Inzwischen waren sie wieder bei Jack zu Hause angekommen und versuchten zu begreifen, was geschehen war. Zum Glück hatte niemand etwas von dem Sprung des Mannes in den Tod mitbekommen.
Der Selbstmord des Fremden jagte Jack Angst ein, aber die Furcht um seine Kinder war größer. Er hatte die einzige Verbindung zu ihnen und zu Mia verloren.
Jack stand in der Diele und schaute auf das Handy, das er in seiner Wut gegen die Wand geschmettert hatte. Jetzt fragte er sich, ob es sich dabei um ein wichtiges Beweisstück handelte, das ihn zu ihr geführt hätte. Er beugte sich hinunter und hob den blauen Teddybären auf. Jack erinnerte sich, dass er ihn Hope im letzten Oktober geschenkt hatte. Damals hatte er über Wochen an einem Erpressungsfall gearbeitet und die meisten Wochenenden im Büro verbracht. Jack hatte seine Kinder schrecklich vermisst, und sie ihn ebenfalls. Als der Prozess schließlich mit einem Sieg geendet hatte, war er in ein Spielwarengeschäft gegangen und hatte den blauen und den braunen Teddy gekauft. Als er nach zehn Uhr zu Hause angekommen war, schlief Mia tief und fest. Er war in das Zimmer der Mädchen geschlichen, hatte sich auf einen Stuhl gesetzt und sie beobachtet. Jack hatte sie so sehr vermisst, als hätte er sie seit Monaten nicht gesehen. Da er wusste, dass sie am nächsten Tag wieder der ganz normale Alltag
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