Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auferstanden: Thriller (German Edition)

Auferstanden: Thriller (German Edition)

Titel: Auferstanden: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
Vom Netzwerk:
Manhattan.
    Wie schon den ganzen Morgen lagen die Bonsleys in einem anderen Raum im Bett. Sie waren am vergangenen Abend ausgegangen. Als sie nach Mitternacht unbeschwert nach Hause gekommen waren, hatte ein Fremder in ihrer Wohnung gesessen und aus dem Fenster gestarrt.
    Verwirrt und durch zu viel Champagner ein wenig benebelt hatte Naveed den Mann zur Rede gestellt, während seine Frau zum Telefon griff. Doch sie hatte es nicht mehr geschafft, die Nummer zu wählen. Blitzschnell war Cristos aus dem Sessel gesprungen, hatte ihren schmalen Hals umklammert und sie zehn Zentimeter vom Boden hochgehoben. Von Panik erfasst hatte Naveed mitansehen müssen, wie Jasmines dünne Beine vergebens durch die Luft strampelten und wie sie die Hände auf die ihres Angreifers legte, während sie verzweifelt nach Atem rang.
    Cristos hatte die fünfundfünfzigjährige Frau durch das Wohnzimmer, am Esszimmer vorbei und ins Schlafzimmer getragen, wobei sie wie eine Stoffpuppe hin und her schwang. Schließlich hatte er mit der anderen Hand ihre Schulter umklammert, ihr mühelos das Genick gebrochen und sie aufs Bett geworfen. Dort war sie mit ausgestreckten Gliedern liegen geblieben, die toten Augen starr ins Leere gerichtet.
    Naveed war zu seiner Frau gerannt, hatte sie an sich gedrückt und ihren Namen geschrien, während ihm Tränen übers Gesicht rannen. Als er sich umgedreht und gesehen hatte, dass Cristos sich über ihn beugte, war er weder zusammengezuckt noch zurückgewichen. Naveed hatte nur noch gewollt, dass es schnell vorbei war, um wieder mit seiner toten Frau vereint zu sein.
    Als die Morgensonne nun in die Wohnung schien, schaute Cristos aus dem Wohnzimmerfenster nach Süden zum Eingang der UN -Plaza. Dort wimmelte es von Polizisten, die First Avenue war abgesperrt. Cristos wusste, wie sie vorgingen. In der Hoffnung, den Killer zu finden, würden sie sofort ausschwärmen. Sie ahnten allerdings, dass er vermutlich längst verschwunden und in der Stadt mit über acht Millionen Einwohnern untergetaucht war. Niemals hätten sie vermutet, dass er sich nur fünfhundert Meter entfernt aufhielt und mit dem Selbstvertrauen, seinen Job erledigt zu haben und weiterhin in Freiheit zu leben, auf sie hinuntersah.
    Cristos betrat den Aufzug und drückte aufs Erdgeschoss. Als die glänzende Messingtür sich schloss, starrte er auf sein Spiegelbild und zog den kleinen Knoten der schicken Krawatte gerade. Mit seinem makellosen, unschuldigen Gesicht täuschte er die Welt in vielerlei Hinsicht.
    Das privat gecharterte Flugzeug sollte gleich nach seiner Ankunft am Flughafen Westchester abheben. Da er für die Fahrt etwa eine halbe Stunde einkalkulierte, rechnete er mit einem Start um 11.15 Uhr. Nach einem sechsstündigen Transatlantikflug würde er vor Mitternacht Ortszeit wieder zu Hause sein. Cristos legte in allen Lebensbereichen Wert auf größte Sorgfalt, genaue Planung und die Wahl des richtigen Zeitpunkts. Jedes Szenarium spielte er im Geiste durch, ehe er eine Aufgabe in Angriff nahm, gleichgültig, ob es sich dabei um den Kauf eines neuen Bugattis, private Investitionen oder einen Mord handelte. An diesem Tag hatte er ein Gewehr benutzt und es zwischen den kalten Leichen der Bonsleys auf dem Bett zurückgelassen, um die Behörden zu verspotten und zu verwirren. Im Laufe der Jahre hatte Cristos schon auf alle möglichen Arten getötet, mit Gift, fingierten Unfällen und mit Messern, die er den nichtsahnenden Opfern zwischen die Rippen stieß. Einige seiner Attentate waren trickreich, und andere hätte man fast als großartig bezeichnen können: Politiker, die an einem Herzschlag starben, während sie sich verbotenen Leidenschaften hingaben; Kriminelle, die in Pariser Cafés saßen und von einer Bombe zerfetzt wurden, worüber Zeitungen in der ganzen Welt berichteten; Gattinnen von Premierministern, die, eingeschlossen in ihrem Wagen, einen Berg hinabstürzten.
    Und niemals gab es auch nur eine einzige Spur, die sich zu Cristos zurückverfolgen ließ. Niemals bekannte sich jemand zu den Taten, und niemandem konnte jemals die Verantwortung dafür zugeschrieben werden. Durch seine unterschiedlichen Methoden konnte niemals eine Verbindung zwischen den einzelnen Verbrechen hergestellt werden.
    In vielen Jobs ist Stolz eine große Gefahr. Wenn man sich im Ruhm sonnt und die Brust vor Stolz anschwillt, trübt sich der Verstand, und man verliert an Präzision. Mit der Illusion der Großartigkeit schleicht sich das Gefühl der Unbesiegbarkeit

Weitere Kostenlose Bücher