Auferstehung
Krieges geworden. Familie hatten wir nicht ... ich heiratete nie wieder.
Ich beschäftigte mich mit der Vampirlegende vor allem deshalb, weil ich sonst nichts zu tun hatte. Oder zumindest nichts, das ich tun wollte. Diese Sache zog mich an wie ein gewaltiger Magnet ... Ich will Sie nicht langweilen; ich sage das nur, um Ihnen ein komplettes Bild zu geben. Wie Sie wissen, begannen meine Nachforschungen mit Faethor Ferenczy. Ich kehrte an den Ort des Geschehens zurück, redete mit Leuten, die ihn gekannt haben mochten. Ein Großteil des Viertels lag in Trümmern, aber ein paar Häuser standen noch. Das eigentliche Ferenczy-Haus war nur noch eine Hülle, von innen und außen rußgeschwärzt, und nichts schien darauf hinzuweisen, wer oder was dort gehaust hatte.
Ich hatte den Namen aus verschiedenen Quellen: Post, Grundbuchamt, Vermisstenlisten, Kriegsopferregister, und so weiter. Aber abgesehen von dieser Handvoll Behörden schien ihn niemand persönlich gekannt zu haben.
Dann fand ich eine alte Frau, die noch in dem Bezirk lebte, eine Witwe namens Luorni. Etwa 15 Jahre vor dem Krieg hatte sie begonnen, für Ferenczy zu arbeiten, als Putzfrau. Sie hatte das über zehn Jahre gemacht, bis ihr die Arbeit nicht mehr gefallen hatte. Warum genau, wollte sie mir nicht sagen, aber mir war klar, dass Ferenczy selbst das Problem gewesen war. Irgendetwas an ihm hatte sie immer mehr gestört, bis sie es einfach nicht mehr ertragen hatte. Auf jeden Fall erwähnte sie seinen Namen nie, ohne sich zu bekreuzigen. Ja, aber sie konnte mir einige hochinteressante Dinge über ihn erzählen ... ich versuche, es kurz zu machen: In seinem Haus gab es keine Spiegel. Was das bedeutet, muss ich bestimmt nicht erklären ...
Die Witwe Luorni sah ihren Arbeitgeber nie bei Tageslicht außerhalb des Hauses; sie sah ihn überhaupt nie draußen, außer bei zwei Gelegenheiten, und es war beide Male abends in seinem eigenen Garten. Sie hat niemals für ihn gekocht und ihn niemals etwas essen sehen. Kein einziges Mal. Natürlich hatte er eine Küche, aber er benutzte sie nie, soweit die alte Dame wusste. Wenn er es denn tat, musste er alles allein sauber gemacht haben.
Er hatte keine Frau, keine Familie, keine Freunde. Er bekam nur wenig Post und war oft wochenlang aus dem Haus. Er arbeitete weder auswärts noch zu Hause, hatte aber immer Geld. Eine Menge. Als ich das überprüfte, konnte ich aber kein Bankkonto oder dergleichen entdecken. Kurz, Ferenczy war ein seltsamer, verschwiegener, zurückgezogen lebender Mann ...
Und das ist bei Weitem nicht alles. Der Rest ist noch seltsamer. Eines Morgens ging die alte Frau zum Putzen und fand dort die Polizei. Drei Brüder, eine wohlbekannte Einbrecherbande aus Moreni – ein brutaler Haufen, den die Polizei schon seit Jahren suchte –, waren beim Haus festgenommen worden. Anscheinend waren sie in den frühen Morgenstunden in das Haus eingebrochen. Sie hatten geglaubt, das Haus wäre leer. Ein übler Fehler!
Laut den Geständnissen, die sie später bei der Polizei ablegten, hatte Ferenczy gerade einen in den Keller geschleift und die anderen zwei hineingetrieben, als seine Aufmerksamkeit durch die Ankunft der Reiter vor dem Haus abgelenkt wurde. Erinnern Sie sich, damals benutzte die Polizei in den abgelegenen Landstrichen noch Pferde. Die Polizisten waren durch Berichte über Herumtreiber, die sich in der Gegend aufhalten sollten, alarmiert worden – es waren natürlich die Brüder. Es gab wohl nie Kriminelle, die froher waren, in die Hände des Gesetzes zu fallen! Sie waren Gauner, aber Faethor Ferenczy waren sie nicht gewachsen. Jeder von ihnen hatte einen gebrochenen rechten Arm und ein gebrochenes linkes Bein, und dafür war ihr anvisiertes Opfer verantwortlich! Stellen Sie sich diese Kraft vor, Dragosani!
Die Polizei war zu dankbar, um sich noch weiter mit der Sache zu befassen, erzählte die Witwe Luorni. Immerhin hatte Ferenczy nur sein Leben und seinen Besitz beschützt. Die Frau sah, wie die Brüder ein paar Stunden später fortgebracht wurden, und ihr war klar, dass ihr Arbeitgeber die Männer zu Tode erschreckt hatte.
Ich sprach davon, dass Ferenczy drauf und dran war, seine Gefangenen in den Keller zu schleppen. Zu welchem Zweck? Um sie dort festzuhalten, bis Hilfe käme? Möglich ...«
»Oder um sie wie in einem Kühlhaus frisch zu halten, bis sie ... gebraucht würden, hm?«, fragte Dragosani.
Giresci nickte. »Genau! Kurz darauf hörte die Witwe auf, dort zu arbeiten.«
»Hmm!«,
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