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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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... könnten Sie recht haben«, stotterte er und zog sich vom Fenster zurück, um sich anzuziehen. Als er sich zornig seine Kleider überwarf, dachte er: Frauen, Weiber, Sex! Das ist alles so ... hässlich! Oder etwa nicht? So unnatürlich! Und so ... notwendig? Mangelt es mir daran?
    Es gab einen Weg, das herauszufinden. Heute Nacht. Es musste heute Nacht sein, denn morgen kamen die Engländer. Er hatte sich entschlossen und ging zurück ans Fenster.
    Ilse fütterte weiter die Hühner. Als sie sein Husten hörte, schaute sie auf und sah ihn sein Hemd zuknöpfen. Er starrte sie an. Für einen langen Moment trafen sich ihre Blicke, dann sagte er unbeholfen: »Ilse, wird es noch kalt? Äh, nachts, meine ich ...«
    Sie runzelte die Stirn und fragte sich, worauf er hinauswollte. »Kalt? Nein, es ist doch Sommer.«
    »Dann werde ich heute Nacht«, platzte er heraus, »glaube ich, das Fenster – und die Vorhänge – offen lassen.«
    Ihre Stirn glättete sich. Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Das ist sehr gesund«, antwortete sie einen Augenblick später. »Sie werden sich dann gleich viel besser fühlen.«
    Peinlich berührt zog Dragosani sich erneut zurück, schloss das Fenster und zog sich fertig an. Ein oder zwei Sekunden lang bereute er, was er getan hatte – auf ihr Angebot einzugehen, als hätte er keinen eigenen Willen –, doch schließlich verdrängte er den Gedanken. Es war geschehen. Was sein würde, würde sein. Es war ohnehin Zeit für ihn, seine Jungfräulichkeit zu verlieren.
    Seine Jungfräulichkeit, als wäre er ein junges Mädchen! Und doch war diese Phrase rührend unbedarft, im Unterschied zur derben Sprache seines untoten Mentors. Wie hatte der alte Teufel im Boden es ausgedrückt? »Ein bloßer Grünschnabel, der noch nie eine Frau gehabt hatte.«
    Damit hatte er Dragosanis Vater gemeint. Seinen wahren Vater. Also bin ich auch in seinen Geist gedrungen ... und ich schenkte ihnen die Nacht!
    Er war in seinen Geist gedrungen – um ihm zu zeigen, wie man es macht ...
    Dragosani erschrak, als ein Kieselstein gegen die Fensterscheibe schlug. Er hatte gedankenverloren auf dem Bett gesessen. Nun stand er auf und öffnete wieder das Fenster. Es war Ilse.
    »Frühstück auf Ihrem Zimmer, Herr Dragosani?«, rief sie hoch. »Oder essen Sie mit uns?« Die Betonung, die sie auf ›Ihrem Zimmer‹ legte, war unmissverständlich, doch Dragosani ignorierte das. Nein, erst musste er mit dem alten Drachen sprechen.
    »Ich komme herunter«, antwortete er und bemerkte die Enttäuschung, die sich augenblicklich auf ihrem Gesicht abzeichnete. Er würde tatsächlich Unterstützung brauchen bei diesem ersten Mal. Sie würde genau wissen, was sie tat, und er hatte keine Ahnung. Aber der Vampir wusste Bescheid. Und Dragosani vermutete, dass es gewisse Geheimnisse gab, die selbst der verschlagene Alte gern enthüllte. Ganz sicher sogar ...
    Dragosanis sexuelles Problem – oder eher die geistige Sperre, die bislang seine Entwicklung in dieser Hinsicht aufgehalten hatte – war während der Pubertät entstanden, zu einer Zeit also, da andere Jungen zum ersten Mal Mädchen küssen und mit heißen und unsicheren Fingern ihre weichen Körper erforschen. Es war in seinem dritten Jahr auf der Schule in Bukarest passiert.
    Er war dreizehn und freute sich auf die Sommerferien. Dann war ein Brief seines Stiefvaters eingetroffen und hatte ihn davor gewarnt heimzukommen. Eine Seuche grassierte auf dem Hof, die Tiere wurden geschlachtet, Besuch war verboten, und auch Boris wurde der Zutritt untersagt. Das Fieber war äußerst ansteckend, es breitete sich im Nu aus, deshalb stand die ganze Gegend im Umkreis von dreißig Kilometern unter Quarantäne.
    Eine Katastrophe – doch sie fanden eine Lösung für Boris. Er hatte eine ›Tante‹ in Bukarest, die jüngere Schwester seines Stiefvaters, und bei der konnte er während der Ferien bleiben. Das war besser als nichts; wenigstens musste er nicht in einem Nebengebäude der Schule bleiben und sein Essen auf einem winzigen Gaskocher zubereiten.
    Seine Tante Hildegard war eine junge Witwe mit zwei Töchtern, die nur wenig älter waren als Boris, Anna und Katrina. Sie lebten in einem geräumigen Holzhaus an der Budestistraße. Merkwürdigerweise sprach man daheim nie viel über sie, und Boris war ihnen erst einmal bei einem ihrer sehr seltenen Besuche auf dem Lande begegnet. Er hatte seine Tante als sehr liebevolle Frau in Erinnerung, zu liebevoll vielleicht, und seine Basen als

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