Auferstehung
Fast-Unsterblichkeit des Vampirs. Lassen Sie mich etwas anderes erzählen, das ich von der Witwe Luorni habe. Sie sagte, als sie ein kleines Mädchen gewesen sei, habe sich ihre Großmutter an einen Ferenczy erinnert, der in demselben Haus gelebt hatte. Und deren Großmutter ebenfalls! Daran ist noch nichts Merkwürdiges – Sohn folgt auf Vater, richtig? Es gibt viele alte Bojarenfamilien in der Umgebung, deren Namen bis in undenkliche Zeiten zurückreichen. Das Seltsame ist: Soweit die Witwe wusste, hatte es nie irgendwelche weiblichen Ferenczys gegeben. Und wie soll ein Mann seinen Namen weiterreichen, wenn er sich nie eine Frau nimmt?«
»Natürlich haben Sie auch das untersucht«, sagte Dragosani.
»Ja. Aufzeichnungen waren jedoch selten, denn der Krieg hatte eine Menge zerstört. Das Haus war aber auf jeden Fall der Stammsitz der Ferenczys gewesen, soweit ich es zurückverfolgen konnte, und nie hatte eine Frau bei ihnen gelebt! Eine enthaltsame Bande, was?« Ohne seinen eigenen Zorn zu verstehen, fühlte Dragosani sich plötzlich, als ob er selbst beleidigt worden wäre. Vielleicht war es aber auch seine natürliche Intelligenz, die sich gekränkt fühlte. »Enthaltsam?«, meinte er steif. »Glaube ich kaum.«
Giresci nickte. Er war sich des lüsternen Naturells der Wamphyri wohl bewusst. »Natürlich nicht«, bestätigte er Dragosanis Entgegnung. »Ein enthaltsamer Vampir? Lächerlich. Lust ist die innerste Macht, die ihn antreibt. Allumfassende Lust – nach Macht, Fleisch, Blut! Aber hören Sie: Im Jahr 1840 zog ein gewisser Bela Ferenczy über die Südkarpaten, um einen Cousin oder anderen Verwandten in den Bergen an der nördlichen Grenze zu Österreich-Ungarn zu besuchen. Das ist ziemlich gut dokumentiert; der alte Bela hat sich mächtig angestrengt, um die Leute wissen zu lassen, dass er auf Besuchsreise ging.
Er setzte einen Mann ein, der sich um das Anwesen kümmern sollte, während er fort war – zufälligerweise kein Ortsansässiger, sondern irgendjemand mit Zigeunerblut –, und mietete sich eine Kutsche und einen Fahrer für den ersten Teil der Reise. Er machte Reservierungen für die Verbindungen über die Hochpässe, und erledigte alle Vorbereitungen, die für eine Reise in jener Zeit und in diesem Landstrich notwendig waren. Und er ließ im Ort verbreiten, dass dies eine Auslandsreise sei. Es hatte den Anschein gehabt, dass er in den vorangegangenen ein bis zwei Jahren rapide gealtert sei; und so wurde akzeptiert, dass er fuhr, um seinen entfernten Verwandten Adieu zu sagen.
Erinnern Sie sich, zu der Zeit war dies noch tiefste Moldawien-Walachei. In Europa befand sich die Industrielle Revolution in vollem Schwung – überall, außer hier! Wir waren abgeschottet, hinterwäldlerisch, zurückgeblieben. Bis zum Bau der Eisenbahn von Lemberg nach Galatz an den Bergen entlang dauerte es noch über ein Jahrzehnt. Nachrichten verbreiteten sich extrem langsam und es war schwer, kontinuierliche Aufzeichnungen zu machen. Ich erwähne das, um die Tatsache zu betonen, dass in diesem Fall die Kommunikation hervorragend funktionierte und die Aufzeichnungen überdauerten.«
»Fall?«, fragte Dragosani. »Von was für einem Fall reden Sie?«
»Der Fall von Bela Ferenczys plötzlichem Tod, als seine Kutsche und seine Pferde auf einem der Pässe von einer Lawine in den Abgrund gerissen wurden! Die Nachricht von dem ›Unfall‹ sprach sich schnell bis hierher herum; der Szgany-Verwalter des Alten brachte Ferenczys versiegeltes Testament zum örtlichen Notar; das Dokument wurde ohne Verzögerung öffentlich angeschlagen. Es wies aus, dass das Haus und das Grundstück an einen ›Cousin‹ gehen sollten, einen gewissen Giorg, der anscheinend schon über die Situation und sein Erbe benachrichtigt worden war.«
Dragosani nickte. »Natürlich tauchte dieser Giorg Ferenczy später auf und übernahm den Besitz. Er war oder schien viel jünger als Bela, aber die Familienähnlichkeit war nicht zu leugnen.«
»Gut!«, bellte Giresci. »Sie folgen meinem Gedankengang sehr genau. Nachdem er hier 50 Jahre gelebt hatte, was aus ihm normalerweise einen alten Mann gemacht hätte, entschied sich Bela dafür, dass es höchste Zeit fürs ›Sterben‹ sei und machte Platz für den nächsten in der Reihe.«
»Und nach Giorg?«
»Faethor natürlich.« Giresci kratzte abwesend an seinem Kinn. »Ich habe mich oft gefragt, falls ich ihn nicht in der Nacht des Bombenangriffs getötet und er diese Nacht überlebt hätte, wie
Weitere Kostenlose Bücher