Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
gab ihm seine Willenskraft zurück. Er schaute sich die Steine an, und der Dunst, der sie fast völlig verbarg, hob sich langsam.
    Und Harry las die Warnung, die die ›Anderen‹ ihm hinterlassen hatten. Sie war in tiefen, geometrisch strengen Buchstaben in die Oberfläche eingemeißelt.
    Auf dem ersten Stein stand:
    BRENDA COWELL
    GEBOREN 1958
    WIRD BALD IM KINDBETT STERBEN
    SIE LIEBTE UND WARD INNIGLICH GELIEBT
    Auf dem zweiten Stein stand:
    SIR KEENAN GORMLEY
    GEBOREN 1915
    WIRD IN TODESPEIN VERSCHEIDEN
    EIN PATRIOT VOR ALLEM UND ALLEN
    Und schließlich auf dem dritten:
    HARRY KEOGH
    GEBOREN 1957
    DIE TOTEN WERDEN IHN BEWEINEN
    Harry öffnete seinen Mund und schrie seinen Protest heraus: »Nein!« Er wich vor den lauernden Steinen zurück, stolperte, streckte die Arme aus, um seinen Sturz aufzuhalten
    – und warf einen kleinen Nachttisch um. Für eine lange Weile lag er so da, von seinem Traum geschockt, mit klopfendem Herzen, und fuhr zum zweiten Mal zusammen, als das Telefon zu klingeln begann!
    Es war Keenan Gormley.
    Harry ließ sich mit dem Telefon am Ohr zitternd in einen Sessel fallen. »Oh. Sie sind’s.«
    »Bin ich so eine Enttäuschung, Harry?«, fragte Gormley ohne eine Spur von Humor in der Stimme.
    »Nein, aber ich habe geschlafen. Sie haben mich aus dem Schlaf geklingelt.«
    »Das tut mir leid. Aber die Zeit läuft uns weg, und ich ...«
    »Ja«, sagte Harry impulsiv.
    »Was?« Gormley klang überrascht. »Sagten Sie ja?«
    »Ja, ich mache mit. Wenigstens sehe ich mir alles an. Wir sprechen noch mal drüber.« Harrys Mutter hatte ihm gesagt, dass es jemanden gab, dem er besser trauen sollte, jemand, der um seine Hilfe gebeten hatte. Wer außer Gormley konnte das schon sein? Bis jetzt war die Wahrscheinlichkeit, dass er Gormleys Dezernat beitreten würde, fifty-fifty gewesen. Doch nun, wenn es irgendeinen Weg gab, das zu ändern, was Mary Keogh als seine, Brendas und Gormleys ›mögliche‹ Zukunft bezeichnet hatte, dann ...
    »Das ist ja wunderbar, Harry!« Gormleys Begeisterung war überdeutlich. »Wann kommen Sie rüber? Hier sind so viele Leute, die Sie kennenlernen müssen. Wir haben Ihnen so viel zu zeigen – und so viel zu tun!«
    »Aber nicht gerade jetzt«, versuchte Harry die Bremse zu ziehen. »Ich komme schon bald zu Ihnen. Sobald ich kann ...«
    »Sobald Sie können?« Nun klang Gormley enttäuscht.
    »Bald«, sagte Harry wieder. »Sobald ich fertig bin ... mit meiner Aufgabe.«
    »Na gut«, sagte der andere ein bisschen kleinlaut, »das muss reichen. Aber Harry – lassen Sie sich nicht zu viel Zeit, ja?«
    »Nein, das werde ich schon nicht.« Er legte auf.
    Der Hörer lag kaum auf der Gabel, da klingelte es schon wieder. Er nahm ab.
    »Harry?« Es war Brenda und ihre Stimme klang sehr dünn und schwach.
    »Brenda? Hör mal, Liebes«, begann er, bevor sie sprechen konnte. »Ich glaube ... ich meine ... Ich würde gern ... was ich sagen will ... oh, verdammt! Lass uns heiraten!«
    »Oh, Harry!«, seufzte sie erleichtert, und ihre Stimme kam ihm sehr nah und sehr eindringlich vor. »Ich bin so froh, dass du das gesagt hast, bevor ... bevor ...«
    »Lass es uns bald machen«, schnitt er ihr das Wort ab, und strengte sich an, sich nicht an seinen eigenen Worten zu verschlucken, als vor seinem geistigen Auge erneut die Inschrift auf Brendas Grabstein auftauchte, die ihm im Traum erschienen war.
    »Genau deswegen habe ich dich angerufen. Deshalb bin ich so glücklich, dass du mich gefragt hast. Weißt du, Harry, es sieht nämlich so aus, als ob wir sowieso heiraten müssten ...« Und das überraschte Harry Keogh nun überhaupt nicht.

ZWÖLFTES KAPITEL
    Es war Mitte Dezember 1976. Nach einem der längsten und heißesten Sommer seit Menschengedenken versuchte die Natur nun, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Alles deutete auf einen harten Winter hin.
    Boris Dragosani und Max Batu kamen jedoch aus einem weit kälteren Ort nach England, außerdem spielte das Klima in ihrem Plan keine Rolle. Es entsprach der gefühllosen Eiseskälte ihrer Herzen, der bitteren Art ihrer Mission. Und die bestand aus Mord – schlicht und einfach.
    Während des Fluges hatte Dragosani auf dem harten und unbequemen Sitz der Aeroflot-Maschine düsteren Gedanken nachgehangen. Er war wütend auf Gregor Borowitz, der ihn überhaupt erst auf diese Mission geschickt hatte; er fürchtete Thibor Ferenczy, der in der Erde lag.
    Er dachte an Thibor, an das symbiotische, neunaugenartige Wesen des wahren Vampirs, und er

Weitere Kostenlose Bücher