Auferstehung
Dieses einzelne Wort war nur ein Keuchen in seinem Bewusstsein. »Keogh? Harry?« Dann ein Seufzen, ein erleichtertes Schluchzen. » Gott sei Dank! Gott sei Dank bist du es, Harry, und nicht ... nicht er!«
»War das Dragosani?«, fragte Harry mit knirschenden Zähnen. »Warum nur? Ist er geisteskrank? Er muss völlig ...«
»Nein. Oder doch, er ist verrückt ... verrückt wie ein Fuchs! Und sein Talent ist ... abstoßend!«
Wie ein Blitz schoss Harry die Antwort – oder das, was er dafür hielt – ins Bewusstsein. Er fühlte, wie ihm das Blut aus dem Kopf wich. »Er hat Sie nach Ihrem Tod aufgesucht!«, keuchte er. »Er ist wie ich – ein Necroscope.«
»Nein, absolut nicht!«, wandte Gormley ein. »Er ist überhaupt nicht wie du. Ich spreche mit dir, weil ich es möchte. Alle ... von uns ... sprechen mit dir. Weil du der Überbringer von Frieden und Wärme bist. Du bist der Kontakt zu dem Traum, der zuvor war, und der jetzt verblasst ist. Du bist die Chance – die letzte, einzige Chance –, dass irgendetwas Wertvolles hinübergerettet und vielleicht sogar weitergegeben wird. Ein Licht in der Dunkelheit, Harry, das bist du. Dragosani jedoch ...«
»Was für eine Gabe hat er?«
»Er ist Nekromant – und das ist etwas ganz anderes!«
Harry öffnete seine Augen einen Spalt und warf einen Blick auf den Zustand des Zimmers. Als neues Grausen über ihn kam, schloss er die Augen wieder und sprach: »Das ist das Werk eines Monsters!«
»Schlimmer noch«, bebte Gormley voller Grauen, und Harry konnte es fühlen – fühlte, wie das Beben des Mannes sein Bewusstsein ergriff. »Er ... er redet nicht nur einfach, Harry, er fragt nicht. Er versucht es nicht einmal. Er greift einfach hinein und nimmt es sich, stiehlt. Man kann nichts vor ihm verbergen. Er findet seine Antworten in deinem Blut, deinen Eingeweiden, in dem Mark deiner Knochen. Tote fühlen keinen Schmerz, Harry, wenigstens sollten sie das nicht. Aber auch das ist Teil seiner Gabe. Wenn Dragosani an der Arbeit ist, lässt er es uns spüren. Ich habe seine Messer, seine Hände, seine reißenden Klauen gefühlt. Ich habe alles, was er tat, gefühlt, und es war die Hölle! Nach einer Minute hätte ich ihm alles verraten, aber das ist nicht seine Art, seine Kunst. Wie könnte er sich sicher sein, dass ich die Wahrheit sage? Auf seine Art weiß er, dass es die Wahrheit ist! Sie ist in Haut und Muskeln geschrieben, auf Bänder und Sehnen und Blutkörperchen. Er kann sie in der Hirnflüssigkeit lesen, im Augen- und Ohrenschleim, in der Beschaffenheit des toten Gewebes selbst!«
Harry hielt seine Augen geschlossen, schüttelte den Kopf und fühlte sich elend, schwindlig und völlig desorientiert, als ob dies alles jemand anderem geschehe. Schließlich sagte er: »Es darf nicht wieder geschehen. Er muss aufgehalten werden. Ich muss ihn aufhalten. Aber ich kann es nicht allein.«
»Ja, er muss aufgehalten werden, Harry. Ganz besonders jetzt. Du musst wissen, er hat sich alles genommen. Er weiß alles. Er kennt unsere Stärken und unsere Schwächen, und es ist alles Wissen, das ihm nutzen kann. Ihm und seinem Meister Gregor Borowitz. Du könntest der Einzige sein, der ihn aufhalten kann.«
Mit einem anderen Teil seines Bewusstseins hörte Harry Banks am Telefon in der Lobby. Die Zeit war kostbar, und es gab noch so viel, was Gormley ihm erzählen musste. »Hören Sie, Keenan. Wir müssen uns beeilen. Ich bleibe noch ein bisschen bei Ihnen, und dann suche ich mir ein Hotel in der Stadt. Wenn ich aber jetzt hierbleibe, wird die Polizei mit mir sprechen wollen. Ich finde auf jeden Fall einen Unterschlupf, und bis Sie dann ...«
»... bis ich dann eingeäschert werde, ja«, sagte Gormley, und Harry konnte ihn sich verständnisvoll nickend vorstellen. »Möglicherweise wird das jetzt verschoben.«
»Ich melde mich«, sagte Harry. »Es gibt immer noch eine Menge Dinge, die ich noch nicht weiß. Über unsere Organisation und über die der anderen, und wie ich es anstelle, sie aufzuspüren. Viele Dinge.«
»Kennst du Batu?« Wieder war Gormleys Furcht offenkundig. »Der kleine Mongole, Harry – hast du von ihm gehört?«
»Ich weiß, dass er dazugehört, aber ...«
»Er hat den bösen Blick – er kann mit einem Blick töten! Mein Herzanfall wurde von ihm ausgelöst. Er hat mich umgebracht, Harry – Max Batu. Dieser böse Blick, er ist reines mentales Gift! Es ätzt wie Säure, es zerschmilzt das Hirn und das Herz. Er hat mich getötet.«
»Also noch einer, mit
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