Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
Drei Männer hätten den Balken nicht bewegen können. Er war tatsächlich durch ihn durch und in den Boden gerammt worden. Natürlich bewegte er sich ein Stückchen, aber gleichzeitig fielen große Brocken der Decke herab und die Mauer bewegte sich Unheil verkündend. Schlimmer noch, eine Pfütze von Blut hatte sich in der eingedrückten Brust angesammelt, dort, wo der Balken ihn festhielt. Er stöhnte und rollte mit den Augen, und ich biss die Zähne zusammen. Sein Körper begann unter meiner Jacke zu zittern, als jagte jemand einen Stromstoß durch ihn hindurch. Und seine Füße trommelten in einem Anfall von Schmerzen auf den Boden. Ob Sie es glauben oder nicht – noch während das geschah, griffen seine Hände wie Klauen nach dem zersplitterten Stumpf, und er versuchte, mich bei meinen Bemühungen zu unterstützen! Aber alles war vergeblich und wir wussten es beide. Ich sagte ihm: ›Selbst wenn wir ihn rausziehen könnten, würde nur alles über Ihnen zusammenbrechen. Hören Sie, ich habe Chloroform hier. Ich kann Sie betäuben, damit Sie den Schmerz nicht spüren müssen. Aber ich muss ehrlich zu Ihnen sein, Sie werden nicht mehr aufwachen.‹
    ›Nein, keine Betäubung!‹, keuchte er unvermittelt. ›Ich ... bin immun gegen Chloroform. Ich muss bei Bewusstsein bleiben, die Kontrolle behalten. Hol Hilfe, mehr Leute. Geh, geh schnell!‹
    ›Es gibt niemanden! Wer soll da draußen schon sein? Wenn es irgendwelche Leute in der Gegend gibt, werden sie damit beschäftigt sein, ihre eigene Haut zu retten, ihre Familien, ihren Besitz. Dieser ganze Bezirk ist in die Hölle gebombt worden!‹ Noch während ich sprach, ertönte das laute Brummen der Bomber, und in einiger Entfernung der Donner neuer Abwürfe.
    ›Nein! Du kannst es, ich weiß es. Du wirst Hilfe finden und zurückkommen. Du wirst reichlich dafür belohnt, glaub mir. Sterben werde ich nicht, ich halte durch. Ich werde warten. Du ... du bist meine einzige Chance. Du kannst sie mir nicht verweigern!‹
    Als ich mich umschaute, wusste ich, dass ich keine Zeit haben würde, jemanden zu finden, dass alles aus war. Seine Augen folgten meinem Blick, sahen die Flammen, die außerhalb des zerstörten Erkerfensters züngelten. Der Rauch wurde mit jeder Sekunde dicker, Bücher brannten ungehindert und steckten umgestürzte Regale und Möbelstücke mit an. Rauch begann, von der durchhängenden Decke herabzusteigen, die immer mehr nachgab und Staub und Putzteilchen herabregnen ließ.
    ›Ich ... ich werde verbrennen!‹, ächzte er. Einen Moment lang waren seine Augen weit geöffnet und klar vor Furcht, dann aber nahmen sie einen seltsamen Ausdruck friedlicher Resignation an. ›Es ... ist vorbei.‹
    Ich versuchte, seine Hand zu nehmen, aber er schüttelte mich ab, und wieder murmelte er: ›Vorbei. Nach all den langen Jahrhunderten ...‹
    ›Es war sowieso vorbei‹, sagte ich ihm. ›Ihre Verletzungen, Ihre Schmerzen ...‹
    Darauf starrte er mich verächtlich an. ›Meine Verletzungen? Meine Schmerzen?‹, wiederholte er. ›Hah!‹ Sein kurzes, bellendes Lachen war bitter wie ein unreife Zitrone, voller Säure und Verachtung. ›Als ich den Drachenhelm trug und eine Lanze durchs Visier drang, mir die Nase brach, hindurchschoss und aus meinem Hinterkopf wieder austrat, das war Schmerz!‹, knurrte er. ›Schmerz, ja, weil ein Teil von mir – mein wahres Ich – verletzt wurde. In Silistria, wo wir die Osmanen aufgerieben haben. Oh, ich kenne Schmerzen, mein Freund. Wir sind gute alte Bekannte, der Schmerz und ich. Im Jahr 1204 in Konstantinopel war es griechisches Feuer. Ich war in Zara zum vierten Kreuzzug gestoßen, als Söldner. Und zum Dank wurde ich auf der Höhe unseres Triumphes verbrannt! Aber haben wir sie nicht dafür bezahlen lassen? Drei ganze Tage lang haben wir geplündert, vergewaltigt, abgeschlachtet. Und ich, in meiner Qual, halb verzehrt vom Feuer, verbrannt fast bis zum allerinnersten ICH, ich war der größte Schlächter von allen! Das menschliche Fleisch war zusammengeschrumpft, aber der Wamphyri lebte weiter! Und jetzt liege ich hier, gepfählt und verkrüppelt, wo die Flammen mich finden und mir ein Ende bereiten werden. Menschliche Schmerzen und Leiden, davon weiß ich nichts und es kümmert mich auch nicht. Aber Wamphyri-Schmerzen? Gefangen, brennend, schreiend im Feuer und Schicht für Schicht hinwegschmelzend! Nein, das darf nicht sein ...‹
    Das waren seine Worte. Ich glaubte, dass er halluzinierte. Vielleicht war er Historiker?

Weitere Kostenlose Bücher