Auferstehung
bekommen, und flüsterte Max Batu zu: »Steig ins Auto!« Dann wandte er sich dem Fremden zu. In der Zwischenzeit waren die Polizisten zur Stelle und boten ihre Hilfe an.
»Was ist hier los?«, fragte einer von ihnen.
Dragosani dachte schnell nach. »Wir haben ihn stolpern sehen«, sagte er. »Ich dachte, er ist vielleicht betrunken. Ich wollte helfen, habe gefragt, ob ich irgendwas für ihn tun könne. Er sagte was von seinem Herz ...? Ich wollte ihn gerade ins Krankenhaus fahren, als dieser Herr hier ankam ...«
»Ich bin Arthur Banks«, sagte der fragliche Mann. »Das ist Sir Keenan Gormley, mein Onkel. Ich war gerade auf dem Weg, ihn an der U-Bahn abzuholen, als ich ihn mit diesen beiden sah. Hören Sie, dies ist nicht die Zeit oder der Ort für Erklärungen. Er hat ein schwaches Herz. Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen. Und zwar jetzt gleich!«
Die Polizisten wurden jetzt aktiv. Einer von ihnen half Banks dabei, seinen Onkel in den Porsche zu tragen, während der andere zurück zum Streifenwagen rannte und das Blaulicht anschaltete. Als Banks seinen Porsche von der Bordkante wegfuhr und mit quietschenden Reifen einen Halbkreis beschrieb, rief der Polizist: »Folgen Sie uns einfach, Sir.«
Einen Augenblick später war er zu seinem Kollegen in den Streifenwagen gestiegen; die Sirene heulte bereits ihr Warnsignal. In einer Art betäubtem Unglauben beobachtete Dragosani, wie die zwei Wagen wie ein Tandem abzogen. Er beobachtete sie, bis sie außer Sicht waren, dann stieg er langsam und mit eckigen Bewegungen in den Ford und setzte sich bebend vor Wut neben Batu. Schließlich fasste er nach dem Griff und schmetterte die Tür so heftig zu, dass sie fast aus der Halterung sprang.
»Verdammt!«, röhrte er. »Verdammt seien die Briten, Sir Keenan Gormley, sein Neffe, ihre Scheiß-ach-so-zivilisierte Polizei – alle!«
»Es läuft nicht gut«, stimmte Batu zu.
»Und Sie sollen auch verdammt sein! Sie und Ihr beschissener böser Blick! Sie haben es nicht geschafft, ihn zu töten!«
»Das zu beurteilen, müssen Sie schon mir überlassen«, erklärte Batu ruhig. »Ich habe ihn durchaus getötet. Ich habe es gefühlt. Es war, als ob ich einen Käfer zerquetschte.«
Dragosani startete den Motor und fuhr los. »Ich habe gesehen, wie er mich anblickte. Wenn ich es Ihnen sage! Er wird reden ...«
»Nein.« Batu schüttelte den Kopf. »Er wird keine Kraft zum Reden haben. Er ist ein toter Mann, Genosse, ich gebe Ihnen mein Wort. In diesem Augenblick ist er ein toter Mann.«
Im Porsche hustete Gormley plötzlich ein Wort heraus – »Dragosani!« Das bedeutete überhaupt nichts für seinen erschrockenen Neffen.
Gormley sackte in seinem Sitz zusammen, Speichel tröpfelte aus seinem Mundwinkel. Max Batu hatte recht: Gormley war tot.
Harry Keogh kam um etwa drei Uhr nachmittags des folgenden Tages in Gormleys Haus in South Kensington an. In der Zwischenzeit war Arthur Banks ein äußerst beschäftigter Mann gewesen. Es kam ihm wie ein Jahr vor, aber tatsächlich war es erst gestern gewesen, als er für einen Kurzbesuch mit seiner Frau, Gormleys Tochter, aus Chichester hierhergefahren war. Dann hatte sein Onkel einen Herzanfall gehabt, und seitdem schien die ganze Welt aus den Fugen geraten zu sein. Es war schrecklich.
Zuerst hatte er die furchtbare Pflicht gehabt, seine Tante Jacqueline Gormley aus dem Krankenhaus anzurufen und ihr zu eröffnen, was geschehen war; dann der Zusammenbruch bei ihrer Ankunft im Krankenhaus; ihre Tochter tröstete sie die ganze, lange Nacht hindurch, während sie ruhelos durch das Haus wanderte. Heute Morgen war sie zu Hause geblieben, bis sie Sir Keenan aus dem Leichenschauhaus des Hospitals geholt hatten. Obwohl der Bestattungsunternehmer gute Arbeit geleistet hatte, sah das Gesicht des alten Mannes immer noch grausam verzerrt aus.
Die Einzelheiten des Begräbnisses waren schnell geregelt – es war genauso, wie Gormley es immer haben wollte: Einäscherung am nächsten Tag – und bis dahin würde er in seinem Haus aufgebahrt werden. Tante Jackie war außerstande, dort zu bleiben. Sie sah gar nicht wie sie selbst aus. Also musste man sie zum Haus ihres Bruders am anderen Ende von London bringen. Auch das war Banks’ Aufgabe; schließlich fuhr er auch seine Frau zum Bahnhof Waterloo, damit sie zurück nach Chichester zu den Kindern fahren konnte. Sie würde zur Beerdigung zurückkommen. Bis dahin würde er im Haus festsitzen, in Gesellschaft seines toten Onkels. Er hatte Tante
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