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Auferstanden: Thriller (German Edition)

Auferstanden: Thriller (German Edition)

Titel: Auferstanden: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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verliere den Bezug zur Realität …«
    »Die Realität hat mit der Sichtweise zu tun, Jack. Es gibt die Realität der Geschichtsbücher, und der liegt – wie wir beide wissen – immer eine gewisse Interpretation zugrunde. Es gibt die persönliche Realität, die wir alle erleben, wenn wir einen Vorfall beobachten. Überleg mal, wie oft du einen glaubwürdigen Zeugen in den Zeugenstand gerufen hast, der eine ganz andere Geschichte erzählt hat als dein Hauptzeuge. Und das, obwohl beide Personen in demselben Raum standen und beide ganz genau zu wissen glauben, was sie gesehen haben.«
    Jack dachte über die Worte seines Vaters nach und betrachtete den Mann genauer, den er, abgesehen von heute Morgen, seit rund sechs Monaten nicht gesehen hatte. »Warum bist du gekommen?«
    »Heute Morgen haben die Medien groß und breit verkündet, du und Mia wäret tot. Jetzt stellt sich heraus, dass sie entführt wurde und du krank bist, obwohl du es nicht zugeben willst. Und wir wissen beide, dass derjenige, der versucht hat, dich zu töten, es erneut versuchen wird. Du brauchst mich.«
    »Warum?«
    »Wer sonst sollte dir sagen, wenn du Mist baust und wenn du dich irrst? Ich bin hier, um dir den Kopf zurechtzusetzen und um dir zu sagen, dass du es schaffen kannst und dass ich auf deine Kinder achtgeben kann.«
    »Wenn du zurückgekommen bist, um auf sie achtzugeben, warum bist du dann hier und sprichst mit mir?«
    »Auf deine Mutter ist Verlass. Und der Mann, den Frank geschickt hat und der an der Zufahrtsstraße steht, passt ebenfalls auf die Mädchen auf. Wenn du wissen willst, warum ich hier bin … weil du mein Sohn bist und ich gehört habe, dass einige Väter mit ihren Söhnen sprechen.«
    »Hör mal«, begann Jack, dessen schlechtes Gewissen sich meldete. »Ich habe ein paar Dinge gesagt …«
    »Ja, das hast du«, erwiderte David. Jack erwartete, dass sein Vater auch eine gewisse Schuld eingestand, doch das passierte nicht. »Wir wollen keine Zeit mit solchen Diskussionen verschwenden. Wir müssen uns darauf konzentrieren, Mia zu finden. Ich kann mir kaum vorstellen, was du fühlst, die Ängste und Sorgen, die dich quälen, aber vergiss nicht, dass du gerade in Zeiten großer Belastung zu deiner Höchstform aufläufst. Niemand kann in Stresssituationen klarer denken als du. Als Jugendlicher hast du immer, wenn der Druck besonders stark war, gezeigt, was in dir steckt. Darum bist du auch so ein guter Torwart. Bei entscheidenden Spielen hat niemand das Tor besser verteidigt als du, egal wie viele Schüsse auf dich abgefeuert wurden. Dieses Talent hast du in alle Bereiche deines Lebens übertragen.
    Es fällt mir schwer, es zuzugeben, dass du nie auf mich gehört hast, wenn es um Sport, Schule oder Beruf ging. Und weißt du was? Du hattest recht. Du hattest immer recht. Du hast immer auf deine innere Stimme gehört. Höre auch jetzt auf sie. Akzeptiere diese schwierige Situation, wie du es immer getan hast. Das hilft dir, klare Gedanken zu fassen, und ermöglicht dir, Lösungen zu sehen, wo andere keine sehen.« David verstummte kurz. »Du wirst Mia finden. Vertraue auf deine Fähigkeiten. Ich tue es auch.«
    Jack musterte seinen Vater. Seine Worte stärkten sein Selbstbewusstsein.
    »Jack«, fuhr David fort. »Wir sollten dieses Gespräch für uns behalten. Ich möchte nicht, dass irgendjemand auf falsche Gedanken kommt, vor allem nicht deine Mutter.«
    Er klopfte seinem Sohn auf die Schulter, und Jack empfand diese Berührung fast wie eine Umarmung.
    Jack nickte lächelnd. »Danke.«
    »Ich passe auf die Mädchen auf«, sagte David und ging zur Tür. »Und du wirst deine Frau finden.«
    Jack zuckte zusammen, als sein Handy in diesem Augenblick klingelte. Er würde es nicht wagen abzuheben, wenn es nicht Frank oder Joy waren. Als er auf die Nummer schaute, setzte sein Herzschlag aus. Mias Anruf konnte er gar nicht schnell genug entgegennehmen.
    »Hallo, Jack«, hörte er jemanden sagen.
    »Wer ist da?«
    »Wie ich sehe, sind wir beide von den Toten auferstanden.«
    Jack erkannte die tiefe, unvergessliche Stimme mit der gepflegten Aussprache sofort wieder.
    »Sie haben dafür gesorgt, dass ich in der Todeszelle gelandet bin, Jack. Wie Sie überlebt haben, weiß ich nicht, aber vermutlich fragen Sie sich ebenso, wie ich es geschafft habe. Sie brauchen sich nicht mehr zu fragen, wo Mia ist. Ich habe sie. Sie ist eine so schöne Frau mit dem dunklen Haar und den ausdrucksstarken Augen. Und ihr Duft. Erinnern Sie sich an

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