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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Freunde hier in London? Irgendjemand scheint Sie zu kennen.«
    Dragosani warf ihm einen finsteren Blick zu und schnappte sich den Hörer. »Vermittlung? Dragosani hier. Um was geht es?«
    »Ein Anruf für Sie von draußen, Genosse«, ertönte eine kalte, näselnde weibliche Stimme.
    »Das bezweifle ich. Sie haben sich geirrt. Hier kennt mich niemand.«
    »Er sagt, er möchte mit Ihnen sprechen«, antwortete die Dame von der Vermittlung. »Er heißt Harry Keogh.«
    »Keogh?« Dragosani blickte zu Batu und hob eine Augenbraue. »Ach, ja! Ja, ich kenne ihn. Stellen Sie ihn durch.«
    »Sehr wohl. Nicht vergessen, Genosse: Reden ist nicht sicher.«
    Jetzt ertönte ein Klicken und ein Summen, und dann: »Dragosani, sind Sie das?« Die Stimme klang jung, aber eigenartig hart. Sie passte nicht ganz zu dem hageren, fast ausdruckslosen Gesicht, das ihn vom gefrorenen Flussufer in Schottland aus angestarrt hatte.
    »Hier ist Dragosani, richtig. Was wollen Sie, Harry Keogh?«
    »Ich will Sie, Nekromant«, sprach die kalte, harte Stimme. »Ich will Sie, und ich werde Sie kriegen.«
    Dragosanis Lippen zogen sich in einem stummen Knurren von seinen nadelspitzen Zähnen zurück. Der Kleine war schlau, kühn, dreist – und gefährlich! »Ich weiß nicht, wer Sie sind«, fauchte er, »aber offensichtlich sind Sie wahnsinnig! Erklären Sie sich oder gehen Sie aus der Leitung.«
    »Die Erklärung ist einfach, ›Genosse‹.« Die Stimme klang noch härter. »Ich weiß, was Sie Sir Keenan Gormley angetan haben. Er war mein Freund. Auge um Auge, Dragosani, und Zahn um Zahn. Das ist mein Prinzip, wie Sie schon erlebt haben. Sie sind ein toter Mann.«
    »Ach?« Dragosani lachte sardonisch. »Ich bin ein toter Mann, ja? Sie haben ja auch mit den Toten zu tun, nicht wahr, Harry?«
    »Was Sie bei Shukshins Haus gesehen haben, war gar nichts, ›Genosse‹«, sagte die eisige Stimme. »Sie wissen nicht alles darüber. Nicht einmal Gormley wusste es.«
    »Sie bluffen!«, sagte Dragosani. »Ich habe gesehen, wozu Sie imstande sind, und davor habe ich keine Angst. Der Tod ist mein Freund. Er berichtet mir alles.«
    »Sehr gut«, sagte die Stimme, »denn Sie werden schon bald wieder mit ihm sprechen – von Angesicht zu Angesicht. Sie wissen also, was ich tun kann? Denken Sie gut darüber nach: Das nächste Mal sind Sie an der Reihe!«
    »Eine Herausforderung, Harry?« Dragosanis Stimme klang flach und drohend.
    »Eine Herausforderung – und dem Gewinner gehört alles.«
    Dragosanis walachisches Blut kochte.
    Erwartungsvoll sagte er: »Wo? Ich bin schon außerhalb Ihrer Reichweite. Und morgen wird die halbe Welt zwischen uns liegen.«
    »Ich wusste, dass Sie jetzt wegrennen«, sagte Keogh verachtungsvoll. »Aber ich werde Sie finden, bald. Sie und Batu und Borowitz ...«
    Wieder zogen sich Dragosanis Lippen zurück, sein Atem zischte. »Vielleicht sollten wir uns treffen, Harry – aber wo und wie?«
    »Sie werden wissen, wenn es so weit ist«, sagte die Stimme. »Und noch etwas: Es wird für Sie schlimmer sein als für Gormley.«
    Plötzlich schien das Eis aus Keoghs Stimme in Dragosanis Adern zu strömen. Er schüttelte sich, riss sich zusammen und sagte: »Also gut, Harry Keogh. Egal wann und wo, ich werde auf Sie warten.«
    »Und dem Gewinner gehört alles«, sagte die Stimme ein weiteres Mal. Dann ertönte ein schwaches Klicken und die Leitung war tot.
    Dragosani starrte auf den Hörer in seiner Hand, schleuderte ihn dann auf die Gabel. »Und das bin ich! «, schnarrte er schließlich. »Du kannst Gift darauf nehmen, dass mir alles gehören wird, Harry Keogh!«

VIERZEHNTES KAPITEL
    Borowitz war abwesend, als Dragosani am folgenden Nachmittag wieder auf Schloss Bronnitsy eintraf. Der Sekretär von Borowitz berichtete Dragosani, dass Natascha Borowitz vor erst zwei Tagen gestorben war; Gregor Borowitz trauerte auf ihrer Datscha, hielt für ein, zwei Tage die Totenwache; er wollte nicht gestört werden. Dragosani rief ihn trotzdem an.
    »Ach, Boris«, die Stimme des Alten klang zur Abwechslung einmal weich, leer. »Sie sind wieder da.«
    »Gregor, es tut mir leid«, sagte Dragosani und hielt sich an ein Ritual, dessen Sinn er nicht verstand. »Aber ich dachte, Sie würden gerne wissen, dass ich das bekam, was Sie haben wollten. Und mehr als das. Shukshin ist tot. Gormley auch. Und ich weiß alles.«
    »Gut«, sagte Borowitz emotionslos. »Aber sprechen Sie jetzt nicht vom Tod, Boris. Nicht jetzt. Ich werde noch eine Woche lang hier sein.

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