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Auferstanden: Thriller (German Edition)

Auferstanden: Thriller (German Edition)

Titel: Auferstanden: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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begann mit Worträtseln, worauf später Zahlenrätsel und mechanische Tricks folgten, wie zum Beispiel scheinbar untrennbar miteinander verschlungene Metallringe. Jack baute Holzwürfel aus zwanzig Teilen, die lückenlos zusammenpassten. Mit der Zeit machte er Fortschritte und baute Geheimfächer in Möbel ein. Für seine Kinder baute er Trickkästchen, in denen ein Geschenk auf sie wartete, sobald sie die Geheimschublade entdeckten.
    Als Jack auf seinen Arm sah, begriff er, dass er in einem seiner eigenen Rätsel gefangen war und versuchen musste, einen Weg herauszufinden. Zwar erinnerte er sich an Bilder des Mannes am Ufer in der Nacht zuvor, aber an sonst nichts. Er wusste noch immer nicht, wer die Wunde genäht hatte und wie er nach Hause gekommen war.
    Und seine Sinne … Jack glaubte fast, sich in einer surrealen Welt aufzuhalten. Er sah alles klarer und deutlicher, und alle Töne schienen lauter zu sein, egal wie weit sie entfernt waren, wie das Singen der Vögel draußen und Frucks Hecheln, als er durch den Garten lief. Andererseits hatte Jack das Gefühl, als würde ihn sein Verstand mit jeder Stunde, die verging, mehr im Stich lassen.
    Als er ein Geräusch hinter der Seitentür hörte, krempelte er schnell den Ärmel herunter und nahm die Waffe von der Küchentheke.
    Er wirbelte herum und stand plötzlich einer Person gegenüber, mit der er am wenigsten gerechnet hatte.
    »Mein Gott, hast du mir einen Schrecken eingejagt«, sagte Jack.
    Sein Vater stand in der Tür. Die beiden schauten sich schweigend an.
    Jack und sein Vater waren nie gut miteinander ausgekommen. Alle wussten darüber Bescheid. Freunde und Verwandte hatten sich sowohl an ihre ständigen Streitereien als auch an die langen Phasen der Funkstille gewöhnt. Nach zahlreichen Versuchen, zwischen beiden zu vermitteln, hatten sie inzwischen aufgegeben und die atmosphärischen Störungen in ihrer Beziehung als unveränderliches Faktum akzeptiert.
    Doch diesmal schienen sie verflogen, denn in den Augen seines Vaters spiegelte sich eine ungewöhnliche Zuneigung.
    »Ich glaube, ich verliere den Verstand«, sagte Jack.
    David Keeler starrte ihn an, und einen Augenblick lang herrschte ein angespanntes Schweigen. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Nein, das tust du nicht.«
    Jacks Vater betrat die Küche und stellte sich ihm gegenüber an die Küchentheke.
    Auch wenn sein Vater es verneinte, spürte Jack, dass mit seinem Verstand etwas nicht stimmte. »Ich hatte immer ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Ich erinnere mich noch an die Zeit im Mutterleib, verdammt.« Jack verstummte kurz und krempelte den Ärmel hoch. »Sieh dir das an. Ich erinnere mich nicht, wie ich daran gekommen bin. Ich erinnere mich nicht, was nach dem Unfall passiert ist. Was geschieht mit mir?«
    David ergriff den Arm seines Sohnes, drehte ihn so, dass er sich das Tattoo anschauen konnte, und schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Aber ich kann dir sagen, dass es auf dieser Welt so vieles gibt, das keinen Sinn ergibt und sicherlich auch niemals Sinn ergeben wird.«
    Die beiden musterten sich. Sein Vater hielt noch immer seinen Arm fest. Jack spürte die Wärme seiner Hand, die er seit der Kindheit nicht mehr gespürt hatte.
    »Hast du etwas von Mia gehört?«, fragte David und ließ Jacks Arm los.
    »Nein.« Jack blickte auf die Akte auf der Küchenzeile. »Und ich werde den Gedanken nicht los, dass es meine Schuld ist.«
    »Das ist doch Blödsinn, und das weißt du. Hör auf, dich mit Schuldgefühlen zu quälen und dich selbst zu bedauern.«
    »Mich selbst zu bedauern?«, fuhr Jack ihn an.
    »Ja, je länger du in Selbstmitleid versinkst, desto weniger Zeit hast du, deine Frau zu retten.« David verstummte kurz. »Wie geht es dir?«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich bin dein Vater. Ich sehe dir an, wie schlecht du dich fühlst.«
    »Kein Wunder. Ich mache mir Sorgen um meine Frau.«
    »Wie krank bist du?«, fragte David besorgt. Jack konnte sich nicht erinnern, jemals die besorgte Stimme seines Vaters gehört zu haben. »Deine Mutter hat es heute Morgen bemerkt, aber sie ist schwierigen Gesprächen schon immer ausgewichen.«
    »Ganz im Gegensatz zu dir. Du musst immer sofort sagen, was du denkst, nicht wahr?«
    »Du weißt, dass ich nicht gerne um den heißen Brei herumrede.«
    »Je mehr Zeit wir damit verbringen, über solche Dinge zu sprechen, desto weniger Zeit habe ich, Mia zu retten.«
    David starrte seinen Sohn an.
    »Mit meinen Erinnerungslücken … Ich glaube, ich

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