Auferstanden: Thriller (German Edition)
Beitel und Hammer.
Die acht Zentimeter dicke Stahltür des einen Meter fünfzig großen Waffenschrankes stand einen Spalt offen. Das Schloss war aufgebohrt worden. Jack zog die schwere Tür auf und schaute hinein. Die Waffen lagen in ihren Halterungen, und die Schubladen mit der Munition waren herausgezogen, aber es fehlte nichts.
Frank legte einen Finger auf die Lippen und hob seine Waffe. Sie stellten sich jeweils auf eine Seite der Tür, die ins Haus führte. Jack nahm seine Pistole in eine Hand, legte die andere auf den Türknauf, drehte ihn langsam und öffnete die Tür.
Er spähte in die Küche. Alle Schränke waren geöffnet und der Boden mit Lebensmitteln und Trümmern übersät. Ehe Jack einen Schritt gehen konnte, warf Frank sich mit der Waffe im Anschlag auf den Küchenboden und rollte sich über die Schulter ab. Dann sprang er auf, wirbelte herum und trat zurück bis an die Wand. Mit erhobener Waffe und dem Finger am Abzug folgte Jack dicht hinter ihm.
Jack blickte auf das Bild auf dem Boden, auf dem Mia und ihre Töchter lächelnd am Strand standen. An diesen Sommertag im letzten Jahr erinnerte er sich noch so gut, als wäre es gestern gewesen. Er spürte die warme Sonne auf seiner Haut und atmete die frische Seeluft ein. Eine leichte Brise zerzauste das Haar der Mädchen. An all das erinnerte er sich nur allzu gut.
»Eh«, flüsterte Frank.
Jack kehrte in die Gegenwart zurück. Frank richtete die Waffe auf die Tür der Vorratskammer. Er gab Jack ein Zeichen, dass er sich ducken sollte, während er vorsichtig zum rechten Türpfosten schlich und die Tür aufriss.
Als Fruck herausschoss, sprang Frank zurück. Ihm blieb fast das Herz stehen, als der fünfundsiebzig Kilogramm schwere Hund ihn beinahe umwarf, ehe er auf Jack zulief.
»Mein Gott, du hast mir gar nicht erzählt, dass ihr einen Hund habt«, sagte Frank und ließ die Waffe sinken.
»Tut mir leid.« Jack öffnete die Hintertür, ließ den Hund heraus und schloss die Tür hinter ihm.
Jack und Frank gingen durch das ganze Haus und überprüften alle Räume: Schlafzimmer, Wohnzimmer, Arbeitszimmer, Keller. Sie waren alle durchwühlt worden.
»Wer auch immer das war, er ist jedenfalls längst über alle Berge«, sagte Jack.
»Was haben die hier gesucht?«
»Die Kassette. Sie waren mit Sicherheit furchtbar wütend, als sie feststellen mussten, dass sie eine leere Kassette aus dem Kofferraum meines Wagens genommen haben. Oder vielleicht waren sie auch hinter irgendetwas von Mia her, das sie in die richtige Richtung führen könnte.«
Jack ging in sein Arbeitszimmer und sah sofort, dass die Computer von ihm und Mia fehlten. Die Eindringlinge hatten sie mitgenommen. Doch das beunruhigte ihn nicht allzu sehr. Die Schubladen hatten sie herausgerissen und ausgekippt. Alle Bilder, Bücher und Andenken waren von den Regalen gefegt worden. Jack beugte sich hinunter und hob die Akte auf, auf deren Rückenschild der Name Keeler stand. Das war die Akte, die der Eindringling vor ein paar Stunden hatte stehlen wollen, bevor er sich vor einen Sattelschlepper geworfen hatte. Es handelte sich um die Krankenakte mit den Röntgenbildern, den Aufnahmen des MRT und vielen Informationen über den Tod. Jack hob die mittlere Schublade auf, schob sie wieder in den Schreibtisch und legte die Akte hinein, ohne dass Frank einen Blick darauf werfen konnte.
»Ist das die Akte von heute Morgen?«, fragte Frank.
»Ja, das sind nur meine langweiligen Krankenakten und Ergebnisse ärztlicher Untersuchungen. Diejenigen, die nach diesem Typen hier im Haus waren, scheinen sich nicht dafür interessiert zu haben.«
»Und was haben sie hier gesucht?«
Jack drehte sich zu dem großen Schrank aus Kirschholz um, dessen Türen weit geöffnet waren. Alle Bücher, Papiere und der ganze Krimskrams, den er dort aufbewahrte, lagen auf dem Boden. Die Fugen waren glatt und makellos. Besonders stolz war Jack allerdings auf die Politur des dunklen Kirschholzes. Fast einen Monat hatte er gebraucht, bis es so glänzte wie jetzt. Jack schloss den linken Türflügel und verriegelte ihn, während er die rechte Tür weit geöffnet ließ. Dann griff er mit beiden Händen hinein, legte sie genau an der richtigen Stelle auf die Fuge an der Rückwand und drückte leicht. Das Schloss wurde geöffnet, und die Bodenplatte des Schrankes sprang auf, woraufhin ein Geheimfach zum Vorschein kam. Ähnlich wie eine Zauberkiste, in der die Assistentin des Zauberers verschwand, um kurz darauf wieder
Weitere Kostenlose Bücher