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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Jackie versprechen müssen, Sir Keenan nicht allein zu lassen, und natürlich konnte er ihr das nicht abschlagen.
    Aber als er seine Frau in den Zug nach Chichester gesetzt hatte und zum Haus zurückehrte ... Es war das Furchtbarste überhaupt. Es war – irrsinnig. Monströs. Unglaublich! Obwohl es schon 15 Minuten her war, drehte sich noch alles vor seinen Augen, fühlte er sich immer noch krank, sein Hirn betäubt vor Schock und Entsetzen, als Harry Keoghs Klingeln ihn zur Haustür schwanken ließ.
    »Ich heiße Harry Keogh«, sagte der junge Mann auf der Türschwelle. »Sir Keenan Gormley hat mich gebeten hierherzukommen, um ...«
    »H- Hilfe! «, wisperte Banks; er keuchte das Wort heraus, als ob ihm der Atem ausgegangen und der Speichel eingetrocknet wäre. »Gott, Jesus Christus! – Wer Sie auch sind – h-helfen Sie mir!«
    Harry blickte ihn erstaunt an und packte ihn, um ihn aufrecht zu halten. »Was ist los? Was ist passiert? Das ist doch Sir Keenan Gormleys Haus, oder nicht?«
    Der andere nickte. Er lief langsam grün an, und war drauf und dran, sich wieder zu übergeben. »K-kommen Sie rein. Er ist ... da drin. Im Wohnzimmer, ausgerechnet. Aber ich gehe da nicht rein. Ich muss ... muss die Polizei rufen. Irgendeiner muss es ja tun!« Seine Beine zitterten und Harry befürchtete, er würde stürzen. Bevor das geschehen konnte, drückte er ihn in einen Sessel in der Lobby. Dann kniete er sich neben ihn und rüttelte ihn.
    »Ist es Sir Keenan? Was ist mit ihm passiert?«
    Noch bevor Banks antwortete, wusste Harry die Antwort.
    Wird in Todespein verscheiden. Ein Patriot vor allem und allen.
    Banks schaute auf und starrte Harry an. »Haben Sie ... für ihn gearbeitet?«
    »Ich hatte die Absicht.«
    Banks wand sich, sprang auf und wankte in Richtung eines kleinen Raums an einer Seite der Lobby. »Er ist letzte Nacht gestorben«, schaffte er herauszuwürgen. »Herzattacke. Er sollte morgen eingeäschert werden. Aber jetzt ...« Er riss die Tür auf und der Geruch von frisch Erbrochenem wogte heraus. Der Raum war eine Toilette, und er hatte sie offenkundig bereits benutzt.
    Harry wandte sein Gesicht ab und sog eine Nase voll frischer Luft von der Haustüre ein, bevor er sie leise schloss. Dann ließ er Banks kotzend zurück und betrat das Wohnzimmer – und erkannte mit eigenen Augen, weshalb Banks so verstört war.
    Herzattacke, hatte Banks gesagt. Ein Blick in den Raum genügte Harry, um zu erkennen, dass es in der Tat eine Attacke gegeben hatte – aber welcher Art, darüber wagte er nicht nachzugrübeln. Er unterdrückte die Galle, die ihm hochkam und ging zurück zu Banks, der in dem kleinen Raum schwach über der Toilettenschüssel kauerte. »Rufen Sie die Polizei an, wenn Sie dazu in der Lage sind«, sagte er. »Und auch in Sir Keenans Büro, wenn dort jemand Dienst hat. Ich bin sicher, er hätte ... das wissen wollen. Ich bleibe noch ein wenig bei Ihnen – und bei ihm.«
    »Danke«, sagte Banks, ohne aufzublicken. »Verzeihen Sie, dass ich im Moment keine große Hilfe bin. Aber als ich reinkam und ihn so vorfand ...«
    »Ich verstehe«, sagte Harry.
    »In einer Minute geht es wieder. Ich bemühe mich.«
    »Natürlich.«
    Harry ging zurück in das andere Zimmer. Er sah sich alles an und fing an, das Grauen zu katalogisieren. Ein Stuhl im Queen-Anne-Stil mit Klauenfüßen lag umgestürzt auf dem Boden. Eines seiner hölzernen Beine war knapp unter der Sitzfläche abgebrochen. Eingegraben in den knüppelartigen Fuß war ein Zahn; andere ausgerissene Zähne lagen verstreut auf dem Boden; der Mund der Leiche war aufgehebelt worden und klaffte nun wie ein schwarzer Schacht in der wild verzerrten eingefrorenen Grimasse des Gesichts!
    Harry tastete nach einem Stuhl – einem anderen Stuhl, einem frei von Unrat – und ließ sich darauf fallen. Er schloss die Augen und stellte sich den Raum vor, wie er zuvor ausgesehen haben musste. Sir Keenan im Sarg liegend, auf einem schwarz verhüllten Eichentisch, rosenduftende Kerzen zu Kopf und Füßen brennend. Und dann, während er hier so allein lag ... ein Eindringling. Aber warum?
    »Warum, Sir Keenan?«, fragte er.
    »Neiiiiin! Nein, geh weg!«, kam unverzüglich die Antwort, vor deren Macht, Angst und grenzenlosem Grauen Harry auf seinem Stuhl zurückwich. »Dragosani, du Ungeheuer! Hör auf – um Gottes willen, hab Mitleid!«
    »Dragosani?« Harry streckte beruhigende mentale Finger aus. »Hier ist nicht Dragosani, Keenan. Ich bin es, Harry Keogh.«
    »Was?«

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