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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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ich erst vor kurzer Zeit gestorben, aber andere liegen wirklich schon eine sehr lange Zeit in der Erde. In früheren Zeiten bezeichnete man sie als Hexen und Zauberer – oder Schlimmeres. Viele von ihnen starben dafür. Mit ihnen habe ich gesprochen ...«
    Selbst im Traum fand Harry diese Vorstellung unheimlich: Tote Menschen, die mit anderen toten Menschen sprachen, von Grab zu Grab kommunizierten und sich über Dinge austauschten, die sich in der wachen, lebenden Welt abspielten, von der sie selbst für immer Abschied genommen hatten.
    »Sie kennen dich, Harry. Du bist derjenige, der sich mit den Toten anfreundet. Durch dich haben die Toten eine Zukunft – oder jedenfalls einige von uns. Durch dich gibt es für einige von uns eine Chance, die Dinge zu Ende zu bringen, die wir im Leben nicht geschafft haben. Für sie bist du ein Held, Harry, und auch sie machen sich Sorgen um dich. Ohne dich bleibt ihnen keine Hoffnung mehr, verstehst du? Sie ... sie bitten dich, diese Besessenheit, diese Fehde aufzugeben.«
    Harrys Mund wurde hart. »Du meinst Shukshin? Das kann ich nicht. Er hat dich dorthin gebracht, wo du jetzt bist, Mama.«
    »Harry, es ist ... es ist nicht so schlecht hier. Ich bin nicht einsam, jetzt nicht mehr.«
    Er schüttelte den Kopf und seufzte. »Das funktioniert nicht, Mama. Du sagst das nur meinetwegen. Ich liebe und vermisse dich nur noch mehr. Das Leben ist ein Geschenk, und Shukshin hat es dir gestohlen. Begreife doch. Ich weiß, es ist nicht gut, was ich tue – aber es ist auch nicht ungerecht. Danach wird es anders sein. Ich habe Pläne. Du hast mir ein Talent geschenkt, das stimmt, und wenn alles vorbei ist, werde ich es gut gebrauchen. Das ist ein Versprechen.«
    »Aber die Sache mit Shukshin kommt zuerst?«
    »Es muss sein.«
    »Ist das dein letztes Wort?«
    »Ja.«
    Sie nickte traurig, löste sich und trat von ihm weg. »Ich habe ihnen gesagt, dass du das antworten würdest. Also gut, Harry, ich will dich nicht mehr weiter drängen. Ich gehe jetzt einfach und lasse dich tun, was du tun musst. Aber eines solltest du wissen: Du wirst gewarnt werden, zwei Mal, und es wird nicht angenehm sein. Das erste Mal wird es von den anderen kommen und du wirst es hier in diesem Traum finden. Das zweite Mal wird in der wachen Welt auf dich warten. Zwei Warnungen, Harry, und wenn du sie nicht ernst nimmst ... musst du es allein verantworten.«
    Sie begann, von ihm fortzutreiben, zwischen die aufragenden Grabsteine; Nebelschleier wanden sich um ihre Knöchel, ihre Waden. Er versuchte, ihr zu folgen, aber er schaffte es nicht; unsichtbare Traumsubstanzen schoben sich dazwischen; seine Füße schienen mit dem Kies der Friedhofswege verwachsen zu sein.
    »Warnungen? Was für Warnungen?«
    »Folge dem Pfad«, deutete sie ihm, »und du wirst eine von ihnen hier finden. Die andere wird von jemandem kommen, dem du trauen solltest. Beide sind Hinweise auf deine Zukunft.«
    »Die Zukunft ist ungewiss, Mama! Niemand weiß mit Sicherheit etwas darüber!«, rief er ihrem dunstumwehten Geist hinterher.
    »Dann nenn sie deine mögliche Zukunft. Deine und die von zwei anderen. Jemand, den du liebst, und jemand, der dich um Hilfe bat ...«
    Harry war unsicher, ob er richtig gehört hatte. »Was?«, schrie er, so laut er konnte. »Was hast du gesagt, Mama?«
    Aber ihre Stimme, ihre Gestalt und ihr Geist waren bereits mit dem wirbelnden Nebel des Traums verschmolzen – sie war fort.
    Harry blickte in die Richtung, in die sie gedeutet hatte. Die Grabsteine waren wie gigantische Dominosteine aufgereiht, sich auftürmende Markierungen, deren obere Enden sich in wogenden Nebelschwaden verloren. Sie waren düster und unheilverkündend, genauso wie der Weg dazwischen, auf den Harrys Mutter gedeutet hatte. Und ihre Warnungen ... vielleicht war es besser, wenn er es nicht wusste. Vielleicht sollte er überhaupt nicht diesen Pfad beschreiten. Aber er musste gar nicht gehen; sein Traum führte ihn trotzdem auf diesen Weg! Harry trieb widerstandslos den Kiespfad entlang, gezogen von einer Traumenergie, gegen die er sich nicht wehren konnte. Am Ende dieser Allee aus Grabsteinen tauchte ein leerer Platz auf, wo nur der Nebel wallte und wirbelte, ein kalter und einsamer Ort, außerdem ...
    Drei weitere Steine, und sie waren irgendwie noch unheilschwangerer als alle anderen zusammengenommen. Harry trieb direkt auf sie zu, und als er die Stelle erreicht hatte, wo sie sich aus der Erde auftürmten, setzte ihn die Traumkraft sanft ab und

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