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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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beeindrucken wollte, war auf die überhängenden Klippen geklettert. Als er über die Hälfte der trügerischen Strecke zurückgelegt hatte, gaben die Steine unter seinen Füßen nach, und er stürzte auf den von Geröll bedeckten Strand. Er hatte noch im Fall versucht, sich an der bröckelnden Felswand festzuhalten, und war mit dem Fuß auf einem Vorsprung aufgekommen, doch die dünne Felskante war abgebrochen. Er war durch die Luft gewirbelt und auf Gesicht und Brust gelandet.
    Beides wurde zerschmettert – er war sofort tot.
    Die Angelegenheit erschien besonders grauenhaft angesichts der Tatsache, dass der ›Sergeant‹ und Dorothy Hartley am Abend zuvor ihre Verlobung bekannt gegeben hatten. Die Hochzeit sollte im Frühjahr stattfinden. So jedoch wurde der ›Sergeant‹ am folgenden Freitag begraben. Es wäre besser für ihn gewesen, wenn er bei der Armee geblieben wäre und dort Karriere gemacht hätte, hatte Hannant gedacht, als er zusah, wie Lanes Sarg in ein frisch ausgehobenes Loch auf dem alten Friedhof herabgelassen wurde.
    Danach hatte es Schnittchen, Kuchen und Kaffee im Lehrerzimmer der Schule gegeben, und auch stärkere Sachen für jene, die es brauchten. Sie versuchten, Dorothy Hartley so gut wie möglich zu trösten. Und so war kein Lehrer da gewesen, um zu sehen, wie das Grab aufgefüllt wurde. Oder wie, nachdem die Arbeit des Totengräbers beendet war und die Kränze auf ihrem Platz lagen, der letzte einsame Trauergast auf einer Steinplatte in der Nähe saß, mit dem Kinn in den Händen und glanzlosen Augen hinter Brillengläsern, die voller Trauer – Neugier? Erwartung? – auf den Grabhügel gerichtet waren.
    In der Zwischenzeit hatte Howard Jamieson nicht versäumt, für Harry Keogh eine Nachprüfung an der Hochschule in Hartlepool zu ergattern. Die Sonderprüfung – hauptsächlich ein Intelligenztest, der sich aus Fragen zusammensetzte, die sprachliche, numerische und räumliche Wahrnehmung und Begabung ermitteln sollten – würde an der Schule von Hartlepool unter der direkten Aufsicht von John (›Jack‹) Harmon, dem Rektor, stattfinden. Jedoch war die Gerüchteküche unter den Schülern von Harden übergekocht, und Harry war das Opfer diverser Sticheleien geworden.
    Er hatte beispielsweise neue Spitznamen erhalten, wie etwa ›der Liebling‹. Der große Stanley hatte herumerzählt, dass Harry so etwas wie der Hätschelknabe der Lehrer und des Rektors war. Und mithilfe einer verworrenen Logik, die Stanley meisterlich beherrschte – ganz zu schweigen von der Bedrohlichkeit seiner fleischigen, aber harten Fäuste –, war es ihm bald gelungen, selbst die liberalsten Mitschüler davon zu überzeugen, dass etwas entschieden faul war an Keoghs überraschendem Aufstieg zu jemandem, der mehr als nur ›gewöhnlich‹ war.
    Warum zum Beispiel sollte gerade er diese Sonderprüfung an der Technischen kriegen? Auch andere Jungs waren an dem Tag krank gewesen, oder etwa nicht? Und ließ man ihnen eine Spezialbehandlung zukommen? Nein!
    Es lag nur daran, dass dieser geistesabwesende kleine Furz so gut mit den Lehrern zurechtkam, das war alles. Wer hatte denn dämliche, stinkende Muscheln für diese alte Ziege Miss Gower ausgebuddelt? Natürlich Keogh – und hatte er nicht immer unter dem Schutz des alten ›Sergeants‹ gestanden? Selbstverständlich! Und jetzt, weil er in Mathe einen auf schlau machte, hatte er sogar den blöden alten Hannant auf seiner Seite. Also war er ›der Liebling‹ – diese Brillenschlange, dieser kleine Furz! Aber nicht für den großen Stanley Green, wirklich nicht!
    Das alles klang logisch für Keoghs Mitschüler; und dazu kamen noch die mürrischen Stimmen derer, die ohne eigenes Verschulden die Prüfung verpasst hatten, und bald hatte der Schläger eine ansehnliche Menge Gleichgesinnter gefunden. Selbst Jimmy Collins schien der Meinung zu sein, dass da irgendwas ›stank‹.
    Dann kam der Dienstag, genau eine Woche nach dem Tod des Sportlehrers, als die Schüler wieder einmal runter zum Strand trotteten, um hoffentlich die letzten Steine des Schuljahres zu sammeln. Die Idee hatte zuerst den Reiz des Neuen besessen, doch nun hatten Schüler und Lehrer es gleichermaßen satt; Lanes Tod hatte es allen verdorben. Miss Gower war wie gewöhnlich mit von der Partie, und die Naturkundelehrerin Jean Tasker (etwas älter als Gower, aber weniger altmodisch als sie) nahm den Platz von Dorothy Hartley ein, der man bezahlten Urlaub gewährt hatte. Auch George Hannant war da

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