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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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wollte ihn erledigen! Aber das ist jetzt vorbei, und wir müssen in die Zukunft sehen. Also ... Sie wollen, dass ich allein arbeite. Und da ist der Haken: Ich habe keinen blassen Schimmer, wie ich ein Agent werden soll! Ich weiß, was ich tun will: Ich muss Dragosani töten, und Batu, und Borowitz. Das ist mein vordringlichstes Ziel – aber ich kann mir nicht mal im Ansatz vorstellen, wie ich vorgehen soll.«
    Gormley schien das Problem einzusehen.
    »Das ist der Unterschied zwischen gewöhnlicher Spionage und ESP-Spionage, Harry. Wir alle verstehen Ersteres. Ballereien und die ganzen dreckigen Tricks – das ist alles ein alter Hut. Aber niemand von uns weiß wirklich genug über die zweite Sorte. Man tut, was einem die Gabe eingibt. Man findet die bestmöglichen Arten, sie anzuwenden. Das ist alles, was wir tun können. Für einige von uns ist es einfach: Wir besitzen nicht genug Talent, um uns den Kopf zu zerbrechen; wir können unsere Fähigkeiten nicht weiterentwickeln. Zum Beispiel ich selbst. Ich kann einen anderen ESPer auf eine Meile Entfernung spüren; aber das war es auch schon, Punkt. In deinem Fall jedoch ...«
    Harry wurde immer frustrierter. Seine Aufgabe schien gewaltig und unmöglich. Er war ein kaum gereiftes Talent. Was konnte er schon ausrichten?
    Gormley nahm diesen Gedanken auf: »Du hast nicht zugehört, Harry. Ich sagte, dass du den besten Weg finden musst, dein Talent anzuwenden. Bis jetzt hast du das nicht getan. Seien wir doch ehrlich: Was hast du bisher erreicht?«
    »Ich habe mit den Toten gesprochen!«, schnauzte Harry zurück. »Das ist es, was ich tue. Ich bin ein Necroscope.«
    Gormley hatte Geduld. »Du hast bloß an der Oberfläche gekratzt, Harry, das ist alles. Sieh doch, du hast die Geschichten beendet, die ein Toter nicht mehr zu Ende schreiben konnte. Du hast Formeln benutzt, die ein Mathematiker zu Lebzeiten nicht entwickeln konnte. Tote haben dir beigebracht, wie man Auto fährt und wie man Russisch und Deutsch spricht. Du hast deine Schwimmkünste, deine Kampftechniken und ein, zwei andere Dinge dazu verbessert. Was denkst du denn, auf was das alles hinausläuft?«
    »Auf nichts!«, antwortete Harry nach einem Augenblick.
    »In der Tat, nichts. Weil du mit den falschen Leuten gesprochen hast. Du hast dich von deinem Talent steuern lassen, anstatt dein Talent zu steuern. Ich weiß natürlich, dass das schlechte Beispiele sind, aber du bist wie ein Hypnotiseur, der nur sich selbst hypnotisieren kann, oder wie ein Hellseher, der seinen eigenen Tod vorhersagt – für den nächsten Tag! Dein Talent ist ein völlig unbekanntes Gebiet, aber du hast dich bisher nicht darin vorgewagt. Das Problem ist, dass du dich vollständig selbst ausgebildet hast. Auf eine bestimmte Art bist du unwissend: Du bist wie ein Wilder bei einem Bankett, du stopfst dich mit allem voll und kannst nichts genießen. Du musst lernen, wie du dein Talent am besten einsetzt, das ist alles.«
    Was Gormley sagte, leuchtete Harry ein. »Wo fange ich an?«
    »Ich habe vielleicht einen Hinweis für dich«, versuchte Gormley, nicht zu optimistisch zu klingen. »Es ist das Ergebnis eines ESP-Spiels, das ich mit Alec Kyle oft gespielt habe, meinem Stellvertreter. Ich erwähnte es nicht früher, weil vielleicht nichts dahintersteckt, aber wir müssen ja irgendwo anfangen.«
    »Weiter«, sagte Harry.
    Mit seinem Bewusstsein zeichnete Gormley für ihn ein mentales Bild. Harry sah ein merkwürdig in sich selbst verschlungenes Band.
    »Was zum Teufel ist das?« Harry war verblüfft.
    »Das ist eine Möbius-Schleife«, sagte Gormley. »Benannt nach ihrem Erfinder, einem deutschen Mathematiker namens August Ferdinand Möbius. Man nimmt einfach einen dünnen Streifen Papier, dreht ihn halb um und klebt die Enden zusammen. Dadurch wird die zweidimensionale Oberfläche auf eine Dimension reduziert. Ich habe gehört, dass es viele Implikationen hat, aber ich bin ja kein Mathematiker.«
    Harry war noch erstaunt, aber nicht von dem Prinzip, sondern von seiner Anwendung. »Und das soll irgendetwas mit mir zu tun haben?«
    »Möglicherweise mit deiner Zukunft – deiner allernächsten Zukunft«, erklärte Gormley absichtlich vage. »Ich sagte, dass vielleicht gar nichts dahintersteckt. Lass mich dir trotzdem erzählen, was passiert ist.« Er berichtete Harry von seinem und Kyles Wortassoziationsspiel. »Ich habe also mit deinem Namen begonnen, Harry Keogh, und Kyle hielt ›Möbius‹ dagegen. Ich sagte: ›Mathematik?‹ – und

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