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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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verbarg ... Diese gespaltene Zunge, die schlangengleich über seine Lippen glitt und zuckte, die in einem Augenblick von scharlachrot zu tödlichem Weiß erblasste!
    Genauso fürchterlich oder noch schlimmer als all das war, dass der Kopf selbst sich verändert hatte. Die Haut schien sich immer mehr um den Schädel zu spannen, und dieser wiederum hatte sich so in die Länge gezogen, dass er wie der eines großen Hundes oder Wolfes aussah. Diese glühenden Augen, die zuvor dunkel gewesen waren, hatten die Farbe von Blut angenommen. Die oberen Zähne hatten sich in die Unterlippe gegraben und hielten die zuckende Zunge dort gefangen; die Schneidezähne waren gebogen und scharf wie Nadeln!
    Es ist wahr! Ich sah es. Ich sah es – aber nur einen Moment, bevor der ganze Kopf in rasche Verwesung überging. Es war die Hitze; nur deswegen konnte das Fleisch Blasen werfen und schmelzen; aber das pure Grauen des Ganzen jagte mich stolpernd vom Ort des Geschehens – fort von diesem gaffenden, fremdartigen, faulenden Kopf und seinem enthaupteten Körper – in dem sich nun Dinge grauenhaft zu bewegen begannen! Eine Bewegung ... und ein Zusammenbruch.
    Erinnern Sie sich, dass ich meine Jacke über die offen liegenden Eingeweide gebreitet hatte? Nun wurde die Jacke von einer unsichtbaren Macht darunter ergriffen, zerrissen und mit Kraft an die Decke geschleudert. Dem folgte wild um sich schlagend ein einzelner spitz zulaufender Fangarm aus pockigem Fleisch; er brach aus dem Magen hervor, wand und drehte sich wie von einem grausigen Anfall geschüttelt. Wie eine teuflische Peitsche schlug er nach der Luft, schlängelte sich suchend durch den Rauch und die Flammen!
    Als der Tentakel auf den Boden fiel und zuckend, aber dennoch systematisch, die Umgebung durchsuchte, und nur vor den Flammen selbst zurückwich, floh ich auf einen Stuhl und kauerte dort gelähmt vor Grauen. Aus dieser leicht erhöhten Position sah ich, wie die Überreste der Leiche in sich zusammensackten und erst in Fäulnis übergingen, dann zu einem Haufen fleischloser Knochen wurden und schließlich vor meinen Augen zu Staub zerfielen. Während dies geschah, wurde der Tentakel schwerfälliger, zog sich dorthin zurück, wo der Wirtskörper gelegen hatte, in den Staub und die letzten zerfallenden Reste jahrhundertealter Gebeine ...
    Das alles, verstehen Sie, geschah in ein paar Sekunden, schneller als ich es überhaupt erzählen kann. Auf das, was ich sah, könnte ich bis heute keinen Eid ablegen. Ich kann nur glauben, dass ich es sah.
    Danach stürzte die Decke ein, ich wurde vom Stuhl geschleudert. Das Haus verwandelte sich in ein Flammenmeer, das alles verschluckte. Aber als ich aus dem Haus humpelte – fragen Sie mich nicht, wie ich wieder in die stinkende Nachtluft kam, denn daran kann ich mich nicht mehr erinnern – erhob sich aus dem Inferno ein lang gezogener Schrei äußerster Todesqualen, das mitleiderregendste, schrecklichste, wildeste und zornigste Geheul, das ich je gehört habe. Dann ...
    Vom Himmel regneten wieder Bomben und ich konnte mich an nichts mehr erinnern, bis ich in einem Feldlazarett wieder zu Bewusstsein kam. Ich hatte ein Bein verloren und, erzählte man mir später, etwas von meinem Verstand. Eine Kriegsneurose angeblich; als ich erkannte, wie sinnlos es war, sie eines Besseren zu belehren, entschied ich mich einfach dafür, es dabei zu lassen. Körper und Geist, beide waren bloß Opfer der Bombennächte ...
    Aber als ich entlassen wurde, war unter meinen Sachen etwas, das die wahre Geschichte erzählte, und ich besitze es noch immer.«

NEUNTES KAPITEL
    Über seiner Weste trug Giresci eine Goldkette. Aus der linken Westentasche nahm er nun eine silberne Taschenuhr, die mit der antiken Kette überhaupt nicht zusammenpasste, und aus der rechten das Medaillon, von dem er gesprochen hatte, und hielt das Kunstwerk Dragosani zur Begutachtung hin. Dragosani ignorierte die Uhr und die Kette und griff nach dem Medaillon. Er starrte es an. Auf der einen Seite der Scheibe sah er ein hoch stilisiertes heraldisches Kreuz, welches nur das der Johanniter von Jerusalem sein konnte; es war mit einem scharfen Instrument zerkratzt und gründlich verunstaltet worden. Auf der anderen Seite ... Irgendwie hatte Dragosani es geahnt. In grobem, fast primitivem Basrelief war ein dreifaches Emblem abgebildet: ein Teufelssymbol, die Fledermaus, und der Drache. Er kannte das Motiv nur allzu gut, und stieß atemlos die zwangsläufige Frage aus: »Haben Sie das

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