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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Kopf. Willenskraft, vermute ich ...« Und das war genug. Was er nicht erwähnte, war, dass es zwar durchaus seine Willenskraft gewesen war, aber nicht ganz sein Kopf ...
    Ab Ende Oktober hatte Harry sein Judotraining etwas vernachlässigt. Sein Fortschritt war zu schnell gewesen und seine Trainer im Club waren misstrauisch geworden. Jedenfalls befriedigte es ihn, dass er sich nun ausgezeichnet um sich selbst kümmern konnte, auch ohne ›Sergeant‹ Graham Lanes Mithilfe. Dann hatte er auch noch mit dem Eislaufen begonnen, der letzten Disziplin, die auf seinem Plan stand.
    Brenda, die selber ziemlich wendig auf dem Eis war, kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sie hatte oft versucht, Harry dazu zu bringen, sie auf die Eisbahn in Durham zu begleiten, aber er hatte stets abgelehnt. Unnatürlich war das kaum; sie wusste, wie seine Mutter gestorben war, aber sie glaubte einfach, er solle sich seinen Ängsten stellen. Sie konnte nicht wissen, dass diese Angst nicht ganz seine eigene war, sondern die seiner Mutter. Am Ende konnte Mary Keogh jedoch den Sinn in den Vorkehrungen ihres Sohnes erkennen und kam ihm zu Hilfe.
    Zunächst fürchtete sie sich – das Eis, die Erinnerung, das pure Grauen ihres Todes wirkten noch immer nach –, aber nach kurzer Zeit genoss sie das Eislaufen wieder so sehr wie zu ihren Lebzeiten. Sie genoss es durch Harry, und er erhielt von ihr Unterricht; bald schon konnte er Brenda zu einem fröhlichen Tanz aufs Eis führen – sehr zu ihrem Erstaunen.
    »Eines kann ich bestimmt über dich sagen, Harry Keogh«, hatte sie ihm atemlos gesagt, als er mit ihr gekonnt einen Walzer auf der Eisbahn hingelegt hatte und ihr Atem fantastische Wolken in der kalten Luft bildete. »Mit dir gibt es nie Langeweile! Du bist ja ein richtiger Athlet!«
    Dann, in der ersten Novemberwoche, der Winter kam näher, hatte seine Mutter eine Bombe platzen lassen ... Harry fühlte sich besser als jemals in seinem Leben zuvor, er hatte den Eindruck, es mit der ganzen Welt aufnehmen zu können, als sie ihn eines Nachts in seinen Träumen besuchte. In seinen wachen Stunden musste er sie stets herbeirufen, wenn er mit ihr sprechen wollte, aber nicht, wenn er schlief. Dann hatte sie sofortigen Zugang. Normalerweise respektierte sie seine Privatsphäre, aber bei dieser Gelegenheit gab es etwas, über das sie mit ihm sprechen musste, etwas, das nicht warten konnte.
    »Harry?« Sie hatte sich in seinen Traum gestohlen und schlenderte mit ihm über einen nebligen Friedhof aus riesigen, sich drohend auftürmenden Grabsteinen, so hoch wie Häuser. »Harry, können wir sprechen? Macht es dir etwas aus?«
    »Nein, Mama, es ist gut«, antwortete er. »Was ist?«
    Sie nahm seinen Arm, hielt ihn fest, und da sie sich nun ihrer engen Verbindung sicher war, ließ sie ihre ganzen Ängste und Sorgen in einer wahren Flut von Worten aus sich heraussprudeln: »Harry, ich habe mit den anderen gesprochen. Sie haben mir gesagt, dass eine schreckliche Gefahr auf dich zukommt. Es ist Shukshin, und wenn du ihn zerstört hast, gibt es nach ihm noch eine furchtbare Gefahr! Oh Harry, Harry – ich habe so schreckliche Angst um dich!«
    »Gefahr von meinem Stiefvater?« Er hielt sie fest und versuchte, sie zu trösten. »Natürlich ist er gefährlich. Wir haben das immer gewusst. Aber eine Gefahr darüber hinaus? Mit welchen ›anderen‹ hast du gesprochen, Mama? Ich verstehe nicht.«
    Sie zog sich auf Armeslänge von ihm zurück, war einen Moment lang wütend auf ihn. »Doch, du verstehst!«, sagte sie anklagend. »Oder du würdest verstehen, wenn du nur wolltest. Von wem, glaubst du, hast du eigentlich dein Talent, Harry Keogh, wenn nicht von mir? Ich sprach mit den Toten schon lange, bevor du zur Welt kamst! Nicht so gut wie du, nein, aber gut genug. Ich erhielt nur undeutliche Eindrücke, Echos, zurückbleibende Erinnerungen – während du wirklich mit ihnen sprechen kannst, von ihnen lernen kannst, sie in dich selbst einladen kannst. Aber nun liegen die Dinge anders. Ich hatte 16 Jahre Zeit, meine Kunst zu üben, und bin nun viel besser darin als zu meinen Lebzeiten. Ich musste üben, verstehst du, um deinetwegen. Wie sonst hätte ich auf dich aufpassen sollen?«
    Er zog sie wieder näher an sich und legte seine Arme um sie, blickte tief in ihre angstvollen Augen. »Streite nicht mit mir, Mama, es gibt keinen Grund. Sag mir jetzt, von welchen anderen sprichst du?«
    »Andere wie ich selbst, Menschen, die in ihrem Leben Medien waren. Einige sind wie

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