Auferstehung
von dir wird, wirst auch du immer mehr wie er. Am Ende seid ihr ein Geschöpf, ein Wesen.
»Aber mit seinem Geist?«
Mit deinem Geist – nur leicht verändert. Dein Geist und auch dein Körper, nur beide ein wenig verändert. Deine Gelüste werden ... deutlicher hervortreten. Deine Bedürfnisse anders sein. Hör zu: Als Mensch wurden deiner Lust, deinen Leidenschaften und deinem Zorn Grenzen gesetzt durch die Stärke und die Fähigkeiten eines Menschen. Aber als einer der Wamphyri ... Was würde es denn nutzen, einen großen Motor in sich zu haben, wenn es nichts anzutreiben gäbe außer einem Haufen schlaffen Fleisches und morscher Knochen? Was sollte ein Tiger mit dem Herz einer Maus?
Es war mehr oder weniger das, was Dragosani von dem Ungeheuer erwartet hatte. Aber bevor er zur endgültigen und womöglich unwiderruflichen Entscheidung kommen würde, versuchte er es ein letztes Mal, stieß eine letzte Drohung aus. »Dann werde ich fortgehen und mich in die Hände von Ärzten begeben. Sie sind anders als die Kurpfuscher zu deiner Zeit, Thibor. Und ich werde Ihnen erzählen, dass ich einen Vampir in mir habe. Sie werden mich untersuchen, das Ding entdecken und es herausschneiden. Sie haben Werkzeuge, von denen du nicht zu träumen wagst. Wenn sie es haben, werden sie es aufschneiden, studieren und seine wahre Natur entdecken. Sie werden wissen wollen, warum und weshalb. Ich werde ihnen alles erzählen. Über die Wamphyri. Natürlich werden sie mich auslachen und mir eine Zwangsjacke verpassen wollen – aber sie werden es nicht einfach wegerklären können. Und dann werde ich sie hierherbringen, werde dich ihnen zeigen. Es wird das Ende sein. Deines, das deines ›Sohnes‹, das einer gesamten Legende. Wo immer Wamphyri sind, werden Menschen sie aufspüren und vernichten.«
Gut gesprochen, Dragosani!, sagte Thibor süffisant. Bravo!
Dragosani wartete und sagte dann nach einem Augenblick: »Ist das alles, was du zu sagen hast?«
Jawohl. Ich diskutiere nicht mit Narren.
»Erkläre mir das.«
Die Stimme in seinem Kopf klang nun extrem kalt und wütend, eine beherrschte Wut zwar, aber dennoch real und furchterregend. Du bist ein eitler und eigensüchtiger und dummer Mensch, Dragosani. Immer nur ›sag mir dies‹ und ›zeig mir jenes‹ und ›erkläre mir das‹! Ich war eine Macht in diesem Land, Jahrhunderte bevor du gezeugt wurdest, und selbst das wäre ohne mich nie geschehen! Und jetzt muss ich hier liegen und mich benutzen lassen. Doch damit ist jetzt Schluss. Na gut, ich werde es erklären, wie du es verlangst, aber zum allerletzten Mal. Denn danach ... danach ist die Zeit reif für eine ordentliche Diskussion und einen ordentlichen Handel. Ich bin es leid, hier machtlos zu liegen, Dragosani, du weißt es gut, und du hast die Macht, mich hier herauszuholen. Das ist der einzige Grund, weshalb ich mit dir überhaupt Geduld hatte! Aber nun bin ich am Ende meiner Geduld angelangt. Unterhalten wir uns zuerst über deine Einschätzung der Situation.
Du sagst, du willst dich in die Hände von Ärzten begeben. Nun, der Vampir wird in dir jetzt sicherlich erkennbar sein. Er ist da, physisch, fassbar, ein realer Organismus, der mit dir in einer Art Symbiose existiert – ein Wort, das du mir beigebracht hast, Dragosani. Aber es herausschneiden? Es austreiben? Deine Mediziner sind vielleicht geschickt, aber nicht so geschickt! Können sie ihn aus jeder Windung deines Gehirns schneiden? Oder aus der Flüssigkeit deiner Wirbelsäule? Aus deiner Milz, oder sogar aus deinem Herzen? Können sie ihn aus deinem Blut reißen? Selbst wenn du närrisch genug wärst, es sie versuchen zu lassen, würde der Vampir zuerst dich töten. Er würde sich durch dein Rückenmark fressen und Gift in dein Hirn pumpen. Du hast in der Zwischenzeit doch irgendetwas von unserer Hartnäckigkeit begriffen? Oder hast du vielleicht geglaubt, Überlebenstrieb wäre eine rein menschliche Eigenschaft? Überleben – hah! – Du weißt doch gar nicht, was das heißt!
Dragosani schwieg.
Du und ich – wir haben uns Dinge versprochen. Ich habe meinen Teil des Geschäfts eingehalten. Wir steht es mit dir? Ist es nicht an der Zeit, mich zu entlohnen, Dragosani?
»Geschäft?« Dragosani war erstaunt. »Machst du Witze? Was für ein Geschäft?«
Hast du es vergessen? Du begehrtest die Geheimnisse der Wamphyri. Nun gut, sie sind dein. Denn nun bist du ein Wamphyri! Während er in dir heranwächst, wird das Wissen zu dir kommen.
»Was?« Dragosani
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